Lügendichtung
,
eine in
Deutschland
[* 2] seit dem 11. Jahrh. vorkommende Dichtgattung, die sich darin gefiel, im ausgelassenen
Spiel der
Phantasie die unmöglichsten Dinge als wahr darzustellen. Besonders beliebt ist die Fiktion einer verkehrten Welt,
in der die
Blinden sehen, die
Tauben
[* 3] das feinste
Gehör
[* 4] haben und die
Hunde
[* 5] von den Hasen gejagt werden;
ferner die
Schilderung des Schlaraffenlandes (s. d.) und die Jagdgeschichten. Lügendichtung
in
größerm Maßstab
[* 6] waren der
«Finkenritter» (s. d.) und R. E. Raspes durch
Bürgers Bearbeitung besonders bekannte «Wunderbare
Reisen des
Freiherrn von Münchhausen»; häufiger wurde die Form des kurzen
Märchens,
Schwanks oder Liedes
gewählt. –
Vgl.
Müller-Fraureuth, Die deutschen Lügendichtung
bis auf Münchhausen
(Halle
[* 7] 1881).