Madriserthal
oder Val di Madriso (Kt. Graubünden, Bez. Hinterrhein, Kreis und Gem. Avers). So heisst eine der obern Verzweigungen des Averserthales im weiteren Sinn. Man legt dem untern Abschnitt dieses letzteren von der Einmündung des Averserrhein in den Hinterrhein (oberhalb Andeer) bis zu der Stelle, wo nach links das Val di Lei und nach rechts das Val Starlera abzweigen, gewöhnlich den Namen Val Ferrera bei und beschränkt die Bezeichnung Avers oder Averserthal auf den von der genannten Stelle an gegen SO. ziehenden obern Abschnitt des Thales.
Von diesem
Averserthal im engeren Sinn (auch
Oberthal geheissen) zweigt sich bei Cröt (1720 m) nach S. das Madriserthal
(oder
Unterthal) ab. Dieses ist nur in seinem vordersten Teil ständig bewohnt und hat hier ein Schulhaus,
während sich weiter oben blos noch Alpweiden finden. Bei der obersten Alpweide, derjenigen von
Sovrana (1960 m), gabelt es
sich in die drei Aeste des gegen SW. ziehenden
Val di Lago, des gegen S. aufsteigenden
Val Prassignola und des gegen SO. reichenden
Val di Ronda.
Aus der ersten dieser Verzweigungen führt die
Forcella di Lago (2680 m) hinüber nach Chiavenna, aus
der zweiten die
Forcella di Prassignola (2720 m) nach
Soglio und
Castasegna (im
Bergell) und aus der dritten der
Passo della Duana
(2750-2800 m) und der
Passo di Marcio (2741 m) entweder nach
S. ins
Bergell oder nach N. durch das
Val Bregalga
nach
Avers-Cresta. Die rechte Thalwand des Madriserthales
besteht aus Kalksteinen und Tonschiefern, die linke aus krystallinen
Schiefern.
Rechts finden sich ausgedehnte
Lager von schönem weissem Plattenmarmor. Der Madriserrhein oder die
Acqua di Madriso hat sich
an verschiedenen
Stellen in diesen Marmor eingeschnitten, was prachtvolle Farbeneffekte zur Folge hat.
Das Thal ist reich an malerischer landschaftlicher Schönheit und bietet auch für den Geologen und Botaniker grosses Interesse.
Es wird aber wegen seiner grossen Entfernung von den Fremdenzentren nur sehr selten besucht. Der oberste Thalabschnitt eignet
sich vorzüglich als Ausgangspunkt für eine Reihe von lohnenden Hochgebirgstouren: Bläsihorn oder
Blesehorn
(3048 m),
Cima di Sovrana (3060 m),
Cima di Lago (3015 m),
Pizzo Gallegione (3115 m),
Cima di Cavino (2969 m),
Weissberg (2980
m),
Tscheischhorn (3014 m) etc. Am meisten wird der
Pizzo Gallegione besucht, den man aber weit mehr von der italienischen
(S.-)
Seite her erklettert, als auf dem Weg durch das Madriserthal.