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den Dänen genommen. 884 erhob Alfred d. Gr. die Stadt zur Hauptstadt seines Reichs, befestigte sie und legte den Grund zur städtischen Verwaltung. Wilhelm I. verlieh London nach seiner Thronbesteigung 1066 eine noch existierende Charte und entzog den Bischöfen jede Jurisdiktion in Zivilstreitigkeiten. Er ist der Erbauer des Towers. Richard I. bewilligte den Bürgern für 1500 Pfd. Sterl. eine Charte, welche ihre Jurisdiktionsansprüche auf der Themse feststellte.
König Johann gab der Stadt 1210 die Grundzüge ihrer jetzigen Verfassung und ermächtigte unter anderm die Bürger, sich jährlich einen Mayor zu wählen. In dem bald darauf zwischen der Krone und den Baronen entbrennenden Streit stand auf der Seite der letztern, und Johann mußte der Stadt in der Magna charta ihre alten Rechte und Privilegien bestätigen und erweitern. Nach 1216 trat das Oberhaus zum erstenmal in London zusammen. Die Hansestädte hatten in London seit dem 13. Jahrh. eine kaufmännische Niederlassung. 1377 hatte die Stadt 35,000 Einw. An den Kämpfen zwischen der Weißen und Roten Rose beteiligte sich die Stadt zu gunsten des Hauses York.
Die Einführung der Reformation trug namentlich durch die dadurch veranlaßte Aufhebung der zahlreichen Klöster viel zum Aufblühen der Stadt bei. Gegen die spanische Armada (1588) konnte die Stadt schon 20,000 Mann und 38 Schiffe stellen. 1660 betrug die Zahl der Einwohner ½ Mill. 1665 raffte die Pest hier über 68,000 Menschen weg, und eine Feuersbrunst verzehrte 13,200 Häuser. Die Zunahme des Handels, die Geschäftseröffnung mit moskowitischen Kaufleuten, die Gründung der amerikanischen Kolonien, die Entstehung der Ostindischen Kompanie und einer andern für den Handel mit der Türkei und der Levante gaben einen bedeutenden Aufschwung. Da die religiösen Verfolgungen in Frankreich und die bürgerlichen Zerwürfnisse in Flandern Tausende veranlaßten, nach London auszuwandern, wurden trotz königlicher Verbote die Vorstädte erweitert.
Ein Dekret von 1710 ordnete die Erbauung von 50 neuen Kirchen in und seinen Vorstädten an. Die ganze weite Strecke von Goodmansfields bis Stepney, unter Whitechapel Road bis nach Shadwell bedeckte sich rasch dicht mit Wohnungen. Dagegen traten im Innern an die Stelle von übervölkerten Stadtvierteln schöne Straßen mit prachtvollen Gebäuden. Vielfach war London der Ort von diplomatischen Unterhandlungen. So ward hier die Quadrupelallianz zwischen England, Frankreich, dem Kaiser und Holland abgeschlossen, ein Defensivbündnis zwischen England und Preußen gegen Österreich und Frankreich etc. Besonders wichtig sind die Londoner Konferenzen, welche 1829 und 1832 über das Schicksal Griechenlands, 1830-31 und 1839 über das Belgiens entschieden; ferner der Kongreß von 1850, der durch das Londoner Protokoll vom 8. Mai die dänische Thronfolge und die schleswig-holsteinische Sache ordnete. 1863 fanden abermals Konferenzen über die Neubesetzung des griechischen Throns, vom April bis Juni 1864 zur Schlichtung des deutsch-dänischen Streits, endlich 1871 über die Revision des Pariser Friedens von 1856 statt. Am wurde in London die große Evangelische Allianz (s. d.) gestiftet.
Vom Mai bis Oktober 1851 fand hier eine große Industrieausstellung aller Nationen statt. Am ward in London die zweite Weltindustrieausstellung eröffnet.
Vgl. Allen, History and antiquities of London (Lond. 1829, 4 Bde.);
Norton, History constitution etc. of the city of London (3. Aufl. 1869);
Arundell, Historical reminiscences of the city of London (1869);
Thornbury, Old and new a narrative of its history (1873-75, 3 Bde.);
Jesse, London, its celebrated characters and remarkable places (3. Aufl. 1871, 3 Bde.);
Doran, London in the Jacobite times (1877, 2 Bde.);
Walford, Greater a narrative of its history (1883-84, 2 Bde.);
Loftie, History of London (2. Aufl. 1884, 2 Bde.);
Derselbe, Round about London (4. Aufl. 1880);
Rodenberg, Tag und Nacht in London (Berl. 1862);
Hare, Walks in London (5. Aufl. 1883, 2 Bde.);
Becker, Scientific London (1876);
Firth, Municipal London (1876);
Hutton, Literary landmarks of London (1885);
Dickens, Dictionary of London (1886);
Reisehandbücher von Ravenstein (in »Meyers Reisebüchern«) u. Bädeker; Baumann, Londinismen (Wörterbuch der Londoner Volkssprache, Berl. 1886).