Lommis
(Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen). 447 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Lauchebaches, an der von Matzingen und Wängi nach Affeltrangen führenden Strasse und 4 km nö. der Station Wängi der Strassenbahn Frauenfeld-Wil. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Matzingen-Affeltrangen-Märstetten. Gemeinde, mit Bettwiesen, Stocken, Kalthäusern, Weingarten und Wezikon: 200 Häuser, 1061 Ew. (682 Katholiken und 379 Reformierte); Dorf: 70 Häuser, 341 Ew. (wovon 251 Katholiken).
Gemeinsame kathol. Kirchgemeinde mit Weingarten und Kalthäusern. Die Reformierten gehören zur Kirchgemeinde Matzingen-Lommis. Wiesenbau und Waldwirtschaft, Käserei. Stickerei. Mühle und Säge. Der Kreis Lommis umfasst die Munizipalgemeinden Wängi und Lommis. Der massige Turm der sehr alten Kirche hat ausserordentlich dicke Mauern. Das sog. Schloss ist nur ein Bauernhaus, das aber allerdings ein recht ansehnlicher Bau ist. Oestl. vom Dorf liegt ein von Störchen belebtes Torfmoor, aus dem ziemlich viel Torf gewonnen wird. An den Hängen des Immenberges einige Rebenparzellen.
Lommis ist eine sehr alte Siedelung, die ihren Namen von dem 400 m s. der Kirche gestandenen und erst 1853 verschwundenen Schloss Loubmeissa erhalten hat. Die Herren von Lommis zählten einst zu den angesehensten Edelgeschlechtern des Thurgaues. 1228 erscheint ein Heinrich von Lommis und 1249 ein Berthold von Lommis. Am bekanntesten ist Ulrich von Lommis, Bürger und Ratsherr zu Zürich, einer der Führer der Zürcher im alten Zürichkrieg. Er fiel in der Schlacht von St. Jakob an der Sihl, nachdem ihm schon 1440 Peter von Raron seine Burg zerstört hatte. Nach Pupikofer soll dieser Ulrich von Lommis seinen Freund Stüssi, Zürichs Bürgermeister, in der genannten Schlacht mit seinem eigenen Leibe gedeckt haben und erst als einer der letzten gefallen sein. Von allen Seiten umzingelt, soll er im letzten Augenblick den Feinden als Lösegeld für sein Leben all' sein Gut angeboten, dafür aber die Antwort erhalten haben: «Wenn du wirklich so reich wärest, wie du sagst,
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so wärest du zu Hause geblieben.» Nach dem ersten Zürichkrieg kamen Schloss und Herrschaft Lommis an Peter von Raron, der sie 1461 den Muntprat, einem Konstanzer Patriziergeschlecht, verkaufte. 1559 verkaufte sie Walter von Gryffenberg an das Kloster Rheinau, das sie 1599 neuerdings an das Kloster Fischingen veräusserte. 1853 wurde das Schloss durch einen Unternehmer abgetragen. 1876 überschwemmte ein Hochwasser des Lauchebaches alle Wiesen und zerstörte die beiden Brücken von Weingarten. Heute ist der Bach von Affeltrangen bis Matzingen korrigiert und eingedämmt. Fund eines Bronzebeiles. 824: Loubmeissa; vom althochdeutschen loup = Laub oder Laubholz und meizan = schlagen, also etwa gleich «geschlagener Laubwald».