Louisiāna
(spr. lu-, abgekürzt La.), einer der Südstaaten der Vereinigten Staaten [* 2] von Nordamerika, [* 3] liegt zwischen 29-33° nördl. Br. und 88° 41'-94° westl. L. v. Gr. und wird begrenzt im N. von den Staaten Arkansas und Mississippi, im O. vom Staat Mississippi, im S. von dem Golf von Mexiko, [* 4] im W. von Texas (s. Karte »Vereinigte Staaten«). Das Land, mit einer Küstenlänge von 2080 km, ist im ganzen eben und übersteigt nirgends eine Meereshöhe von 60 m. Nahezu ein Viertel des ganzen Areals, das Küstengebiet, liegt nur 3¼ m hoch und wird durch die Springfluten und im Frühjahr durch die austretenden Flüsse [* 5] überschwemmt.
Die Mitte des Staats erfüllen weite Prärien; im N. und W. erhält die Landschaft durch niedrige Hügelreihen einen etwas weniger eintönigen Charakter. Das Ufergelände des Mississippi ist von Baton Rouge ab so niedrig, daß künstliche Dämme vor den Überschwemmungen schützen müssen; nach N. hin steigt es bis zu einer Höhe von 60 m (bei Natchez) an. Das südliche Tiefland ist Alluvialboden, in dem sich zahlreiche Süßwassermuscheln und Mastodontenknochen finden; im nördlichen Teile lagern unter dem Alluvium Tertiärbildungen der eocänen Periode, in beträchtlichen Mengen Braunkohlen und Salzquellen enthaltend.
Die Bewässerungsverhältnisse von Louisiana
sind bei der bedeutenden Anzahl großer Flußläufe sehr günstig. Der
Mississippi begleitet die Ostgrenze des
Staats bis südlich von
Natchez, tritt dann inden
Staat ein und durchströmt
ihn in südöstlicher
Richtung bis zu seiner Mündung; 1336 km seines
Laufs gehören dem
Staat an.
Schon da, wo er in das Land
tritt, beginnt er Seitenarme auszusenden, so daß der ganze Südosten von Louisiana
bereits zu seinem
Delta
[* 6] gehört. Die ganze nördliche
Hälfte des
Staats wird vom
Red River bewässert, und die Vereinigung desselben mit dem
Mississippi findet
dort statt, wo dieser den
Atchafalaya nach dem
Golf entsendet.
Der Sabine im W. und der Pearl River im O. sind die Grenzflüsse. Das Küstengebiet ist reich an Seen und Haffen (meist buchtenartigen Erweiterungen der Flüsse), deren bedeutendste Pontchartrain und Maurepas im SO., Chetimaches in der Mitte, Calcasieu- und Sabinesee im W. sind. Die Küste selbst ist reich an Buchten und Einschnitten, doch fehlt es an guten Häfen. Das Klima [* 7] des Landes kann kaum als ein günstiges bezeichnet werden, denn während die Temperatur im Winter durch kalte. Nordwinde (die sogen. Northers) oft tief herabgedrückt wird, erreicht sie im Sommer eine fast unerträgliche Höhe und erzeugt in den ausgedehnten Sümpfen die gefährlichsten Miasmen, in deren Gefolge das gelbe Fieber fast regelmäßig in jedem Jahr auftritt. Bei New Orleans ist die mittlere Jahrestemperatur 21° C., die des Januars 12,6,° die des Juli 29° C. In den höher gelegenen Prärien sind Schnee [* 8] ¶
mehr
und Eis
[* 10] keineswegs selten. Louisiana
hat ein Areal von 123,435 qkm (2241,7 QM.) mit (1870)
726,915, (1880) 939,946 Einw., inkl.
von 483,655 Farbigen. Ein wichtiges Element der Bevölkerung
[* 11] bilden die Nachkommen der französischen Kreolen, das indes durch
stets frischen Zuwachs aus dem Norden
[* 12] und dem Ausland immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird. Die öffentlichen
Schulen wurden 1885 von 89,441 Kindern besucht, und fast 79 Proz. der über zehn Jahre alten Schwarzen sind des Schreibens unkundig.
An höhern Lehranstalten sind zu erwähnen zwei Staatsuniversitäten (die eine für Farbige) und 8 Colleges.
