Lucas
van
Leiden,
[* 2] eigentlich
Lucas Jacobsz, von den Italienern
Luca d'Olanda genannt, holländ.
Maler und Kupferstecher,
geb. 1494 zu
Leiden, hatte anfangs seinen
Vater Huig Jacobsz zum
Lehrer und erregte schon in seinem 12. Jahr
durch eine
Darstellung der
Legende vom heil.
Hubertus mit
Wasserfarben auf
Leinwand Aufsehen. Ein
Blatt,
[* 3] den
Mönch
Sergius darstellend,
welchen
Mohammed in seiner
Trunkenheit ermordete, das Lucas
van Leiden
in seinem 14. Jahr stach, ist mit vieler Gewandtheit des
Stichels ausgeführt. 1509 erschienen
von ihm neun
Stiche in Form runder
Medaillons, mit
Szenen aus der Lebensgeschichte
Christi; 1510 ein
Stich, auf welchem eine nackte
Frau einen
Hund von
Insekten
[* 4] befreit, das zu seinen seltensten Blättern gehört.
Nach dem
Tod seines
Vaters genoß Lucas
van Leiden
noch den
Unterricht des Malers Cornelis
Engelbrechtsen. 1510 erschien
sein
Ecce homo, und schnell folgte jetzt ein Kunstwerk dem andern. Seine größte
Komposition ist der
Kalvarienberg (1517),
welcher wegen des
Reichtums an
Figuren (80) für sein Meisterstück gehalten wird. Lucas
van Leiden
arbeitete mit einer leidenschaftlichen
Emsigkeit, doch trübte ein Hang zur
Schwermut sein
Leben. 1521 traf
Dürer mit ihm in
Antwerpen
[* 5] zusammen,
in dessen Malergilde Lucas
van Leiden
1522 eingeschrieben wurde. 1527 bereiste er
Belgien
[* 6] in
Gemeinschaft mit Jan
Mabuse und trat mit großem
Luxus auf.
Jene
Reise jedoch zog ihm eine
Krankheit zu, die ihn nicht mehr verließ. Seine letzten sechs Lebensjahre brachte er auf dem
Krankenbett zu, vermochte jedoch auch in liegender
Stellung zu zeichnen oder in
Kupfer
[* 7] zu stechen. Auch
malte er in dieser Zeit (1531) noch sein letztes Gemälde in
Öl: den
Heiland, einem
Blinden das
Gesicht
[* 8] wieder verleihend
(Eremitage
zu
Petersburg).
[* 9] Er starb 1533. Unter Lucas
van Leiden'
Schöpfungen behauptet das Genrebild, das er zuerst mit
Bewußtsein behandelte,
eine hervorragende
Stelle.
Auch seine religiösen
Bilder sind durchaus von einem genreartigen
Wesen durchdrungen. Die
Richtungen des damaligen
Lebens, besonders
des niederländischen Volkslebens, das scharf Verständige und das Phantastische sind in Lucas
van Leiden'
Werken
zu einem Ganzen verschmolzen. Die
Technik in seinen Gemälden ist fein und sorgfältig. In seinen letzten Bildern,
z. B. dem
Triptychon mit dem
Jüngsten
Gericht in der Mitte und
Hölle und
Fegfeuer auf den
Flügeln, im Stadthaus zu
Leiden, erkennt
man ein Bestreben, sich den Italienern zu nähern.
Seine Kupferstiche und Holzschnitte (über 200) zeugen von außerordentlicher Leichtigkeit und doch großer Sorgfalt in Handhabung des Grabstichels; er stand darin unter dem Einfluß Dürers. An feinerm Gefühl und Mannigfaltigkeit der Erfindung steht er hinter diesem zurück, übertrifft ihn aber in malerischer Behandlung und Reichtum der Komposition. Hauptblätter sind außer den genannten: die Auferweckung des Lazarus (1508), die Versuchung des heil. Antonius (1509), die Anbetung der Könige (1513), Esther vor Ahasver (1518), Maria Magdalena (1519), Kaiser Maximilian (1520) und die Genrebilder: der Zahnarzt, der Chirurg und der Eulenspiegel.
Von Gemälden sind ihm außer den genannten mit einiger Sicherheit folgende zuzuschreiben: eine Schachpartie (in Wiltonhouse), eine ähnliche Darstellung und der heil. Hieronymus in Bußübung (im Museum zu Berlin), [* 10] Moses, das Wasser aus dem Felsen schlagend (1527, in der Villa Borghese bei Rom), [* 11] und die Anbetung der Könige (in Buckingham Palace zu London). [* 12]
Vgl.
A.
Rosenberg in
Dohmes
»Kunst und
Künstler«, Bd. 1; Evrard, Lucas
van Leiden
de
Leyde et
Alb.
Durer
(Brüssel
[* 13] 1883).