Lykĭen,
im Altertum eine Landschaft an der Südküste Kleinasiens (s. Karte »Alt-Griechenland«), [* 2]
welche gegen
NW. von
Karien, gegen N. von
Phrygien und
Pisidien, gegen
NO. von
Pamphylien, im übrigen vom
Mittelländischen
Meer
begrenzt ward. Das Land, überwiegend gebirgig, zum Teil sogar von bis 3000 m ansteigenden Hochgebirgen (Tauros) erfüllt,
war trotzdem reich an
Wein,
Getreide
[* 3] und den übrigen
Produkten
Kleinasiens; namentlich wurden die
Zedern,
Tannen und
Platanen von Lykien
gerühmt. Besonders fruchtbar und städtereich war das die
Landschaft von N. nach S. durchschneidende
Xanthosthal.
Der ältere
Name von Lykien
war nach Herodot
Milyas, welcher sich in dem nördlichen Gebirgsland erhielt, der seiner ersten Einwohner
Solymer und Termilen (Tramili). Die Lykier, welche schon bei
Homer als
Bundesgenossen der Troer auftreten,
behaupteten ihre
Freiheit gegen
Krösos, erlagen aber später nach heldenmütigem
Kampf der persischen Übermacht. Die
Römer
[* 4] schenkten das Land zuerst den Rhodiern, gaben ihm aber nach dem makedonischen
Krieg seine
Freiheit wieder.
Kaiser
Claudius machte Lykien
zur römischen
Provinz und verleibte es der Präfektur
Pamphylien ein. Erst in der
Römerzeit wurde, wie die
Inschriften beweisen, das
Volk gräzisiert und erlangte dann in der Kaiserzeit rasch einen erstaunlichen
Wohlstand, als dessen
Zeugen die Reste zahlreicher
Theater,
[* 5]
Magazine und Hafenbauten sich erhalten haben. Erst
Theodosius trennte
Lykien
wieder von
Pamphylien, und so erscheint es nochmals als eine eigne
Provinz mit der Hauptstadt
Myra.
Zur Zeit seiner Freiheit bildete es einen aus 23 selbständigen Republiken bestehenden Städtebund, an dessen Spitze ein Generalstatthalter (der Lykiarches) stand. Die Zahl der Städte betrug nach Plinius 70; die größten waren: Phaselis, Xanthos, Patara, Pinara, Telmessos, Olympos, Myra, Antiphellos und Tlos. Die Bundesversammlungen fanden in Xanthos statt. Die Lykier waren ein friedliebendes, wohlgesittetes Volk, das auf einer ziemlich hohen Stufe der Kultur stand ¶
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und namentlich in der Baukunst [* 7] Tüchtiges leistete, wovon noch eine Menge wohlerhaltener Grabmäler, welche in ihrer Architektur den Holzbau nachahmen (s. Antiphellos), Zeugnis ablegen. Über die Sprache [* 8] der Lykier s. Lykisch.
Vgl. Fellows, Discoveries in Lycia (Lond. 1841);
Spratt und Forbes, Travels in Lycia etc. (das. 1847, 2 Bde.);
Bachofen, Das lykische Volk (Freiburg [* 9] 1862);
Treuber, Geschichte der Lykier (Stuttg. 1887).