Lufttemper
atur.
Um die mittlere Temperatur zu bestimmen, welche während einer gewissen Zeit an einem Orte geherrscht hat, kann man sich entweder häufiger Thermometerablesungen oder der Registrierungen eines Thermographen bedienen. Zu dem gleichen Zwecke sind aber noch besondere Apparate, die man neuerdings Thermointegratoren benennt, konstruiert worden. Bekannt als ältestes derartiges Instrument ist die von seinem Erfinder Stanley Chronothermometer genannte thermometrische Uhr; [* 2] diese registriert ihre Pendelschläge wie jede andre Uhr auf dem Zifferblatt, besitzt aber gegen andre Uhren [* 3] die Eigentümlichkeit, daß bei ihr Fürsorge getroffen ist, den Einfluß der Temperatur auf den Gang [* 4] der Uhr recht groß zu machen. Zu dem Zwecke besteht das Pendel [* 5] aus einer Art Luftthermometer, so eingerichtet, daß eine Ausdehnung [* 6] oder eine Zusammenziehung der Luft, entsprechend ihrer Erwärmung oder Erkaltung, eine Bewegung von Quecksilber aus einem niedrigen Gefäß [* 7] in ein höheres, resp. umgekehrt, zur Folge hat, und daß somit steigende Temperatur Beschleunigung, sinkende Verlangsamung des Ganges der Uhr bewirkt.
Offenbar würde sich die mittlere Temperatur eines Zeitraumes aus dem Vergleich der von dieser Uhr registrierten Zeit mit der wirklich verstrichenen Zeit ergeben, wenn der Einfluß der Temperatur auf den Gang des Instruments sicher beobachtet wurde. Die Anordnung bietet mancherlei Schwierigkeiten, so daß dieser Apparat kaum zur Anwendung gelangt ist. Auf einem ganz andern Prinzip beruht der Thermointegrator von Müller-Erzbach (Bremen), [* 8] nämlich aus der Verdunstung von Flüssigkeiten in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur.
Der Wasserthermointegrator besteht aus einem durch eingeschliffenen Glasstopfen gut verschließbaren cylindrischen Glasgefäß, das zum Teil mit konzentrierter Schwefelsäure [* 9] angefüllt ist, in deren Mitte ein kleines, zum Teil mit Wasser angefülltes Glaskölbchen mit verengerter cylindrischer Öffnung schwimmt, resp. auf einem Glasfuß ruht. Indem die Schwefelsäure die Dämpfe des verdunstenden Wassers verschluckt und die Dampfspannung innerhalb der Flasche [* 10] stets auf nahe demselben kleinen Betrag erhält, wird die Gewichtsabnahme des verdunstenden Wassers fast lediglich abhängig von seiner Temperatur.
Ein ähnlicher Apparat, der Schwefelkohlenstoff-Thermointegrator, besteht einfach aus einem Schwefelkohlenstoff enthaltenden Kölbchen mit langem, cylindrischem Halse, aus welchem der Dampf [* 11] frei in die Luft entweicht. Behufs Berechnung der Mitteltemperaturen aus den mittels einer guten chemischen Wage [* 12] bestimmten Gewichtsabnahmen der Flüssigkeiten ist es nur nötig, durch vorherige Beobachtung die Gewichtsabnahme bei einigen Temperaturen experimentell genau festgestellt zu haben; Korrektionen sind erforderlich für den Luftdruck und die Größe der Temperaturschwankung während der Versuchszeit, sobald letztere eine gewisse Grenze überschreitet. Diese Apparate sind noch neu, werden aber voraussichtlich mannigfache Anwendung finden, besonders dort, wo die Temperatur geringen Schwankungen unterworfen ist; so ist der Wasserthermointegrator beispielsweise zur Bestimmung mittlerer Erdbodentemperaturen etc. besonders geeignet. - Über die auf dem Pariser Eiffelturm [* 13] angestellten Beobachtungen in den obern Luftschichten vgl. Eiffelturm.