Lugano
,
deutsch Lauis.
Bezirk der Kantons Tessin. 33120 ha gross und 45031 Ew., also 136 Ew. auf einen km2.
Umfasst den grössern Teil des Sottocenere und grenzt im N. an die Bezirke Bellinzona und Locarno, im S. an den Bezirk Mendrisio und im O. und W. an die italienische Provinz Como. Er wird von vier Bergketten eingerahmt. Im W. erhebt sich die Gruppe des Monte Tamaro, die von Magadino am Langensee nach S. zieht und den Monte Tamaro (1961 m), Gradicioli (1939 m) und Lema (1652 m) trägt;
von diesem letztern zweigen mehrere Arme aus, die die steilwandigen Thälchen des sog. Malcantone voneinander trennen. Im N. finden sich der Monte Cenere und die Berge des Val Collá als gute Naturgrenze zwischen dem s. Tessin und dem Sopracenere;
bemerkenswert sind hier die schönen Spitzen des Monte Camoghè (2226 m), ¶
Luganer See

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Seite 43.212a, [zu den Karten].Luganer See
Lf. 109.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 40’ O;
46° 0’ N;
1:100000]
Superficie | 48 km2 | Flächeninhalt |
niveau | 208 m | Wasserspiegel |
profondeuer maximale | 279 m | grösste Tiefe |
Equidistance: | Æquidistanz: | |
des courbes bathymétriquers | 50 m | der Tiefencurven |
des courbes de niveau | 100 m | der Höhencurven |
Mce. BOREL & Cie.
V. Attinger sc.
Lugano

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Seite 43.213.mehr
![vergrössern: Bezirk Lugano. ^[Karte: 6° 40’ O; 46° 0’ N; 1:200000]. vergrössern: Bezirk Lugano. ^[Karte: 6° 40’ O; 46° 0’ N; 1:200000].](/meyers/teile/43/43_0213-1.jpg)
Garzirola (2116 m), Bar (1820 m) und Caval Drossa (1635 m). Das s. vom Monte Cenere liegende Val d'Isone gehört politisch zum
Sopracenere. Vom Monte Garzirola geht eine Kette nach S. aus, die bis zum Luganersee streicht und den Bezirk als wahre Mauer
im O. von Italien trennt; die Landesgrenze folgt vom San Luciopass (1537 m) an über den Pairolo (1705
m), Sasso Grande (1487 m) und Monte Boglia (1520 m) bis zum Monte Brè (930 m) genau der Kammlinie. Alle diese Berge gewähren
eine sehr schöne Aussicht auf den ganzen Bezirk, die oberitalienischen Seen, die Alpen und den Apennin.
Im S. vervollständigen der Luganersee, das Bergland von Caprino (1122-1320 m) und die Vorberge des Monte Generoso (1704 m) die
natürliche Umrahmung des Bezirkes, der dazu noch in seiner Mitte von einem NO.-SW. ziehenden und die Wasserscheide zwischen
dem Thalbecken von Lugano
und der grossen Ebene von Agno bildenden Hügelzug in zwei nahezu gleich grosse
Teile geschieden wird.
Bezirkshauptort ist Lugano.
Der Bezirk umfasst 12 Kreise und 101 Gemeinden: Kreis Lugano mit Lugano;
Kreis Ceresio mit Maroggia, Rovio, Brusino-Arsizio, Arogno, Melano und Bissone;
Kreis Carona mit Carona, Melide, Carabbia, Pazzallo, Pambio, Calprino, Noranco, Barbengo, Agra, Morcote, Vico-Morcote, Carabbietta und Grancia;
Kreis Magliasina mit Pura, Caslano, Ponte Tresa, Curio, Neggio und Magliaso;
Kreis Agno mit Agno, Bioggio, Bosco, Cimo, Gentilino, Iseo, Muzzano, Montagnola, Cademario und Vernate;
Kreis Sessa mit Sessa, Astano, Bedigliora, Beride e Biogno, Croglio und Monteggio;
Kreis Sonvico mit Sonvico, Cimadera, Villa, Piandera, Certara, Bogno, Colla, Signora, Scareglia und Insone;
Kreis Vezia mit Vezia, Cureglia, Cadempino, Lamone, Comano, Breganzona, Biogno, Sorengo, Massagno, Savosa, Porza und Canobbio;
Kreis Breno mit Breno, Novaggio, Miglieglia, Aranno, Fescoggia, Vezio, Mugena und Arosio;
Kreis Pregassona mit Pregassona, Davesco e Soragno, Cadro, Cureggia, Brè, Castagnola, Gandria und Viganello;
Kreis Tesserete mit Tesserete, Campestro, Corticiasca, Bidogno, Lopagno, Roveredo, Ponte-Capriasca, Sala, Lugaggia, Cagiallo, Origlio und Vaglio;
Kreis Taverne mit Torricella e Taverne, Rivera, Bironico, Camignolo, Mezzovico e Vira, Sigirino, Bedano, Gravesano und Manno. 45031 Ew., wovon 896 Schweizer aus anderen Kantonen und 10113 Ausländer (meist Italiener).
845 Reformierte. 8022 Häuser, worunter 7765 Wohnhäuser. Ackerbau und Viehzucht genügen zum Unterhalt der Bevölkerung nicht, so dass schon seit sehr langer Zeit ein grosser Teil entweder jedes Jahr temporär auswandert (besonders nach der Westschweiz und Frankreich) oder die Heimat endgiltig verlässt. Grosse Auswandererzüge nach Nordafrika, Kalifornien und Südamerika haben die Einwohnerzahl von einer Reihe von Dörfern bis auf die Hälfte vermindert. Die männlichen Bewohner des Val Colla ergreifen aus jahrhunderte alter Tradition immer den Beruf eines Kupferschmiedes oder Ofensetzers.
Lugano

