Magenkrampf
(Gastralgia, Cardialgia), eine schmerzhafte
Affektion des
Magens, welche nicht von wahrnehmbaren Strukturveränderungen
des
Organs abhängt. Der ist also eine reine
Neuralgie und wird deshalb auch als nervöse
Kardialgie bezeichnet. Man beobachtet
den Magenkrampf
wie auch andre
Formen der
Neuralgie häufig bei blutarmen Individuen. So gehören leichtere und
schwerere Anfälle von Magenkrampf
bei bleichsüchtigen Mädchen zu den gewöhnlichsten
Erscheinungen, welche verschwinden, sobald
die
Bleichsucht gehoben wird.
Krankheiten der
Gebärmutter
[* 2] und der
Eierstöcke gehen sehr häufig mit Magenkrampf
einher, und dieser ist eins der häufigsten
Symptome
der
Hysterie (s. d.). In andern
Fällen hängt der Magenkrampf
von gewissen Erkrankungen des
Gehirns und
Rückenmarks sowie von substantiellen
Veränderungen des Lungenmagennervs und des sympathischen Nervs ab, welche bekanntlich den
Magen
[* 3] mit Nervenfäden versorgen.
Der Magenkrampf
kann auch von
Vergiftung des
Bluts mit Malariagift sowie von der gichtigen
Dyskrasie des
Bluts abhängen.
Oft ist man auch nicht im stande, irgend einen
Grund für heftige und langwierige Magenkrämpfe zu finden. Der Magenkrampf
hat einen
typischen Verlauf, indem auf schmerzfreie Zeiträume Anfälle der heftigsten
Schmerzen folgen. Zuweilen wird der
Typus regelmäßig,
so daß die Schmerzanfälle sich täglich zu derselben
Stunde oder alle zwei oder drei
Tage wiederholen.
Bei dem Anfall befällt entweder plötzlich oder nach vorangegangenem
Gefühl von
Druck den
Patienten ein heftiger zusammenziehender
Schmerz in der
Magengrube, welcher sich bis zum
Rücken verbreitet und mit Ohnmachtsgefühl, verfallenem
Gesicht,
[* 4]
Kälte der
Hände
und
Füße und kleinem, aussetzendem
Puls einhergeht.
Der
Schmerz steigt so, daß der Kranke laut aufschreit. Die
Magengegend ist selten vorgetrieben, häufiger
eingezogen; die Bauchdecken sind gespannt. Der Anfall dauert einige
Minuten bis eine halbe
Stunde. Dann nimmt der
Schmerz allmählich
ab und läßt große Erschöpfung zurück; oder er hört plötzlich auf mit
Aufstoßen,
Erbrechen,
Ausbruch eines gelinden
Schweißes
und mit Entleerung eines rötlich gefärbten
Harns. Ein
Druck von außen auf den
Magen oder Zufuhr von
Speise
erleichtert den Magenkrampf
, während der
Schmerz beim
Magengeschwür dadurch gesteigert wird.
In den schmerzfreien
Intervallen fehlen beim Magenkrampf
die Zeichen einer gestörten
Verdauung, wie solche bei andern schmerzhaften
Magenkrankheiten vorkommen. Ebenso leidet die
Ernährung bei Magenkrampf
wenig, und wo nicht
Blutarmut die
Ursache
des Magenkrampfs
ist, können die davon Befallenen kräftig und blühend erscheinen. Die Anfälle beim Magenkrampf werden
durch unbekannte Veranlassung hervorgerufen und treten oft bei leerem
Magen ein, während die Schmerzanfälle beim
Magengeschwür
fast immer auf eine
Mahlzeit folgen.
Die
Prognose des Magenkrampfs
ist eine günstige, wenn dieser auf
Blutarmut, Gebärmutterleiden, Malariainfektion
und
Gicht beruht, sobald nur die Grundkrankheiten einer erfolgreichen Behandlung zugänglich sind.
Schlechte Aussichten dagegen
geben diejenigen
Formen, welche auf
Krankheiten des
Gehirns und
Rückenmarks beruhen, und diejenigen, welche unbekannten
Ursachen
ihre Entstehung verdanken. Die Behandlung des Magenkrampfs
besteht in Beseitigung der genannten Grundkrankheiten
(s.
Bleichsucht). Von
Medikamenten sind besonders im Anfall
Belladonna oder
Morphium zu benutzen.