Lustgas
,
Lachgas, Stickstoffoxydulgas, Stickoxydul, N2O, eine 1772 von Priestley entdeckte und 1799 von Davy untersuchte Oxydationsstufe des Stickstoffs, welche früher nur in den Laboratorien als chem. Präparat im kleinen bereitet wurde, gegenwärtig jedoch, seit seiner Einführung in die Therapie, im großen dargestellt wird. Es ist ein farbloses Gas von süßlichem Geruch, das, eingeatmet, beim Menschen eine eigentümliche Erregung, Ohrensausen, ein besonderes Wohlbehagen im Körper und dann die Erscheinungen der Heiterkeit hervorruft, bis allmählich die Sinne schwinden.
Bei fortgesetzter
Atmung erfolgt vollständige
Bewußtlosigkeit und schließlich der
Tod. Diese schon von
Davy beobachtete Eigenschaft
des Lustgas
,
Bewußtlosigkeit hervorzurufen, wurde indes erst später praktisch verwertet. Bereits 1844, also
drei Jahre früher, als das
Chloroform von Simpson eingeführt wurde, wandte Horace
Wells das Lustgas
an sich selbst an, wobei ein
Chemiker,
Colton, die
Narkose leitete.
Verbreitung fand diese Methode aber erst seit 1867, als durch den
Pariser Zahnarzt
Evans
die Lustgas
narkose beim Zahnziehen Verwertung fand.
Das Lustgas
wird jetzt allgemein durch Erhitzen von salpetersaurem
Ammoniak und Waschen des sich entwickelnden
Gases durch Eisenvitriollösung,
dann durch Natronlauge und endlich durch
Kalkmilch dargestellt. Interessant ist die
Kompression des
Gases behufs kaufmännischer
Verwertung. Das komprimierte
Gas gelangt in eisernen Flaschen in den
Handel; es wurde in
Deutschland
[* 2] durch
die
Londoner Firma Ash and
Son eingeführt. Für die Anwendung des
Gases wurden zahlreiche
Apparate konstruiert, um die
Inhalationen
zu erleichtern. Es finden sich einfache Mundstücke, durch welche das
Gas ohne weiteres hindurchströmt, und kompliziertere,
welche das gleichzeitige Eintreten von Luft gestatten; für länger dauernde
Anästhesien hat P.
Bert die
Einatmung eines Gemisches von und Sauerstoff unter doppeltem
Atmosphärendruck vermittelst des pneumat.
Apparats empfohlen.
Was die Anwendung des Lustgas
betrifft, so steht jetzt fest, daß es zur
Narkose nur in solchen Fällen benutzt werden soll, in
welchen es sich um eine nur kurze Schmerzstillung (wie bei Zahnoperationen) handelt. (S.auch
Anästhesieren.)
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Vgl. Grohnwald, Das Stickstoffoxydulgas als Anästhetikum (Berl. 1872);
Kappeler, Anästhetika (Stuttg. 1880);
Schrauth, Das und seine Verwendbarkeit in der Chirurgie (Lpz. 1886).