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Seite 43.214.
Die Umgegend von Lugano
hat zu jeder Zeit eine grosse Zahl von berühmten Künstlern (Architekten, Bildhauer, Maler) hervorgebracht.
Im Malcantone werden die jungen Leute mit Vorliebe Dachdecker, Gipser und Maurer. Die Jugend der hoch in den
Bergen oder abseits von Verkehrswegen gelegenen Dörfer verschmäht es ebenfalls, sich der Landwirtschaft zu widmen, und sucht
sich ihr Brot als Maurer, Flachmaler, Kunstschreiner oder Bauunternehmer. Der Luganese ist ausserordentlich tätig und arbeitsam
und verfügt über einen gut ausgeprägten
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mehr
künstlerischen Sinn, der sich oft ganz unerwartet äussert. Wichtige Zentren für die Luganeser Auswanderer sind besonders Luzern, Bern, Neuenburg, Genf, Paris, Mailand und Turin. Diejenigen, die ihre Heimat nur periodisch verlassen (die sog. maestrani) kehren jeden Winter regelmässig wieder in ihr Dorf zurück und stellen ihre Wanderungen erst im reifen Mannesalter ein.

Die meist nur von den Frauen und Greisen betriebene landwirtschaftliche Tätigkeit steht natürlich nicht auf einer hohen
Stufe. Der einst ausserordentlich lohnende und ergibige Weinbau hat unter allerlei Pflanzenkrankheiten, besonders dem Mehltau
und dem Oidium, und neuerdings auch unter dem Auftreten der Reblaus stark gelitten. Die einheimischen
Reben haben daher 1901 blos noch 971 hl Wein im Wert von 22019 Franken geliefert, während aus den eingeführten amerikanischen
Isabellareben 19938 hl Wein im Wert von 242283 Franken gewonnen wurden.
Seitdem die Bekämpfung der Rebenkrankheiten vermittels des Kupfervitrioles auch im Volk bekannt geworden ist, hat man wieder
mit der Neuanpflanzung von einheimischen Reben begonnen. Die Zucht der Seidenraupe ist ebenfalls im Rückgang
begriffen: 1871 hat sie 147371 kg Cocons im Wert von 590
383 Fr., 1901 dagegen nur noch 50059 kg Cocons im Wert von 182
032 Fr.
geliefert. Auch die industrielle Tätigkeit hat noch keinen festen Fuss fassen können und konzentriert
sich hauptsächlich in und um
Lugano
, wo wir Eisenkonstruktionswerkstätten, Möbelfabriken, Gerbereien, Lederfabriken, zwei
Bierbrauereien, eine Schokoladefabrik, verschiedene Tabakmanufakturen und sieben Teigwarenfabriken finn. Uhrenindustrie blüht
in Arogno (zwei Geschäfte), mechanische Weberei in Melano, Reisdrescherei in Maroggia. In mehr als 30 Ortschaften des Bezirkes
bestehen Molkereien.
Hauptmarkt für den. Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte ist Lugano.
Der Boden erzeugt jede Art
von Getreide und Obst. Oliven, Granatäpfel, Tabak etc., doch ist keines dieser
Erzeugnisse der Gegenstand eines intensiven
Anbaues. Die einst mit üppigem Grün bekleideten Berghänge über 1400 m sind in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
beinahe völlig abgeholzt worden, indem man den Wald entweder behufs Umwandlung zu Alpweiden in Brand steckte
oder zu Spekulationszwecken in unsinniger Weise massenhaft niederlegte. Heute hat der Bezirk noch 4679 ha Gemeindewald und 5679 ha
Privatwald. Diese Waldungen setzen sich meist aus Eichen, Buchen, Linden und Ahorn zusammen, während Nadelhölzer nur ausnahmsweise
auftreten. Daneben bedecken die Kastanienhaine noch eine Fläche von 2444 ha und gehen einen ziemlich
ansehnlichen Ertrag. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 11![]() |
9540 | 9292 |
Pferde | 328 | 513 | 606 |
Maultiere | - | - | 33 |
Esel | - | - | 182 |
Schweine | 3627 | 5415 | 5019 |
Ziegen | 5967 | 3638 | 4495 |
Schafe | 4905 | 2304 | 2462 |
Bienenstöcke | 1702 | 1712 | 2167 |
Die vom Monte Tamaro herabkommende Magliasina und der am Camoghè entspringende Vedeggio, die beide in den Luganersee münden,
richten durch ihre oft plötzlich eintretenden Hochwasser zeitweise grosse Verheerungen an. Aus den Bergen des Val Colla kommt
der Wildbach Cassarate, der das Thal von Lugano
durchzieht und ö. der Stadt ebenfalls in den Luganersee
sich ergiesst. Bei starkem Regenfall kann der See ausserordentlich stark steigen und dann ebenfalls das anliegende Land überschwemmen;
so stand z. B. im November 1896 der grösste Teil der Stadt Lugano
während einer vollen Woche unter Wasser. Von besonderem.
Interesse ist auch der geologische Bau des Bezirkes. Erratische Blöcke finden sich in grosser Zahl überall
zerstreut, und der Lago Muzzano (30 ha) und Lago d'Origlio (700 ha; im
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