Die landwirtschaftlichen Verhältnisse sind durch die Befreiung der Sklaven vollständig revolutioniert worden, und der Wert des liegenden und persönlichen Eigentums ist 1860-80 von 435 Mill. Doll. auf 160 Mill. Doll. gefallen. Die ehemaligen Plantagenbesitzer sind verarmt, und viele von ihnen haben den Staat verlassen; an Stelle der Sklavenarbeit ist die Bewirtschaftung durch freie farbige Arbeiter getreten, welchen anstatt der Löhnung häufig ein Ernteanteil überlassen wird; kaum 9 Proz. der Oberfläche sind angebaut. 1880 schätzte man den Wert sämtlicher landwirtschaftlicher Produkte auf 43 Mill. Doll. Die wichtigsten Bodenerzeugnisse sind Baumwolle [* 13] (1860: 722,218 Ballen, 1880: 508,569 Ballen) und Zucker [* 14] (1861: 459,000 Faß, [* 15] 1885 nur 231,290 Faß).
Außerdem werden gebaut: Mais, Reis, Buchweizen, Bataten, etwas Tabak, [* 16] Wein etc. Auch Orangen, Zitronen und andre tropische Früchte gedeihen;
der Maulbeerbaum ist einheimisch.
Die ausgedehnten Waldungen liefern viel Holz, [* 17] namentlich Cypressen, Eichen und Fichten. An Vieh zählte man 1880: 104,000 Pferde, [* 18] 77,000 Esel und Maultiere, 470,000 Rinder, [* 19] 136,000 Schafe, [* 20] 633,000 Schweine. [* 21] Allerlei Arten Wild (auch Vögel, [* 22] besonders wilde Truthühner, Pelikane etc.) finden sich im Überfluß in den Prärien und Wäldern, und der Mississippi und seine Arme und Nebenflüsse sind sehr reich an Fischen. Die industrielle Thätigkeit des Staats ist noch wenig ausgebildet.
Die meisten Gewerke (1880 gab es 1553 Anstalten mit 12,167 Arbeitern) arbeiten für den Lokalbedarf. Erwähnung verdienen höchstens 12 Baumwollölmühlen (1446 Arb.), 55 Tabaks- und Zigarrenfabriken (1169 Arb.), 174 Sägemühlen, 31 Gießereien und 4 Zuckersiedereien. Der Versuch, die Baumwollweberei heimisch zu machen, hat noch keine nennenswerten Erfolge gehabt. Dagegen ist der Handel ein ungemein lebhafter, denn vermittelst des Mississippi und seiner großen Nebenflüsse steht New Orleans (s. d.) mit dem größten Teil der Vereinigten Staaten in direkter Flußverbindung und dient ihnen als Ein- und Ausfuhrhafen.
Der Staat besaß 1886: 598 Schiffe [* 23] von 69,952 Ton. Gehalt. Eisenbahnen (1886: 3250 km) vermitteln den Verkehr mit dem Innern. Die jetzige Verfassung wurde im Dezember 1879 eingeführt. Jeder männliche Bürger (einschließlich der Schwarzen) hat das Stimmrecht, wenn er 21 Jahre alt ist, ein Jahr im Staat und mindestens 1 Monat in seinem Wahlkreis gewohnt hat. Gouverneur und die obersten Beamten werden auf 4 Jahre vom Volke gewählt. Die gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen eines Senats (36 Mitglieder) und eines Repräsentantenhauses (101 Mitglieder).
Die Mitglieder werden auf 4 Jahre gewählt. Die 5 Richter des Supreme Court werden vom Gouverneur mit Zustimmung des Senats auf
je 12 Jahre ernannt, alle andern Richter aber vom Volke gewählt. Die Staatsschuld von Louisiana
belief sich 1860 auf 10 Mill. Doll., 1873 war
sie auf 40 Mill. Doll. angewachsen (einschließlich
des ausgegebenen Papiergeldes), und außerdem war der
Stadt New Orleans eine Schuldenlast von 22½ Mill. Doll. aufgebürdet worden. Die neue Verfassung aber »regulierte« diese Schuldenlast,
so daß sie sich 1886 auf nur 15 Mill. Doll. belief. ist in 56 Kirchspiele eingeteilt. Hauptstadt ist New Orleans
(früher Baton Rouge).
