Magdenau
(Kt. St. Gallen, Bez. Unter Toggenburg, Gem. Degersheim). 749 m. Gemeindeabteilung, kleines Dorf und Frauenkloster, in einem fruchtbaren kleinen Thal 4 km nw. Degersheim und 2 km sw. der Station Flawil der Linie Zürich-Winterthur-St. Gallen. Strasse nach Flawil. Telephon. Zusammen mit Wolfertswil: 81 Häuser, 492 kathol. Ew.; Dorf: 10 Häuser, 122 Ew. Eigene Kirchgemeinde. Die Pfarrkirche zu St. Verena steht sw. vom Dorf und Kloster, hat einen mächtigen Glockenturm und stammt aus dem 8. oder 9. Jahrhundert. Das Kloster wurde 1244 von den auf der Glattburg sitzenden Edeln von Giel gestiftet, die mit Erlaubnis des Abtes Walter die Zisterzienser Nonnen im Brüel zu St. Gallen hierher riefen. Das gleich von Anfang an ziemlich reich dotierte Kloster vergrösserte ¶
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seinen Besitz durch verschiedene Vergabungen (besonders von Seiten der Grafen von Toggenburg) ziemlich rasch und gelangte damit zu grossem Reichtum. Seinen Aebtissinnen stand bis 1798 das Patronat über die St. Verenakirche und die Ausübung der niedern Gerichtsbarkeit über die Klostergüter (Wolfertswil, Mümertswil, Egg, Wolfersberg, Moos, Dieselbach, Alterswil und Bub) zu. Auch nach dem Brand von 1385 hob sich das Kloster rasch wieder zu neuer Blüte. Heute zählt es 50 Nonnen, die sich mit dem Sticken von Kirchenparamenten, Spitzen etc. beschäftigen und daneben den Mädchen des Dorfes unentgeltlichen Unterricht in weiblichen Arbeiten erteilen.
Zum Kloster gehören heute noch verschiedene Werkstätten, eine Fabrik zum Imprägnieren von Telegraphenstangen und gut unterhaltene grosse Waldungen. 1868 spendete das Kloster an die Gründung der Knabenerziehungsanstalt Thurhof bei Oberbüren die schöne Summe von 40000 Franken. Von Altertümern ist leider nicht mehr viel erhalten geblieben, da besonders die einstigen kostbaren Glasmalereien aus dem 14. und 15. Jahrhundert im Verlauf des Toggenburgerkrieges entweder weggenommen oder zerstört worden sind.
Ein Kleinod schweizerischer Kunst ist das noch erhaltene Besuchs- oder sog. Bischofszimmer, das aus 1674 stammt, im reichsten
Renaissancestil gehalten ist und einen 1664 gebauten Fayenceofen enthält. Magdenau
ist heute noch eines der reichsten Klöster
der Ostschweiz. Zur Zeit der Reformation wurde es mehrfach von Truppen besetzt und dann für eine ziemlich
lange Zeit ganz aufgehoben, bis ihm der Landfrieden von 1718 seine Wiederherstellung brachte. Seither hat es einer ununterbrochen
friedlichen Entwicklung sich zu erfreuen gehabt. 1244: Magginowe; später Maggenau.