Luĕger,
Karl, österr. Parlamentarier, geb. in
Wien,
[* 3] studierte daselbst Rechtswissenschaft und wurde 1874
Advokat
in seiner Vaterstadt. 1875 wurde er in den Gemeinderat der Stadt
Wien, 1885 in das Abgeordnetenhaus und 1890 in den
niederösterr. Landtag gewählt. Zuerst Demokrat, trat Lueger
später als Vorkämpfer der antisemit.
Bewegung hervor. Er wurde zum
Vicebürgermeister von
Wien gewählt, worauf der liberale Oberbürgermeister Grübl sein
Amt niederlegte. Da der Gemeinderat
Lueger
30. Mai auch diese Würde übertrug, erfolgte die
Auflösung des Gemeinderats, ebenso die
Auflösung des
neugewählten, nachdem derselbe Lueger
29. Okt. und, als die kaiserl.
Bestätigung versagt wurde, von neuem 13. Nov. zum Oberbürgermeister
gewählt hatte.
Bei den Neuwahlen erlangten die Antisemiten wiederum die Zweidrittel-Majorität; Lueger
wurde abermals
zum Oberbürgermeister gewählt, verzichtete aber auf Wunsch des
Kaisers, der an L.s
Patriotismus appellierte,
auf die
Annahme der
Wahl und begnügte sich mit der
Stellung des zweiten
Bürgermeisters.