Lunge
[* 2] (Pulmo), das
Atmungsorgan der Wirbeltiere (mit Ausnahme der Fische)
[* 3] und des
Menschen. Die Lunge
bildet die Endigung
der Luftröhre und ihrer Zweige und liegt beim
Menschen mit dem
Herzen in der
Brusthöhle, und zwar drei
Abschnitte (Lappen)
in der rechten, zwei (und das
Herz) in der linken Brusthälfte. (S.
Tafel: Die Brusteingeweide des
Menschen
1,14,15; II,17.) Eine jede Lunge
hat die Form eines senkrecht durchschnittenen
Kegels, dessen breite konkave
Basis auf dem nach
oben konvexen Zwerchfell aufliegt, während seine abgerundete
Spitze über den obern Rand der ersten Rippe hinausragt; die
äußere konvexe
Fläche der Lunge
liegt allenthalben der Seitenwand des Brustkorbes an, wogegen ihre innere
ausgehöhlte
Fläche mit der gleichen der gegenüber liegenden Lunge
eine geräumige
Nische für das
Herz (s. d.) und die großen
Gefäße bildet.
Ihre Oberfläche ist von dem dünnen, glatten, durchsichtigen
Brustfell (Pleura) überzogen, welches auch die innere Brustwand
und die Oberseite des Zwerchfells auskleidet und nach seiner
Lage in das Rippenfell (Pleura costalis),
das die Brustwand mit den Rippen, und in das
Lungenfell (Pleura pulmonalis), das die Oberfläche der Lunge
überzieht, unterschieden
wird. In der Mittelebene des Körpers berühren sich die beiden
Brustfelle und bilden so zwischen beiden Lunge
eine
von der Wirbelsäule nach dem
Brustbein verlaufende Scheidewand, das sog. Mittelfell (Mediastinum), welches vorn und hinten
einen dreieckigen Raum freiläßt, von welchem der hintere die
Speiseröhre und die große Brustschlagader, der vordere das
Herz und seine großen Gefäßstämme, die Luftröhre und die
Thymusdrüse aufnimmt. (S.
Brust.)
Die Lunge
ist ein schwammiges, außerordentlich elastisches, unter dem Fingerdruck knisterndes
Organ, das beim Durchschneiden schaumiges, mit Luftbläschen gemischtes
Blut austreten läßt und bei Eröffnung der
Brusthöhle
zusammensinkt. Spannt sich beim
Einatmen das Zwerchfell und hebt sich durch die Thätigkeit der Atmungsmuskulatur der Brustkasten,
so wird die Lunge
von der nachrückenden Luft ausgedehnt und nimmt einen größern Raum ein als
beim
Ausatmen. Eine aus dem Körper genommene Lunge
läßt sich leicht aufblasen und verändert ihre bläulichrote
Farbe in eine hellrosenrote.
Ihr
specifisches Gewicht ist wegen der
im Gewebe
[* 4] verteilten Luft geringer als das des Wassers, weshalb Lunge
, welche
geatmet haben, als Ganzes, oder in
Teile geschnitten, auf dem Wasser schwimmen. (S.
Lungenprobe.) Ihr absolutes
Gewicht beträgt bei mäßiger Füllung mit
Blut ungefähr 1-1,30 kg; bei Frauen etwas weniger. Die letzten Zweige der baumförmig
verzweigten Luftröhre (s. d.) tragen eine große Anzahl halbkugelförmiger,
mikroskopisch kleiner
Bläschen, welche in einem Lunge
nlappen alle miteinander in offener
Verbindung stehen,
die
Lungenbläschen oder Lunge
nalveolen (alveoli pulmonales), deren es in beiden Lunge gegen 1800 Mill. giebt; ihr
Durchschnitt schwankt zwischen 0,11 und 0,37
mm. Auf den
Lungenbläschen ist ein überaus feines Haargefäßnetz ausgebreitet,
in welchem die Lunge
narterien endigen und das sich zu den Lungenvenen sammelt; durch die Wandungen dieses Haargefäßnetzes
hindurch findet jener beständige Austausch von
Gasen zwischen dem
Blut und der eingeatmeten Luft statt, auf welchem der Atmungsprozeß
und damit das Leben beruht.
Das dunkelrote Blut der Lungenarterien giebt nämlich in den Lungenbläschen Kohlensäure ab, nimmt dafür Sauerstoff auf und wird so zum hellroten Blute der Lungenvenen. (S. Atmung.) Die Fläche, auf der dieser Austausch zwischen der eingeatmeten Luft und dem Blute (beim erwachsenen Menschen etwa 16mal in der Minute) stattfindet, ist von Huschke auf nahezu 2000 Quadratfuß berechnet worden. Ernährt wird die Lunge durch das Blut der Bronchialarterie. Weiterhin enthält das Lungengewebe viele Lymphgefäße, welche mit den schwärzlich pigmentierten Luftröhren- oder Bronchialdrüsen in Verbindung stehen, und Nervenfasern, die den chem. Prozessen der und ihrer Empfindlichkeit vorstehen und teils dem zehnten Hirnnerven, dem sog. Lungenmagennerven, teils dem sympathischen Nerven [* 5] angehören. An und für sich ist die Empfindlichkeit des Lungengewebes äußerst gering, so daß dasselbe in größerm Umfange durch Krankheitsprozesse zerstört werden kann, ohne daß eine erheblichere Schmerzempfindung erfolgt; die sog. Brust- oder Lungenschmerzen beruhen fast stets auf entzündlichen Vorgängen an dem sehr empfindlichen Lungen- und Rippenfell. (S. Brustfellentzündung.)
Bei der außerordentlichen Bedeutung des Atmungsapparates für den gesamten Lebensprozeß ist eine gehörige Pflege der Luftwege und der Lunge von größter Wichtigkeit. Da der Austritt der schädlichen Kohlensäure aus dem Blute in die Lungenbläschen nur dann erfolgen kann, wenn die in den letztern enthaltene Luft nicht zu reich an diesem Gase [* 6] ist, so suche man stets gute frische Luft mit der gehörigen Sauerstoffmenge einzuatmen und die in den Lunge befindliche Luft durch kräftiges Aus- und Einatmen fleißig zu erneuern (sog. Lungenventilation). Man schütze sich besonders vor dem Einatmen von schädlichen Gasen (Kohlensäure, Kohlenoxyd, Kloakengasen, scharfen mineralischen Dämpfen) und rauchiger Luft; besonders nachteilig wirkt der Staub auf die Atmungsorgane (s. Staubinhalationskrankheiten). Vor Erkältungen, welche häufig Lungenkrankheiten zur Folge haben, suche man sich durch eine vernünftige Abhärtung (s. d.) zu schützen. -
Vgl. Niemeyer, Die Lunge, ihre Pflege und Behandlung (7. Aufl., Lpz. 1890).