Müffling
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Friedrich Ferdinand Karl, Freiherr von, mit dem Familiennamen Weiß, preuß. Generalfeldmarschall, geb. zu Halle, [* 2] trat 1787 als Junker in ein Füsilierbataillon, mit welchem er 1790 nach Schlesien [* 3] ging und 1792-94 den Feldzug gegen Frankreich mitmachte. Von 1797 bis 1802 ward er bei der trigonometrischen Vermessung Westfalens für die Lecoqsche Karte, sodann 1803 als Premierleutnant bei der Gradmessung [* 4] in Thüringen beschäftigt. 1805 trat er als Hauptmann in den Generalstab. 1806 stand er bei dem Korps des Herzogs von Weimar, [* 5] schloß sich nach der Katastrophe von Jena [* 6] Blücher an und erhielt nach dem Treffen bei Lübeck [* 7] den Auftrag, die Kapitulation von Rattkau abzuschließen. 1808 trat er als Mitglied des sogen. geheimen Konseils in weimarische Dienste, [* 8] 1813 aber wieder in die preußische Armee und ward als Oberstleutnant dem Generalstab Blüchers zugeteilt.
Nach dem Gefecht bei Hainau in Schlesien, zu dem er die Disposition entworfen, avancierte er zum Obersten; nach dem Ende des Waffenstillstands ward er Generalquartiermeister bei der schlesischen Armee, nach der Schlacht bei Leipzig [* 9] Generalmajor, nach Abschluß des ersten Pariser Friedens Chef des Generalstabs der am Rhein zurückgebliebenen Armee. 1815 ward er der britischen Armee unter Wellington zugeteilt. Nach der zweiten Einnahme von Paris [* 10] ward er dann zum Gouverneur der Stadt ernannt und blieb 1816 als Bevollmächtigter Preußens [* 11] im Hauptquartier des Herzogs von Wellington.
Hier verband er sich mit französischen Offizieren und Gelehrten zu einer Gradmessung zwischen Dünkirchen [* 12] und dem Seeberg. 1818 wohnte er dem Kongreß in Aachen [* 13] bei. 1820 wurde er Chef des Generalstabs der preußischen Armee. Als Generalleutnant erhielt er 1829 eine Mission nach Konstantinopel, [* 14] um die Pforte für den Frieden mit Rußland geneigt zu machen, und wurde im März 1832 General des 7. Armeekorps, 1837 Gouverneur von Berlin, [* 15] 1841 Präsident im Staatsrat. 1847 erhielt er die erbetene Entlassung mit dem Titel eines Generalfeldmarschalls und als Geschenk die Domäne Wandersleben und ließ sich hierauf in Erfurt [* 16] nieder, wo er starb.
Seine namhaftesten Schriften, die unter der Chiffer C. v. W. erschienen, sind: »Operationsplan der preußisch-sächsischen Armee 1806« (Weimar 1806);
»Marginalien zu den Grundsätzen der höhern Kriegskunst für die österreichischen Generäle« (das. 1808, 2. Aufl. 1810);
»Die preußisch-russische Kampagne im Jahr 1813« (Bresl. 1813; 2. Aufl., Leipz. 1815);
»Geschichte des Feldzugs der englisch-hannöversch-niederländischen und braunschweigischen Armee unter dem Herzog von Wellington und der preußischen unter dem Fürsten Blücher im Jahr 1815« (Stuttg. 1815);
»Beiträge zur Kriegsgeschichte der Jahre 1813 und 1814; die Feldzüge der schlesischen Armee« (Berl. 1824, 2 Bde.);
»Betrachtungen über die großen Operationen und Schlachten [* 17] etc.« (das. 1825);
»Napoleons Strategie im Jahr 1813« (das. 1827).
Die nachgelassene
Schrift »Aus meinem
Leben« (Berl. 1851, 2. Aufl. 1855) gab sein
Sohn heraus; dieselbe enthält interessante Schilderungen über die Vorgänge im Blücherschen
Hauptquartier 1813-14, ist
indes nicht durchaus zuverlässig, da Müfflings
Eitelkeit und sein
Haß gegen
Gneisenau ihn zu ungerechten
Urteilen, ja zur
Verdunkelung der
Wahrheit verleiteten. Eine herbe
Kritik haben Müfflings
Memoiren durch
Th. v.
Bernhardi
(»Denkwürdigkeiten aus
dem
Leben des
Generals v.
Toll«, Bd. 4) erfahren.