Mörĭke,
Eduard, Dichter, geb. zu Ludwigsburg, [* 2] empfing seine Gymnasialbildung im Seminar zu Urach und studierte dann Theologie in Tübingen, [* 3] wo er sich mit Ludw. Bauer, Strauß [* 4] u. a. eng befreundete. Als Dichter trat er zuerst mit dem dunkel-phantastischen, aber poetisch reichen Roman »Maler Nolten« (Stuttg. 1832, 2. Aufl. 1877) hervor, welcher mit seiner Darstellung weit über den allgemeinen Lebens- und Stimmungsgehalt der schwäbischen Dichterschule hinauswuchs. Nachdem als Pfarrgehilfe an einigen Orten Württembergs thätig gewesen, erhielt er 1834 die Pfarrstelle zu Kleversulzbach bei Weinsberg, die er bis 1843 bekleidete. Krankheit zwang ihn, sein Amt niederzulegen und einige Jahre hindurch als Privatgelehrter in Mergentheim [* 5] zu leben. 1851 siedelte er nach Stuttgart [* 6] über, übernahm eine Lehrerstelle am Katharinenstift daselbst und trat 1866 in den Ruhestand. Er starb ¶
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in Stuttgart. Die bedeutendste litterarische Darbietung dieses eigentümlichen, unter den nachgoetheschen Lyrikern hoch hervorragenden Poeten war und blieb die Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg. 1838, 4. Aufl. 1867). Ihre dichterische Bedeutung beruht auf der vollendeten, auch vom leisesten Zug der Abstraktion oder falschen Rhetorik freien Unmittelbarkeit der Empfindung und Anschauung, auf dem Reichtum einer tief innerlichen Dichternatur, welcher Lieder im frischesten Volkston ebenso gemäß sind wie solche mit subjektivster Empfindung, welche den feierlichen Ton der Hymne ebensowohl trifft wie den schlichten und humoristischen des Idylls. Reizende Einzelheiten weisen auch »Das Stuttgarter Hutzelmännlein«, Märchen (Stuttg. 1852, 2. Ausg. 1855),
woraus die »Historie von der schönen Lau« später mit 7 Umrissen von Schwind (das. 1873) erschien, das »Idyll vom Bodensee«, in 7 Gesängen (das. 1846, 2. Aufl. 1856),
die Novelle
»Mozart auf der Reise nach Prag«
[* 8] (das. 1856) auf. Mörike
gab außerdem ein »Jahrbuch
schwäbischer Dichter und Novellisten« (mit W. Zimmermann, Stuttg. 1836),
»Iris«, Sammlung erzählender und dramatischer Dichtungen (das. 1839; teilweise wieder abgedruckt in den »Vier Erzählungen«, das. 1857),
eine Übersetzung von Theokrits Idyllen (mit Notter, das. 1853-56),
des Anakreon (das. 1864) heraus. Seine »Gesammelten Schriften« erschienen in 4 Bänden (Stuttg. 1878); seinen Briefwechsel mit Herm. Kurz gab Bächtold (das. 1885) heraus.
Vgl. Notter, E. Mörike
(Stuttg. 1875);
Klaiber, E. Mörike
(das. 1876);
H. Fischer, E. Mörike
(das. 1881).