Lucullus
,
Lucius
Licinius, röm.
Feldherr, that sich im Marsischen
Krieg 90
v. Chr. zuerst hervor, nahm als
Legat unter
Sullas Oberbefehl am ersten Mithridatischen
Krieg teil und ward, nachdem er 79 mit seinem
Bruder
Marcus kurulischer
Ädil und 77 Prätor gewesen war und hierauf
Afrika
[* 2] verwaltet hatte, 74
Konsul und mit
Führung des
Kriegs zu Land gegen
Mithridates
beauftragt. Es gelang ihm,
Mithridates, welcher
Kyzikos belagerte, die Zufuhr der Lebensmittel abzuschneiden, wodurch er
genötigt ward, die Belagerung aufzuheben und die
Flucht zu ergreifen (73). Lucullus
verfolgte das nach
Westen fliehende Landheer,
vernichtete dasselbe zum großen Teil am
Fluß Äsepus und wandte sich dann nach dem
Osten, wo er bis 71 mit der Belagerung
der bedeutendsten
Städte in
Bithynien,
Paphlagonien und in
Pontos beschäftigt war.
Unterdessen hatte
Mithridates ein neues
Heer von 40,000 Mann
Fußvolk und 4000
Reitern gesammelt, wurde aber bei Kabeira geschlagen
und genötigt, sich zu seinem Schwiegersohn
Tigranes, dem König von
Armenien, zu flüchten. Lucullus
verfolgte ihn bis nach Talaura
in Kleinarmenien und kehrte sodann nach
Pontos zurück, das er ganz unterwarf. Da
Tigranes sich
weigerte,
Mithridates auszuliefern, brach Lucullus
69 mit 12,000 Mann zu
Fuß und 3000
Reitern von
Pontos auf, setzte bei Melita über den
Euphrat,
schlug das feindliche
Heer von 20,000
Bogenschützen und Schleuderern, 56,000
Reitern, 150,000 Mann
Fußvolk am
Fluß
Nikephoros 6. Okt. 69,
eroberte die Stadt Tigranokerta, erfocht am Arsanias einen neuen
Sieg und wandte sich sodann, da sein
Heer sich weigerte, weiter nach
Osten vorzudringen, gegen
Mesopotamien, wo er
Nisibis 68 eroberte.
Hierdurch wurde es dem
Mithridates möglich, in sein
Königreich zurückzukehren und es wiederzuerobern. Lucullus
brach zwar 67 von
Nisibis auf, um es ihm wieder zu entreißen; auf dem
Marsch aber brach unter seinen
Truppen eine
Meuterei
aus, und zugleich wurde ihm angezeigt, daß ihm, hauptsächlich durch die
Ränke der
Ritter, deren Bedrückungen in
Asien
[* 3] er
Einhalt gethan hatte, der Oberbefehl entzogen sei. Er kehrte also nach
Rom
[* 4] zurück, wo er erst 63 nach Überwindung
mehrfacher Hindernisse zur
Ehre des
Triumphs gelangte.
Fortan lebte er als Privatmann in
Rom und genoß die
Reichtümer, die er aus
Asien gebracht hatte, in sprichwörtlich gewordener
Üppigkeit, blieb daneben jedoch auch edlern Beschäftigungen nicht fremd. Während seines Aufenthalts in
Griechenland
[* 5] und
Asien war er mit vielen damals lebenden
Philosophen vertraut geworden.
Sein vornehmster
Lehrer war der
Akademiker
Antiochos gewesen, der ihn auch auf einigen seiner
Feldzüge begleitete. Nach seiner Rückkehr nach
Rom setzte er das
Studium
der
Philosophie fort, zog viele
Gelehrte nach
Rom und machte sein
Haus zu deren Sammelpunkt. Auch legte er eine
Bibliothek an,
deren
Gebrauch dem
Publikum frei stand, und die auch
Cicero benutzte. Seine Geschichte des Bundesgenossenkriegs
in griechischer
Sprache
[* 6] ist verloren gegangen. Er starb zwischen 58 und 56. Lucullus
war es auch, der 72 oder 71 den
Kirschbaum aus
Kerasos in
Pontos zuerst nach
Rom brachte und daselbst anpflanzen ließ. -
Sein Sohn, mit dem Vornamen
Marcus
oder
Lucius, geboren nach 66, wurde unter
Vormundschaft seines Oheims
Marcus
Cato und des
Cicero erzogen und fand den
Tod bei
Philippi 42. Lucullus'
jüngerer
Bruder,
Marcus
Licinius Lucullus
oder, wie er nach seiner
Adoption durch M.
Terentius Varro hieß,
Marcus
Terentius Licinianus
Varro, war 73
Konsul,
dann 72
Statthalter in
Makedonien, als welcher er einen Kriegszug gegen die Thraker unternahm, auf
dem er bis an das
Schwarze Meer
vordrang; er starb bald nach seinem
Bruder.