(Pizzo)(Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2784 m. Westgipfel der Gruppe des
Piz Lagrev, in den nördl. Engadineralpen und w. über dem
Maloja. Kann von der Passhöhe der
Fuorcla di Lunghinoin ½ oder vom
Lago di Lunghino in einer Stunde leicht
bestiegen werden. Wird seiner prachtvollen Aussicht auf die
Seen des
Ober Engadin, das
Bergell und die
Gletscher und Gipfel des
Berninamassives wegen sehr oft besucht. Ist in geographischer Hinsicht deshalb von einzigartigem Interesse,
weil von ihm die drei Thalschaften des
Engadin,
Bergell und
Oberhalbstein ausstrahlen und er damit den Eckpunkt der Einzugsgebiete
der Donau, des Po und des
Rhein bildet.
Grosses Aufsehen erregte es bei Geologen und Mineralogen, als man vor einigen Jahren
in Runsen des Pizzo Lunghino und im
Bett benachbarterBäche (so z. B. 1886 in demjenigen der
Orlegna) Stücke
von kompaktem Vesuvian auffand.
Lunkhofen (Ober) - Lur
* 2 Seite 43.225.
Man hielt diese Funde zuerst für Jadeit, ein sehr seltenes Mineral, aus dem einst die Pfahlbauer ihre Steinbeile etc. verfertigten
und dessen Vorkommen in der
Schweiz nicht mit Sicherheit festgestellt war. Die chemische Analyse und genaue mikroskopische
Untersuchung haben dann aber ergeben, dass es das Kontaktmineral Vesuvian, gemischt mit einer als Salit
bezeichneten Abänderung des Augites oder Pyroxen ist. Beide Bestandteile sind in den verschiedenen einzelnen Fundstücken
in ungleichen Mengen verteilt. Dieses augitische oder salitische Vesuvian findet sich im
¶
Serpentin des Pizzo Lunghino in Form von kleinen Nestern und zwar längs der Kontaktzone zwischen dem Serpentin und den darunter
liegenden schwarzen Triaskalken und scheint erst in geologisch rezenter Zeit blosgelegt worden zu sein, worauf dann die einzelnen
abgewitterten Stücke in die tiefer unten eingeschnittenen Runsen und Bachfurchen hinuntergerollt sind.
Seither hat man dasselbe Mineral auch noch im Geröll des Mattmarksees (Saasthal im Kanton Wallis)
entdeckt. Es sind dies die bis jetzt
einzig bekannten Vorkommnisse dieser Art in der Schweiz. Die grosse Aehnlichkeit dieses Balitischen Vesuvians mit dem Jadeit
hat seit diesen Entdeckungen die Frage aufgerollt, ob nicht vielleicht ein Teil der prähistorischen
Steinwerkzeuge, besonders diejenigen aus der Zeit der neolithischen Pfahlbauten, tatsächlich eher aus Vesuvian als aus Jadeit
bestehen.