Geschichte. Louisiana
wurde zuerst entdeckt durch den Spanier Fernando de Soto, die erste Kolonie 1682 durch den Franzosen Le
[* 24] Salle angelegt
und nach Ludwig XIV. Louisiana
genannt. Diese gedieh aber sowenig wie neue Ansiedelungen von Yberville (1698) und Crozat (1712). Die
Stadt New Orleans wurde 1717 gegründet, und um diese Zeit begann auch die Kolonie, welche der Mississippi-Kompanie
überlassen worden war und 1717-20 Law zu seinen berüchtigten Spekulationen gedient hatte, von einiger Bedeutung zu werden.
Nach Laws Sturz wurde Louisiana
der französischen Indischen Kompanie geschenkt. 1763 traten die Franzosen Louisiana
östlich vom Mississippi
an England, das westliche an Spanien
[* 25] ab. Dieser letztere Teil fiel 1800 durch den Vertrag von San Ildefonso
an Frankreich zurück; aber die französische Regierung, fürchtend, Louisiana
könne ihr durch die stärkere Seemacht Englands genommen
werden, verkaufte es 1803 an die Vereinigten Staaten um 15 Mill. Doll. Zur Zeit dieser Übergabe waren die
Bewohner von Louisiana
meist Franzosen oder Abkömmlinge von Franzosen; die ganze Bevölkerung betrug damals nicht über 90,000 Köpfe,
wovon 40,000 Sklaven waren. Louisiana
umfaßte damals außer dem Gebiet des jetzigen Staats die ganze Ländermasse zwischen dem Mississippi
und den Rocky Mountains, mit Ausnahme der von den Spaniern besetzten Gebiete.
Ein Kongreßbeschluß teilte dasselbe 1804 in zwei Teile: das Territorium Orleans, das den heutigen Staat Louisiana
einschloß, und
das Territorium Louisiana
, alles nördlich und westlich davon gelegene Land. Nachdem dann 1811 der Kongreß die Bevölkerung des erstgenannten
Territoriums autorisiert hatte, sich eine Staatsverfassung zu geben, wurde dasselbe unter dem
Namen Louisiana
als Staat in die Union aufgenommen. Im Krieg mit England, das 1814 einen Einfall in Louisiana
machte, stand Louisiana fest zur Union
und wurde im Januar 1815 durch Jackson mit Erfolg verteidigt. Am trat aus dem nordamerikanischen Staatenbund aus;
doch bereits im folgenden Jahr fiel New Orleans in die Hände des Unionsadmirals Farragut, im Juli 1863 übergab
sich Vicksburg und bald darauf Port Hudson. 1865 erkannte der Präsident eine neugebildete provisorische Regierung an; der Kongreß
aber setzte eine militärische Verwaltung ein, und erst 1868 wurde Louisiana
abermals als Staat in die Union aufgenommen
und seitdem von der republikanischen Partei unter dem allmächtigen Präsidenten Kellog, welcher sich auf die Neger und die
Autorität und Waffengewalt der Bundesregierung stützte, und dem zahlreiche Abenteurer aus dem Norden (Carpet-baggers) nachzogen,
in willkürlichster Weise regiert und schamlos ausgesogen.
Die demokratisch gesinnten Weißen wurden rücksichtslos unterdrückt und durch Fälschung der Wahlen ihrer politischen Rechte beraubt. Als sie sich endlich, durch Ungerechtigkeiten und Vergewaltigungen zum Äußersten getrieben, bei den Neuwahlen im November 1876 ermannten, wurden der von ihnen gewählte Gouverneur und ihre Legislatur von der Regierung für unrechtmäßig erklärt und republikanische Behörden ihnen im Januar 1877 gegenübergestellt. Als aber der neue Präsident, Hayes, im April die Bundestruppen ¶
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zurückzog, lösten sich diese auf, und die Demokraten gelangten zur Herrschaft, was eine massenhafte Auswanderung der Neger zur Folge hatte.
Vgl. King, Journeys in Louisiana
(Hartf. 1875);
Martin, History of Louisiana
(New Orleans 1882);
Gayarré, History of Louisiana
(3.
Aufl., das. 1885, 4 Bde.).