Lostage
(Lurtage), Tage, welche nach einer im Volk weitverbreiteten Ansicht einen entscheidenden Einfluß auf die Witterung eines bestimmten Zeitraums haben sollen, an welchen sich (wie Dove sagt) das »Los« der zu erwartenden Witterung für längere Zeit entscheidet, wo man zu »lauern« (niedersächs. luren) hat, um auf das Kommende vorbereitet zu sein. An diese Lostage knüpfen sich die Sprüche des Volkes, welche unter dem Namen Bauernregeln bekannt sind; z. B. an den Medardustag (8. Juni), welcher als sogen. Wettermacher in Frankreich und den Niederlanden, in Deutschland und Polen bekannt ist. Von diesem heißt es: »Wie's wittert am Medardustag, so bleibt's sechs Wochen lang danach«; oder »Regnet es auf Medardustag, so regnet es vierzig Tage nach«; oder, wie in Frankreich: »Saint Médard est un grand pleurard (oder pissard)«. Andre solcher Lostage sind: der Siebenschläfer (27. Juni), ein gefährlicher Regentag (»Regnet's am Tag der Siebenschläfer, so regnet es noch sieben Wochen«); der Johannistag (24. Juni), der in Polen, Mittel- und Süddeutschland, in Oberitalien etc. für einen Wendetag der Witterung gilt (»Wasser an St. Johann nimmt den Wein und gibt kein Brot«), wie St. Peter und Paul (29. Juni) in Frankreich; namentlich aber der als regenbringend bekannte Tag Mariä Heimsuchung (2. Juli), am Niederrhein »Marientrief«, in Köln »Mariasief« genannt. Von ihm heißt es in Deutschland unter anderm: »Geht Maria über den Berg naß, so regnet's sechs Wochen ohne Unterlaß«. Eine Art wissenschaftlicher Begründung dieser Lostage besteht darin, daß in Europa im Sommer die mittlere Windrichtung auf die Nordwestseite der Windrose fällt. Diese Nordwestwinde bringen bei ihrem Verdrängen der östlichen (im Sommer wärmern und trocknern) Winde ein Sinken der Temperatur herbei und leiten, wenn sie zu Anfang des Sommers die Oberhand gewinnen, unsre Regenzeit ein.