Lykopodĭaceen
(Bärlappgewächse), kryptogamische Familie unter den Gefäßkryptogamen, perennierende, immergrüne, moosähnliche Gewächse mit langgestrecktem, dichotom verzweigtem, kriechendem Stengel, [* 2] aufrechten Ästen und aus der Unterseite der Stengel [* 1] (Fig. 1A) entspringenden Nebenwurzeln. Die Stengel sind in ihrer ganzen Länge meist dicht besetzt mit zahlreichen kleinen, sitzenden und herablaufenden, ganzen, linealischen oder schuppenförmigen, spitzen Blättern, welche spiralig oder quirlständig angeordnet sind und bisweilen in zweifacher Gestalt an derselben Achse auftreten.
Die Sporangien [* 1] (Fig. 1 C) befinden sich einzeln in der Achsel von gewöhnlichen Blättern oder werden auf der Basis schuppenartiger, verbreiterter Hochblätter entwickelt, mit denen sie als ein ähriger Fruchtstand auftreten. Sie stellen meist nierenförmige, an ihrer konkaven Seite festgewachsene Säckchen dar, die zur Reifezeit mit einem über den Scheitel gehenden Riß aufspringen. Die in den Sporangien enthaltenen Sporen [* 1] (Fig. 1D) haben tetraedrisch-kugelige Gestalt und ein gelb gefärbtes, durch netzförmige Leisten verdicktes Exosporium.
Die
Entwickelung der Lykopodiaceen
, besonders ihr wulstig-lappiger, chlorophyllloser, monözischer
Vorkeim
[* 1]
(Fig. 1B) und die
Ausbildung
einer einzigen Sporenart, weist ihnen eine
Stellung in der
Nähe der
Farnkräuter und
Ophioglosseen an und
unterscheidet sie als
Familie von den in den vegetativen Teilen ihnen zwar sehr ähnlichen, aber durch zweierlei
Sporen ausgezeichneten
Selaginelleen, mit denen sie in der
Klasse der Lykopodinen vereinigt werden. Die
Familie zählt etwas über 100 jetzt lebende
Arten in vier
Gattungen, von denen
Lycopodium Lykopodiaceen
die wichtigste und artenreichste ist; die
Gattungen Phylloglossum
Kze. und Tmesipteris Bernh.
sind australisch, die bisweilen epiphytisch wachsenden
Arten von Psilotum Lw.
bewohnen die
Tropen.
In den vorweltlichen
Perioden waren die Lykopodiaceen
in viel größerer Anzahl, als ein Hauptbestandteil der
Vegetation, und zugleich
in weit stattlichern
Formen vertreten. Hier treten uns in der
Steinkohlenformation die
Schuppenbäume
(Lepidodendron
Brongn., s. Tafel
»Steinkohlenformation II«)
[* 3] als baumartige Lykopodiaceen
entgegen, eine gegenwärtig gänzlich ausgestorbene
Gattung mit dichotom verzweigtem, bis über 30 m hohem und bis 4 m im
Umfang haltendem
Stamm, dessen
Rinde regelmäßig bedeckt
ist mit dicht stehenden, spiralig angeordneten, rhombischen, elliptischen oder sechseckigen
Blattkissen,
auf deren Mitte ein kleines
Wärzchen, die
Narbe des abgefallenen
Blattes, sich befindet. Auch kommen dünnere
Zweige vor mit
noch ansitzenden, steifen, linealischen Blättern, desgleichen walzenförmige, bisweilen an Tannenzapfen erinnernde Fruchtähren
am Ende der
Zweige mit zahlreichen schuppenförmigen Deckblättern, welche Sporangien mit zweierlei
Sporen
in ihrer
Achsel tragen.
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1.
Bärlapp
(Lycopodium). A
Zweig von Lykopodiaceen
clavatum. B
Vorkeim von Lykopodiaceen
annotinum, C
Fruchtblatt mit geöffnetem
Sporangium, D
Sporn; stark vergrößert.]
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Man unterscheidet gegen 60 Arten. Ferner gehören hierher die Siegelbäume (Sigillaria Brongn., s. Tafel »Steinkohlenformation II«), [* 3]
säulenförmige, fast unverzweigte, bis 25 m lange u. 1-2 m dicke Stämme, die mit zahlreichen in Längsreihen geordneten, scheibenförmigen, Siegelabdrücken ähnlichen Blattnarben besetzt sind, zwischen denen Längsfurchen verlaufen; sie trugen an der Spitze lange, steife, schilfartige Blätter, und solche besenförmige Stammspitzen werden auch in niedrigen Exemplaren gefunden. Die Fruchtstände sind wiederum ährenförmig, und ihre Deckblätter tragen Sporangien mit zweierlei Sporen.
Von diesen Bäumen kennt man gegen 80 Arten ebenfalls in der Steinkohlenformation. Die Wurzeln der Siegelbäume waren dicht mit langen, cylindrischen Nebenwurzeln besetzt, welche beim Abfallen eine kreisrunde Warze zurückließen; man hielt dieselben anfangs für Stengelgebilde, die mit linealischen Blättern besetzt seien, und rechnete sie als eine eigne Gattung, Stigmaria Brongn. (s. Taf. »Steinkohlenformation II«), [* 3]
zu den Isoeteen. Neuerdings ist auch die fossile Gattung
Keilblatt Sphenophyllum Brongn.,
[* 4]
Fig. 2), welche bisher zu den Kalamiten gerechnet wurde, als eine Lykopodiacee
erkannt worden. Sie hat dünne, gegliederte Stengel, quirlständige, freie, keilförmige Blätter mit dichotom geteilten Nerven
[* 5] und lange, walzenförmige Fruchtähren in den Achseln der Blätter. Man hält diese Pflanzenreste, von denen elf ebenfalls
nur im Steinkohlengebirge vorkommende Arten unterschieden werden, für laub- und fruchttragende Zweige baumartiger
Lykopodiaceen
Gleichfalls in der Steinkohlenformation treten auch den jetzt lebenden Arten ähnliche, krautartige Bärlappe auf, welche
die Gattung Lycopodites Brongn. bilden. Über die Entwickelungsgeschichte
[* 6] der Lykopodiaceen
haben Hegelmaier, Strasburger, Juranyi, De Bary
und Frankhauser Abhandlungen veröffentlicht.
[* 4] ^[Abb.: Fig. 2. Sphenophyllum Schlotheimii. a Zweig mit zwei Fruchtähren; b, c verschiedene Blattformen.]