angelsächs. Missionar, Mitarbeiter und Nachfolger des Bonifatius (s. d.), wirkte in Friesland, Thüringen und
Hessen, brachte 751 vom Papst Zacharias das Privilegium des Klosters Fulda heim, ward 754 von Bonifatius zu seinem Nachfolger
als Erzbischof von Mainz geweiht, gründete um 770 das Kloster Hersfeld und starb hier 786. – Vgl. Heinr.
Hahn, Bonifaz und Lul (Lpz. 1883).
Raimundus, oder Ramón Lull, Scholastiker und Alchimist, geb. 1235 zu Palma auf Mallorca, führte anfangs als
Kriegs- und Hofmann des Königs von Aragonien ein wüstes Leben, entsagte aber dann der Welt und studierte
in Santiago di Compostela, Montpellier und Paris und trat dort in den Minoritenorden ein, wo er von Roger Baco zuerst in die
Alchimie eingeführt wurde. 1293 traf er in Neapel mit Arnoldus Villanovanus zusammen, reiste von 1300 an im Orient, ging 1306 nach
Nordafrika, um das Christentum zu predigen. Er starb auf der Überfahrt nach Mallorca.
Nach einer andern Erzählung soll er 1333 in Italien verschollen sein. Lullus soll mehr als 500, nach andern sogar über 4000 Schriften
philos., theol. und alchimist. Inhalts verfaßt haben, deren große Mehrzahl ihm aber mit Unrecht zugeschrieben
wird. Einen Teil hat Salzinger als «Opera omnia» (10 Bde., Mainz 1722–42) herausgegeben,
eine Gesamtausgabe («Obras») Rossolló (Palma 1886 fg.) veranstaltet. Auf philos. Gebiete ist sein Hauptwerk die «Ars magnaLulli» oder die Lullische Kunst, welche später von Bruno wieder bearbeitet wurde. Es ist ein Versuch schematischer
Ordnung der Begriffe zum Zwecke einer übersichtlichen Erkenntnis und sichern Beweisführung. Lullus soll auch Gedichte in
catalanischer Sprache hinterlassen haben, die Rossolló («Obras rimadas», Palma 1859) veröffentlichte (vgl. Helfferich, Raymund
Lull und die Anfänge der catalonischen Litteratur, Berl. 1858, und F. de Paula Canalezas, Lasdoctrinas del Doctor RaimundoLullo, Madr. 1870). Den hervorragendsten Einfluß
aber hat Lullus als Alchimist geübt, indem er der Alchimie ihre phantastisch-mystische und religiöse Richtung gab. Den Stein der Weisen
will er selbst oft bereitet, mit seiner Hilfe Gold und Edelsteine gemacht, sich das Leben verlängert und verjüngt haben.
Den spätern Alchimisten ist er als der abgöttisch verehrte Doctor
mehr
374 illuminatissimus die höchste Autorität. Seine Schreibweise ist im höchsten Grade schwülstig, dunkel und bilderreich.
Seine Anhänger bildeten nach seinem Tode die Sekte der Lullisten, gegen deren Irrlehren die Inquisition einschritt und Papst
Gregor XI. den Bann aussprach. Bei dieser excentrischen Überschwenglichkeit rühren von Lullus doch einige wichtige chem.
Entdeckungen und Erfindungen her, wie z.B. die Darstellung des fast wasserfreien Weingeistes, des kohlensauren
Ammoniums, die Verbesserung der Destillationsvorrichtungen u.a.m. Seine wichtigsten alchimist. Werke sind das «Testamentum»,
der «Codicillus» und die «Experimenta».