Lungenhype
rämie
(Hyperaemia pulmonum, die
Blutüberfüllung der
Lungen, entweder die Folge vermehrten
Blutzuflusses zu den
Lungen
(Lungenkongestion, Blutzudrang nach den
Lungen) oder die Folge verhinderten Abströmens des
Blutes
aus den
Lungen (Blutstauung in den
Lungen). Die
Lungenkongestion oder aktive Lungenhype
rämie kommt vorübergehend nach übermäßigen körperlichen
Anstrengungen (heftigem Laufen, Tanzen,
Springen
u. dgl.), starken Gemütserregungen, übermäßigem Alkoholgenuß und jähem
Wechsel zwischen sehr heißer und sehr kalter Luft, periodisch während der Pubertätsjahre, bei
Vollblütigkeit
und bei plötzlicher Sistierung menstrueller und hämorrhoidaler
Blutungen vor.
Mäßige Grade der Lungenkongestion machen keine Symptome; höhere Grade geben sich durch Kurzatmigkeit und erschwertes keuchendes Atemholen, durch das Gefühl von Vollsein und Beengung auf der Brust, durch trocknen, kurzen Husten, Herzklopfen, Kopfkongestionen zu erkennen. In den weitaus meisten Fällen gehen Lungenkongestionen vorüber, ohne Nachteile zu hinterlassen; mitunter steigern sie sich aber auch zu dem bedrohlichen Lungenödem (s. d.) oder führen rasch unter Beklemmung, Atemnot und Bluthusten zum Tod (sog. Lungenschlagfluß). Die Behandlung besteht in kalten Umschlägen auf Brust und Herzgegend, ruhiger Lagerung des Kranken, der Zufuhr kühler, frischer Luft und der Anwendung kräftiger Hautreize (Schröpfköpfe, Senfteige) an die Extremitäten; bei drohender Lebensgefahr ist ein Aderlaß nötig.
Die Blutstauung in den
Lungen oder die passive Lungenhype
rämie findet sich am häufigsten bei
Herzkrankheiten, besonders bei den Erkrankungen
der
Mitralklappe, ferner bei Verkrümmungen der Wirbelsäule und Verbildungen des Brustkorbes sowie bei
hochgradiger
Herzschwäche, wie sie beim
Altersmarasmus und nach erschöpfenden
Krankheiten, namentlich
Typhus, häufig
vorkommt.
Wenn schwächliche
Kinder und
Greise oder fiebernde und bewußtlose
Kranke anhaltend auf dem Rücken liegen, so staut sich das
Blut in den hintern Partien der
Lungen an (sog. Blutsenkung oder
Hypostase) und giebt leicht Veranlassung
von
Lungenentzündung oder tödlichem
Lungenödem. Man muß deshalb solche
Kranke abwechselnd bald auf die rechte, bald auf
die linke Seite legen, sie möglichst hoch lagern und ihre geschwächte Herzthätigkeit durch zweckmäßige Reizmittel (starke
Fleischbrühe,
Wein,
Kampfer) anregen. Die passiven Lungenhype
rämie Herzkranker erfordern angemessene Behandlung
des betreffenden Herzleidens.