Lymphgefäße
(Saugadern, Vasa lymphatica s. resorbentia), dünne, zartwandige Röhren, [* 2] welche, zu dem weitverbreiteten sogen. lymphatischen System vereinigt, bei den Wirbeltieren (mit Ausnahme mancher Fische) [* 3] fast in allen Organen des Körpers vorhanden sind, das überschüssige Ernährungsmaterial, welches die Blutgefäße an die Organe abgeben, aufsaugen und zugleich mit den Nährsäften aus den Verdauungsorganen (Chylus) in den Blutstrom zurückführen (s. Gefäße).
Sie haben ähnlich den
Venen äußerst dünne, aber feste
Wände, an deren Innenfläche sich oft
Klappen
zur Verhütung des Rückströmens der
Lymphe befinden. Wahrscheinlich sind die feinsten Anfänge der Lymphgefäße
Lücken in dem
Gewebe der
[* 4] einzelnen
Organe, welche erst weiterhin eine häutige Auskleidung bekommen und dann als Lymphkapillaren (s.
Kapillaren) auftreten. Die letztern vereinigen sich nach und nach zu größern
Ästen, diese zu großen
Lymphgefäß
stämmen.
Solche schließen namentlich bei niedern
Wirbeltieren vielfach als sogen. Lymphräume die großen
Adern
in sich ein, folgen
beim
Menschen fast ausschließlich in ihrem Verlauf den
Venen, treten aber an gewissen Körperstellen als zuführende Lymphgefäße
(vasa
afferentia) in
Lymphdrüsen (s. d.) ein und verlassen dieselben wiederum als abführende
Lymphgefäße
(vasa efferentia). Stets münden sie zuletzt in eine
Vene ein und sind vielfach kurz vorher noch mit
einer kontraktilen Erweiterung versehen.
Solche
Lymphherzen (s. auch
Herz) finden sich in allen Wirbeltierklassen mit Ausnahme der
Säugetiere. Die
Stämme, zu welchen
sich die Lymphgefäße
vereinigen, bevor sie ihren
Inhalt in den Blutstrom ergießen, sind beim
Menschen folgende:
Der Milchbrust- oder kurzweg
Brustgang (ductus thoracicus), eine rabenkielstarke
Röhre mit wenig
Klappen nimmt die Lymphgefäße
der ganzen
untern Körperhälfte, der ganzen linken und des untern Teils der rechten Brusthälfte, der linken
Hals- und Kopfhälfte und
des linken
Arms auf. Er entspringt vor dem ersten oder zweiten
Lendenwirbel durch den Zusammenfluß von
drei kurzen, ansehnlichen Stämmchen (von denen der mittlere die Chylusgefäße des
Darms aufnimmt), läuft dann zusammen
mit der
Aorta durch das
Zwerchfell und mündet in die
Vena anonyma der linken Seite ein. Hier befindet sich gegen den
Eintritt
des
Bluts in ihn eine
Klappe. Die übrigen Lymphgefäße
treten zu dem ansehnlichen rechten Saugaderstamm (truncus
lymphaticus dexter) zusammen, welcher sich in den
Winkel,
[* 5] den die rechte innere
Drosselvene mit der rechten Armvene bildet,
ergießt. - Selbständige Erkrankungen der Lymphgefäße
sind sehr selten; es kommen vor Erweiterungen
(Lymphangiektasis) als Folgezustände
bei behindertem Abfluß der
Lymphe, zuweilen in Form von
Geschwülsten
Lymphangioma, in der
Zunge als sogen.
Makroglossie.
Ferner kennt man Erweiterung der Lymphgefäße
durch Anfüllung derselben mit Geschwulstzellen, wie sie nicht
selten im
Netz, am
Bauchfell,
Zwerchfell und der Lungenoberfläche bei
Magenkrebs angetroffen wird.
In den ganz großen Lymphgefäße
,
¶
mehr
namentlich im Ductus thoracicus, ist auch Tuberkulose beobachtet worden. Die Entzündung der Lymphgefäße
(Lymphangitis) tritt als gesonderte
Erscheinung nur an größern Ästen der auf, namentlich wenn man diese als rote Streifen am Vorderarm durch die Haut
[* 7] durchschimmern
sieht. Solche rote Linien deuten stets auf eine Verwundung hin, durch welche schädliche, reizende Substanzen,
besonders eitererregende Keime, in die Gewebe eingedrungen sind, welche dann jene Blutfülle in der Scheide der Lymphgefäße
bedingen.
Diese Lymphgefäße
ntzündung kann bei Entfernung der schädlichen Stoffe und Heilung der Wunde ohne weiteres verschwinden, zuweilen
ist sie der Vorbote einer Blutvergiftung. - Die Entzündung der Anfänge der Lymphgefäße
fällt zusammen mit der
Bindegewebsentzündung (s. Phlegmone). Chronische Verdickung und Entzündung der Lymphgefäße
begleitet die Elefantiasis.