Lungenemphysem
(griech.), abnorme Anfüllung der
Lunge
[* 2] mit
Luft, bezieht sich entweder, wie beim
Emphysem andrer
Organe,
auf das
Bindegewebe der
Lunge oder ihres Brustfellüberzugs (interstitielles Lungenemphysem
), oder auf eine krankhafte Erweiterung der
Luftbläschen selbst (vesikuläres Lungenemphysem
). Die erste Form entsteht stets nach einer Zerreißung im Lungengewebe
durch
Wunden oder
Quetschungen der
Brust oder durch heftige Hustenstöße. Die zweite Form ist eine nicht
seltene
Lungenkrankheit; ihre
Ursachen liegen manchmal in fehlerhafter
Bildung der
Lungen, meist aber in lange dauernden
Katarrhen
der
Bronchien.
Ihr Vorkommen beginnt daher im zartesten Kindesalter, entwickelt sich aber ungleich öfter jenseit der 40er Jahre, langsam, unmerklich und fieberlos; erst wenn die Krankheit höhere Grade der Ausbildung erreicht hat, wenn die Lungenbläschen durch Schwund ihrer Wandungen zu größern Blasen zusammengeflossen sind, bietet sie folgendes Bild dar: Der Brustkorb ist erweitert und steht in Exspirationsstellung (selbst die tiefsten Inspirationen bewirken kaum eine Erweiterung);
Wirbelsäule und
Brustbein
sind, falls das Lungenemphysem
vor
Verknöcherung der knorpeligen Teile des letztern eintrat, bogenförmig nach außen
vorgewölbt;
der Brustkorb hat die Form eines Fasses angenommen.
Bei der
Atmung schiebt sich der Brustkorb küraßartig auf
und nieder. Die
Venen des
Halses und des
Gesichts sind ausgedehnt und füllen sich
stark bei Hustenstößen; die
Lippen,
Wangen und Fingernägel sind bläulich. Stets ist bei den höhern
Graden des Lungenemphysems
Atemnot vorhanden, die sich zu
Asthmaanfällen steigern kann. Die
Inspirationen sind bei Emphysem
atikern geräuschvoll, ziehend; die
Stimme ist häufig etwas
belegt. Durch den nie fehlenden
Husten wird ein schaumiger, zäher, schleimiger
Auswurf herausbefördert.
Der
Husten ist meist sehr quälend: durch die heftigen Exspirationsstöße wird die blutreiche
Leber gedrückt,
und es entsteht heftiger
Schmerz in der Lebergegend. Im spätern Verlauf des Lungenemphysems
tritt gewöhnlich
Ödem ein, welches
an den
Füßen beginnt und von unten nach
oben steigt, der
Tod erfolgt schließlich durch unzureichende
Atmung. Die Behandlung
hat hauptsächlich prophylaktisch vorzugehen und gegen die
Ursachen, vor allen
Dingen gegen
Bronchialkatarrh,
einzuschreiten.
Der Emphysematiker hat sorgfältig Erkältungen zu vermeiden und soll sich niemals Nord- und Nordostwinden aussetzen. Zu empfehlen ist der Aufenthalt in Seeluft und Salinen oder in Kiefernwäldern; zweckmäßig wendet man alkalische Mineralwässer an. Auch kalte Abreibungen der Brust und des Rückens wirken durch Kräftigung der Atemmuskeln nicht selten günstig. Gegen die asthmatischen Anfälle empfiehlt sich das Einatmen komprimierter Luft und das Ausatmen in verdünnte Luft.