Lullische Kunst
11 Wörter, 81 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Lullische
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Lullische
Kunst
, Lullisten, s. Lullus, ^[= # Raimundus, oder Ramón Lull, Scholastiker und Alchimist, geb. 1235 zu Palma auf Mallorca, führte ...] Raimundus.
1) angelsächs. Missionär, begleitete den Bonifacius nach Thüringen, vertrat ihn dann hier, in Friesland und in Hessen [* 3] als Prediger des Evangeliums, ward schon 754 von Bonifacius zu seinem Nachfolger als Erzbischof von Mainz [* 4] geweiht, empfing aber erst 780 das erzbischöfliche Pallium [* 5] und starb 786 in dem von ihm 768 gegründeten Kloster zu Hersfeld. [* 6]
Vgl. Hahn, [* 7] Bonifacius und Lullus (Leipz. 1883).
2) Raimundus (Ramon Lull), einer der seltsamsten Weltverbesserer des 13. Jahrh., geb. 1234 zu Palma auf der Insel Mallorca, führte anfangs ein wüstes, seit 1266 ein asketisches Leben, bildete sich zum Missionär aus und erfand eine seiner Meinung nach unfehlbare Kunst, andre durch Beweise und Gründe zur Einsicht der Wahrheit zu zwingen, von welcher er zunächst bei Juden und Mohammedanern zu gunsten des Christentums Gebrauch zu machen gedachte. Zu diesem Zweck begab er sich seit 1291 zu drei verschiedenen Malen nach Afrika, [* 8] fand aber jedesmal üble Aufnahme und starb 1315 an den Folgen erlittener Mißhandlungen.
Die Ars magna Lulli oder Lullische Kunst, welche später von Bruno, Athanasius Kircher u. a. wieder aufgenommen, ja selbst von Leibniz (in seiner »Universalwissenschaft« dem Prinzip nach) wieder erweckt wurde, bestand in einer mechanischen Methode, durch systematische Kombination der allgemeinsten Grundbegriffe (der Aristotelischen Kategorien und scholastischen Postprädikamente) unfehlbare Lösungen aller erdenklichen wissenschaftlichen Aufgaben zu finden. Zu diesem Zweck hatte eine eigne Maschine [* 9] konstruiert und sein System mit der mystischen Zahlentheorie der orientalischen Kabbala in Zusammenhang gebracht. Eine gute Darstellung derselben findet sich in Erdmanns »Grundriß der Geschichte der Philosophie«, Bd. 1, § 206 (2. Aufl., Berl. 1869). Eine kritische Gesamtausgabe seiner zahlreichen Werke wurde neuerdings von Rossello (Palma 1886 ff.) begonnen, der auch Lullus' »Obras rimadas« (das. 1859) herausgegeben hat. Die von Salzinger veröffentlichten »Opera omnia« (Mainz 1721-42, 10 Bde.) enthalten den größten Teil der Schriften. Seine Anhänger, die Lullisten, pflanzten Religionsschwärmerei und den Glauben an Alchimie längere Zeit fort.
Vgl. Helfferich, R. Lull und die Anfänge der katalonischen Litteratur (Berl. 1858);
J. de Paula Canalezas ^[richtig: Francisco de Paula Canalejas], Las doctrinas del Doctor R. Lullo (Madr. 1870).