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Wohlthätigkeitsanstalten sind das großartige Armenhaus, zwei
Krankenhäuser, ein Irrenhaus und ein Waisenhaus hervorzuheben.
Lucca
[* 3] hat ein
Seminar, ein königliches
Lyceum,
Gymnasium, technische
Schule,
Normalschule für
Lehrerinnen, ein
Konservatorium, Musikinstitut,
eine Zeichenschule, eine königliche
Kunstakademie, 2 wissenschaftliche
Akademien, eine öffentliche
Bibliothek von 58,000
Bänden, 5 an
Urkunden reiche
Archive und 3
Theater.
[* 4] Die Stadt ist Sitz eines
Präfekten,
Erzbischofs, eines
Appell- und
Assisenhofs,
Zivil- und Korrektionstribunals und einer
Handels- und
Gewerbekammer. Von Bauten der antiken Stadt Lucca
sieht man
noch die Reste eines
Theaters und eines
Amphitheaters. In der
Nähe liegen viele herrliche
Villen und 27 km nordöstlich die
berühmten heißen
Bäder von Lucca
(Bagni di Lucca
, s. d.).
Geschichte. Lucca
(im
Altertum
Luca) in
Ligurien war seit 178
v. Chr. eine römische
Kolonie und wurde zu Gallia cisalpina, später
zu
Etrurien gerechnet.
Cäsar hielt hier während des
Gallischen
Kriegs (56)
Winterquartier und erneuerte seinen
Bund mit
Pompejus
und
Crassus. Unter den
Langobarden hatte es eigne
Grafen und begann im 12. Jahrh. seine städtische
Freiheit
zu entwickeln; es hielt unter der Leitung des
Geschlechts der Obizzi zur guelfischen
Partei. 1288 kaufte es sich von
Rudolf
I. die
Befreiung von dem kaiserlichen
Statthalter für 12,000
Gulden. 1314 lieferte aber der
Ghibelline
Castruccio de' Interminelli
Lucca
in die
Hände Ugucciones della Faggiuola, des kaiserlichen
Vikars von
Genua,
[* 5] der auch
Pisa
[* 6] beherrschte und seinen Sohn
Francesco
als
Capitano in Lucca
einsetzte.
Dieser fiel 1315 in der
Schlacht bei
Montecatini, und die Herrschaft riß nun
Castruccio Castracani
an sich, der auf die Seite
der
Ghibellinen brachte, wofür ihn
Kaiser
Ludwig 1327 zum
Herzog von Lucca
ernannte und Teile von
Florenz
[* 7] und
Pisa zu seinem Gebiet schlug. Nach
Castruccios
Tod
(September 1328) ward Lucca
wieder
Republik, und der
Kaiser setzte den
Grafen Burkhart
(Conte Porcaro) als
Gouverneur ein.
Bald darauf verkauften jedoch die deutschen
Söldner, die sich Luccas
bemächtigt hatten, um sich für ihren rückständigen
Sold bezahlt zu machen, die Herzogswürde an den Genuesen Gherardo
Spinola für 30,000
Dukaten.
Dieser übergab aber, von den
Florentinern angefeindet, 1331 dem König
Johann von
Böhmen
[* 8] die Schutzherrschaft über Lucca.
Letzterer
versetzte Lucca
um 35,000
Dukaten an das
Haus
Rossi in
Parma,
[* 9] von dem es unter pisanischer
Oberhoheit 1335 Mastino
della
Scala,
Herr von
Verona,
[* 10] erhielt, der es 1339 für 250,000 Goldgulden an
Florenz verkaufte. Als die
Florentiner
[* 11] Lucca
einnehmen
wollten, kamen ihnen jedoch die Pisaner zuvor (1342). Nachdem
Kaiser
Karl IV. der Stadt 1369 ihre
Freiheit und Reichsunmittelbarkeit
für 200,000
Gulden zurückgegeben, wußte sie dieselbe zu behaupten und blieb eine aristokratische
Republik,
an deren
Spitze ein
Gonfaloniere und sechs Anziani
(Älteste) standen, bis 1797, wo sie von den
Franzosen erobert wurde, welche
Lucca
erst zum
Königreich
Etrurien, 1805 aber zu dem
Fürstentum
Piombino schlugen, das
Napoleons I.
Schwester
Elise, Gemahlin
des
Fürsten
Bacciocchi, beherrschte.
Der
Wiener Kongreß überließ es 1815 der ehemaligen
Königin von
Etrurien, Infantin
Maria
Luise, der Tochter des
Königs
Karl
IV. von
Spanien,
[* 12] und deren
Kindern unter dem
Titel eines Herzogtums mit voller Souveränität bis dahin, wo sie mit ihrer
Familie
zum
Besitz
Parmas, welches die
Witwe
Napoleons I.,
Marie
Luise, auf Lebenszeit erhielt, gelangen würde. Lucca
sollte
dann, mit Ausschluß einiger an
Modena abzutretender Landstriche, an
Toscana fallen. Doch erst 1818 trat die Infantin die
Regierung
an und führte dieselbe bis zu ihres
Sohns
Karl II.
Ludwig von
Bourbon Volljährigkeit 1819. Wie unter seiner
Mutter, die starb,
so erfreute sich das Land auch unter
Herzog
Karl
Ludwig einer ungetrübten
Ruhe.
Doch war die despotische Herrschaft des englischen Günstlings des
Herzogs,
Ward, verhaßt, und 1847 wurde in eine Sturmpetition
an den
Herzog um
Verleihung einer
Verfassung gerichtet, vor welcher derselbe nach
Massa floh. Er kehrte nicht
lange darauf zurück, trat aber das ganze Herzogtum an
Toscana ab,
weil er nahe Aussicht auf
Parma hatte, das auch
durch den
Tod der Erzherzogin
Marie
Luise 18. Dez. ihm zufiel. Der
Herzog von Lucca
führte das spanisch-parmesanische
Wappen;
[* 13] das Landeswappen
aber war ein lasurblauer
Schild,
[* 14] auf welchem zwischen zwei schrägen
Balken das
Wort »Liberta« stand.
Vgl.
Mazzarosa, Storia di Lucca
(Lucca
1833).