Lucchesini
(spr. luckesini), Girolamo, Marchese, preuß. Staatsmann, geb. aus einer Patrizierfamilie in Lucca, [* 2] ward 1780 von Friedrich II. von Preußen [* 3] zum Kammerherrn ernannt, gehörte zu dessen täglicher Tischgesellschaft und wurde auch von ihm und Friedrich Wilhelm II. zu mehreren diplomatischen Missionen verwendet; unter anderm brachte er im März 1790 in Warschau [* 4] ein Bündnis zwischen Preußen und Polen zu stande, darauf wohnte er 1790 den Friedensverhandlungen in Sistowa als preußischer Bevollmächtigter bei, begleitete 1792 den König auf dem Feldzug in die Champagne und wurde 1793 zum preußischen Gesandten in Wien [* 5] ernannt. Im März 1797 ward er von Wien zurückberufen und im September 1802 als außerordentlicher Botschafter nach Paris [* 6] gesandt. Er vertrat stets die Politik einer Verständigung mit Frankreich, unterzeichnete im November 1806 zu Charlottenburg [* 7] mit Napoleon I. einen Waffenstillstand und nahm, als diesen der ¶
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König nicht genehmigte, seine Entlassung. Später ward er Kammerherr von Napoleons I. Schwester, der Fürstin von Lucca; er starb in Florenz. [* 9] Unter seinen Schriften ist sein Werk über den Rheinbund: »Sulle cause e gli effetti della confederazione renana etc.« (deutsch von Halem, Leipz. 1821-25, 3 Bde.),
zu erwähnen. - Sein Bruder Cesare Lucchesini
, geb. gest. als
Staatsrat in Lucca, machte sich durch sprachliche und geschichtliche Schriften bekannt. Seine »Opere« erschienen in 22 Bänden
(Lucca 1832-34).