Titel
Möller
,
1) Poul Martin, dän. Schriftsteller, geb. bei Veile, studierte in Kopenhagen [* 2] Theologie, widmete sich aber daneben mit Vorliebe dichterischen Arbeiten und nahm später (1818) an der Baggesen-Öhlenschlägerschen Fehde auf Öhlenschlägers Seite in prosaischen und poetischen Schriften lebhaften Anteil. Von Reiselust getrieben, machte er im Herbst 1819 als Schiffspastor eine Fahrt nach China [* 3] mit, die er in »Opteguelser paa en Reise til China« schilderte.
Während dieser
Reise dichtete er sein bekanntestes Gedicht: »Glæde over Danmark«
(»Freude an
Dänemark«).
[* 4] Nach seiner Rückkehr wurde er 1822 als
Adjunkt bei der Metropolitanschule in
Kopenhagen angestellt, 1826 als
Lektor der
Philosophie nach
Christiania
[* 5] berufen und 1828 zum
Professor befördert, kehrte aber schon 1831 in gleicher
Eigenschaft
nach
Kopenhagen zurück. Er starb Von seinen poetischen Werken, welche sich durch originelle und gewählte Form
auszeichnen und eine gesunde, oftmals echt humoristische Lebensanschauung bekunden, verdienen Hervorhebung: die
nordische
Erzählung »Eyvind Skaldaspiller«, der
Roman »En dansk
Students Eventyr«, das einaktige
Drama
»De opdigtede Historier«
sowie einige kleinere Gedichte. Seine »Efterladte Skrifter« (hrsg.
von
Chr.
Winther, Kopenh. 1839-43, 3 Bde.; 3. Ausg.
1856, 6 Bde.; Auswahl 1873) enthalten zugleich eine vortreffliche
Biographie Möllers
von F. C.
Olsen.
2) Heinrich Karl, Bildhauer, geb. zu Berlin, [* 6] besuchte die Akademie daselbst und arbeitete von 1827 bis 1840 im Atelier Rauchs. Seine streng antikisierenden Hauptwerke sind: Pallas reicht dem Krieger die Waffen [* 7] (eine der acht Gruppen auf der Schloßbrücke zu Berlin), die Allegorie der Wahrheit (auf der Dachbalustrade des königlichen Schlosses), die Gruppe Rußland (auf der Börse in Berlin), die Figuren der Mathematik und der Naturwissenschaft (auf der Universität zu Königsberg), [* 8] Amor, Hebe und die Gruppe eines Knaben mit einem Neufundländer Hund (1879, Nationalgalerie zu Berlin). Er starb in Berlin.
3) Peter Ludwig, dän. Dichter und Ästhetiker, geb. zu Aalborg, studierte in Kopenhagen, gab 1840 einen Band [* 9] »Lyriske Digte« heraus und gewann 1841 die goldene Medaille der Universität für eine ästhetische Abhandlung, worauf er sich ganz der litterarischen Thätigkeit widmete. Weiterhin erschienen von ihm: »Kritiske Skizzer« (1847),
»Billeder og Sange« (1848) sowie unter dem Pseudonym Otto Sommer: »Lövfald«, eine neuere Sammlung von Gedichten (Kopenh. 1855),
und die interessante
Arbeit: »Det nyere Lystspil i Frankrig og Danmark« (das.
1858). Möller
starb zu
Rouen
[* 10] im Irrenhaus.
4) Eduard von, Oberpräsident von Elsaß-Lothringen, [* 11] geb. zu Minden, [* 12] studierte in Heidelberg [* 13] Jurisprudenz, trat 1835 als Auskultator in preußischen Staatsdienst und ward, nachdem er im Justizdienst und dann in der Administration gearbeitet hatte, 1840 Landrat des Kreises Simmern und 1844 königlicher Eisenbahnkommissar für die Rheinprovinz [* 14] und Westfalen. [* 15] Ende 1848 ward er bereits zum Regierungspräsidenten in Köln, [* 16] nach dem Krieg von 1866 zum Oberpräsidenten der neuen Provinz Hessen-Nassau [* 17] ernannt.
Die schwierige Aufgabe, diese zu organisieren und dem neuen Staatswesen einzuordnen, ohne die berechtigten Eigentümlichkeiten
und
Gefühle der
Bevölkerung
[* 18] zu verletzen, löste Möller
in so glänzender
Weise und erwarb sich in so kurzer Zeit die Anhänglichkeit
und das Vertrauen der
Hessen-Nassauer, daß er Anfang
September 1871 an die
Spitze der
Verwaltung der eroberten
Provinzen
Elsaß-Lothringen berufen wurde. Bei der Feindseligkeit der von den Ultramontanen überdies aufgehetzten
Bevölkerung
und der verwickelten staatsrechtlichen
Stellung der neuen
Provinzen war dieser
Posten ein äußerst dornenvoller; Möller
erwarb
sich wenigstens persönlich das Vertrauen der Elsässer. Nach der
Verleihung einer neuen
Verfassung an
die
Reichslande und der Ernennung eines kaiserlichen
Statthalters in
Straßburg
[* 19] 1879 legte Möller
sein
Amt nieder und zog sich nach
Kassel
[* 20] zurück, wo er starb.
Vgl. Schricker, E. v. M. (Kassel 1881).
5) Heinrich, Bildhauer, geb. 1835 zu Altona, [* 21] war anfangs Tischler, bis er durch Unterstützung eines Mäcens in den Stand gesetzt wurde, nach München [* 22] zu gehen, um die Bildhauerkunst [* 23] zu erlernen. Doch erhielt er seine eigentliche Ausbildung erst bei Schilling in Dresden, [* 24] wo er mit seinem Erstlingswerk, einem Satyr, [* 25] der einen jungen Faun Becken schlagen lehrt, Glück machte. Seitdem behandelte er meistens lyrische und mythologische Gegenstände von großer Naivität und Anmut sowie sorgfältiger Durchführung. Dahin gehören: als Gegenstück zu der genannten Gruppe ein weiblicher Faun mit einem Satyrknaben, Hans Sachs, Äsop, Amor auf dem Anstand, Pan [* 26] als Erfinder der Schalmei, ein schlafender Knabe mit einem Hund, Sommer und Herbst u. a. 1880 vollendete er ein Siegesdenkmal für Altona. Er lebt in Dresden.