Madonnenbilder
(Marienbilder), gemalte und plastische
Darstellungen der
Jungfrau
Maria mit dem Jesuskind, welche in der
Geschichte der christlichen
Kunst eine sehr bedeutsame
Stelle einnehmen. Die
Legende erzählt, daß der
Evangelist
Lukas das erste
Bild der
Madonna mit dem
Kind nach dem
Leben (s.
Lukasbild) gemalt haben soll, weshalb er in mittelalterlichen
Bildern in dieser Thätigkeit dargestellt wird. Die ersten
Bilder der
Mutter Jesu finden sich, doch nur vereinzelt, in Katakombenbildern
des 2. und 3. Jahrh. Erst seit dem 5. Jahrh.
wurden die Madonnenbilder
häufiger, und von da ab machte sie die byzantinische
Malerei allgemein.
Doch ist die
Mehrzahl dieser Madonnenbilder
durch den Bildersturm vernichtet worden. Aus den
Fesseln byzantinischer Starrheit befreite
Cimabue zu Ende des 13. Jahrh. die und von da ab hat die italienische
Malerei und
Plastik ihre höchste Aufgabe in Madonnenbi
ldern gesehen, bis
Raffael den
Typus der
Madonna mit dem
Kind in zahlreichen
Gemälden
(Madonna della Sedia,
Sixtinische Madonna) zur Vollendung brachte (vgl. auch
Heilige Familie). Dem italienischen Schönheitskultus
trat bald das schlicht-bürgerliche Empfinden der deutschen
Kunst
(Dürer und
Holbein)
[* 2] gegenüber, in welcher
der Marienkultus seinen tiefsten und reinsten
Ausdruck gefunden hat.
Hier sind besonders der unter dem Namen »das Marienleben« bekannte Cyklus von Holzschnitten von Dürer und die Madonna des Bürgermeisters Meyer von H. Holbein dem jüngern zu nennen. Eine in der mittelalterlichen Kunst beliebte cyklische Darstellung waren auch die sieben Freuden und die sieben Schmerzen der Maria. Besondere Gruppen bilden die Darstellungen der Madonna mit dem Kind, als Himmelskönigin auf dem Halbmond schwebend (nach Offenbar. Joh., Kap. 12), und die Madonna mit dem Leichnam Christi (s. Pietà).
Die Madonna allein kommt häufig auf Darstellungen des englischen Grußes, der unbefleckten Empfängnis (Murillo), der Mater dolorosa, des Todes Mariä und der Himmelfahrt Mariä (s. d.) vor.
Vgl. Gruyer, Les vierges de Raphael et l'iconographie de la vierge (Par. 1869, 3 Bde.);
Rohault de Fleury, La sainte vierge (das. 1878);
A. Schultz, Die Legende vom Leben der Jungfrau Maria und ihre Darstellung in der bildenden Kunst des Mittelalters (Leipz. 1879);
Erkl, Die Madonna als Gegenstand christlicher Kunstmalerei und Skulptur (Brixen 1883);
Fäh, Das Madonnenideal in den ältern deutschen Schulen (Leipz. 1884);
v. Schreibershofen, Die Wandlungen der Mariendarstellungen in den Bildern der Kunst (Heidelb. 1886).