Lyell
(spr. lei-ĕl), Sir Charles, Geolog, geb. zu Kinnordy in Forfarshire, studierte seit 1816 zu Oxford [* 2] die Rechte, widmete sich daneben aber auch der Naturwissenschaft, besonders der Geologie, [* 3] und wurde, als er sich 1819 in London [* 4] als Sachwalter niederließ, bald ein eifriges Mitglied der Geologischen Gesellschaft. 1831 übernahm er eine Professur der Geologie am King's College. Seine ¶
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epochemachende Thätigkeit begann mit der Herausgabe der »Principles of geology«
(Lond. 1830-33, 3 Bde.; 12. Aufl.
1876; deutsch von Hartmann, Weim. 1841 bis 1842, 3 Bde.,
und von Cotta, Leipz. 1857-58, 2 Bde.),
in welchen er den damals herrschenden gewaltsamen geologischen Methoden entgegentrat und zeigte, daß die gegenwärtig beobachtbaren
geologischen Vorgänge vollkommen ausreichen, um den Bau der festen Erdkruste zu erklären, wenn sie sich
nur oft genug, in hinreichend großen Zeiträumen, wiederholen. Diese Anschauung, welche in ähnlicher Weise bereits v. Hoff
in Deutschland,
[* 6] ohne Beachtung gefunden zu haben, ausgesprochen hatte, brach sich, weil Lyell
sie beständig durch
zahlreiche spezielle und unwiderlegbare Beobachtungen stützte, überraschend schnell Bahn und wurde bald
die allein herrschende. Dem genannten Werk schlossen sich die »Elements of geology« (Lond. 1837, 6. Aufl. 1865) an. Zur
Prüfung seiner Prinzipien unternahm Lyell
Reisen durch Deutschland, Frankreich, Spanien,
[* 7] Italien,
[* 8] die Schweiz,
[* 9] Skandinavien und Nordamerika;
[* 10] die Resultate veröffentlichte er in den »Travels in North America with geological observations« (Lond.
1845, 2 Bde.; neue Aufl. 1855, deutsch,
Halle
[* 11] 1846) wie in »A second visit to the United States« (Lond. 1846, 2 Bde.; 3. Aufl.
1855; deutsch, Braunschw. 1851). Lyell
bewies, daß die meisten sogen.
Erhebungskrater in Wirklichkeit nichts andres als Reste eingestürzter Aufschüttungskrater sind;
er bestätigte die seit mehreren Jahrhunderten stetige Erhebung der Küsten Schwedens, gab eine einleuchtende Erklärung der Entstehung
des Niagarathals durch das Zurückweichen der Fälle und, gestützt auf die Beschaffenheit der Versteinerungen in den tertiären
Ablagerungen, eine Einteilung dieser letztern in eocäne, miocäne und pliocäne, je nach dem Verhältnis
der darin enthaltenen Reste von noch lebenden oder ausgestorbenen Arten. In seinem letzten Werk: »Geological evidences of
the antiquity of man« (Lond. 1863, 4. Aufl. 1873; deutsch von
Lyell
Büchner, 2. Aufl., Leipz. 1874), zeigt Lyell
, daß das
Alter des Menschengeschlechts sehr weit über die gewöhnliche Annahme zurückweiche. Lyell
ward 1864 zum
Baronet ernannt, starb in London und erhielt ein Begräbnis in der Westminsterabtei. Er hat auch eine englische Übersetzung
von Dantes lyrischen Gedichten geliefert.
Vgl. Mrs. Lyell
, Life, letters and journals of Sir Charles Lyell
(Lond. 1881, 2 Bde.).