Magenerwei
terung
(Gastrectasis, Dilatatio ventriculi), eine über das gewöhnliche
Maß hinausgehende
Ausdehnung
[* 2] des
Magens, durch welche der letztere derart an Kontraktionskraft einbüßt, daß er seinen
Inhalt nur träge und
unvollständig in den
Dünndarm überführt. Geringere
Grade der Magenerwei
terung werden wohl auch als
Mageninsufficienz oder
Atonie des
Magens
bezeichnet; in hochgradigen Fällen kann die
Ausdehnung
des
Magens so beträchtlich sein, daß der letztere
den größten
Teil der Bauchhöhle erfüllt und alle übrigen Organe mehr oder minder verdrängt.
Die
Ursachen der Magenerwei
terung sind mannigfach. Häufig findet sie sich im Verlauf des chronischen
Magenkatarrhs, bei dem es leicht zu
Stauungen,
Zersetzungen und Gärungen des Mageninhalts kommt, wodurch derselbe stets übermäßig ausgedehnt wird; ebenso kann
auch die gewohnheitsmäßige Überfüllung des
Magens mit schwerverdaulichen vegetabilischen Nahrungsstoffen wirken; ferner
tritt sie leicht ein, wenn bei. der
Heilung eines
Magengeschwürs, das in der Pförtnergegend gelegen ist, eine narbige Verengerung
des
Pförtners (s.
Magen)
[* 3] erfolgt oder
Geschwülste denselben verlegen und so der
Austritt des
Speisebreies aus dem
Magen mechanisch
erschwert wird. Auch bei
Hysterie,
Nervenschwäche und andern
Nervenkrankheiten ist Magenerwei
terung nicht selten.
Die wichtigsten Symptome der Krankheit sind Appetitlosigkeit und Übelkeit, abwechselnd auch Heißhunger und Durst, Sodbrennen, Druck und Völle in der Magengegend, häufiges Ausstoßen und Erbrechen von übelriechenden und mißfarbigen Massen, auch magern die Kranken meist beträchtlich ab. Beim Beklopfen findet man über dem erweiterten und gashaltigen Magen tympanitischen Perkussionsschall, beim Befühlen hört und fühlt man oft deutlich das Hin- und Herschwappen des flüssigen Mageninhalts; mit Sicherheit läßt sich die Krankheit aber nur durch die Untersuchung mittels der Magensonde und Magenpumpe erkennen.
Die Behandlung muß sich vor allem gegen die vorliegende Grundursache richten; von großem Nutzen sind regelmäßige Ausspülungen des Magens vermittelst der Magendouche oder Magenpumpe, durch welche die angehäufte und zersetzte Speisemasse aus dem erweiterten Magen entfernt und dieser entlastet und dadurch befähigt wird, sich allmählich wieder auf seinen normalen Umfang zusammenzuziehen, sofern nicht mechan. Hindernisse am Pförtner, die höchstens durch operative Eingriffe entfernt werden können, die Ursache sind. Bei unheilbarer Verengung des Magenpförtners, z. B. bei krebsiger Entartung, ist eine operative Behandlung vorzunehmen (s. Magenresektion, Gastroenterostomie). -
Vgl.
Kußmaul, über
die Behandlung der Magenerwei
terung durch eine neue Methode (Freib. i. Br.
1869);