Ludwigsburg,
[* ] zweite Residenzstadt des Königreichs Württemberg, Hauptstadt des Neckarkreises, 2 km vom Neckar, Knotenpunkt der Linien Bretten-Friedrichshafen und Ludwigsburg-Beihingen der Württembergischen Staatsbahn, in reizender Umgebung 292 m ü. M., ist im Geschmack des 17. Jahrh. gebaut, hat schöne Plätze (auf dem Wilhelmsplatz ein Denkmal Schillers von Hofer), schnurgerade Straßen, 4 Kirchen und Kapellen, eine Synagoge, 8 Thore, eine vorzügliche Wasserleitung und anmutige Spaziergänge und Alleen.
Das königliche Schloß (mit Park), ein großer Prachtbau, aus 16 Gebäuden mit 400 Zimmern bestehend, enthält viele reichverzierte Säle, eine Hof- und Ordenskapelle, die Fürstengruft, eine Galerie württembergischer Regenten und eine Gemäldegalerie. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (2 Füsilierbataillone Nr. 125, ein Füsilierbataillon Nr. 122, ein Dragonerregiment Nr. 20, ein Feldartillerieregiment Nr. 29 und ein Trainbataillon Nr. 13) auf 16,187, meist Evangelische.
Die Industrie beschränkt sich auf Fabrikation von Metall- und Drahtwaren, Rahmen, Korsetten und Zichorie, auf Woll-, Baumwoll- und Leinweberei, Orgel- und Pianofortebau, Ziegelfabrikation, Bierbrauerei etc. ist Sitz einer königlichen Regierung, eines Oberamtes, eines Amtsgerichts, des Stabes der 13. Artillerie- und der 52. Infanteriebrigade, eines Generalsuperintendenten und hat ein Lyceum, eine Realanstalt, ein Stift für verwahrloste Kinder, eine Augenheilanstalt, eine Kinderheilanstalt etc. In der Umgebung liegen die Lustschlösser Monrepos und Favorite. - An der Stelle des jetzigen Ludwigsburg standen zu Anfang des 18. Jahrh. nur zwei Meierhöfe.
Herzog Eberhard Ludwig ließ daselbst 1704 ein Jagdschloß bauen, dem er später ein prächtiges Hauptgebäude hinzufügte, und bald erweiterte sich diese Anlage zu einer umfangreichen Stadt, als die Geliebte desselben Herzogs, Fräulein v. Grävenitz, diesen bewog, die Residenz nach Ludwigsburg zu verlegen (1724). ist Geburtsort des Schriftstellers David Strauß, der Dichter Justinus Kerner und Ed. Mörike und des Ästhetikers Fr. Vischer.
Vgl. Hänle, Württembergische Lustschlösser, Teil 1 (Würzb. 1846).
Von 1758 bis 1824 bestand in eine von Herzog Karl Eugen gegründete Porzellanfabrik, welche Vasen, Prachtservice, Spielereien etc. in Rokokogeschmack erzeugte. Charakteristisch für dieses in Prachtstücken seltene Ludwigsburger Porzellan ist seine Dekoration mit Vögeln, Käfern, Schmetterlingen und Blumenguirlanden in Relief und Malerei.