Lombardei
(Lombardie), eine Landschaft des Königreichs Italien, [* 2] im N. von der Schweiz [* 3] (Kantone Tessin und Graubünden), im NO. von Österreich [* 4] (Tirol), [* 5] im O. von der italienischen Landschaft Venetien, im S. von der Emilia und Ligurien, im W. von Piemont begrenzt, umfaßt die Provinzen Bergamo, Brescia, Como, Cremona, Mantua, [* 6] Mailand, [* 7] Pavia und Sondrio, mit einem Gesamtareal von 23,507 qkm (nach Strelbitsky 24,205 qkm oder 439,6 QM.) und (1881) 3,680,615 Einw. (Näheres s. unter den einzelnen Provinzen und Italien).
Geschichte. Das Land, welches seit dem
Mittelalter mit dem
Namen Lombardei
bezeichnet wird, bewohnten in der ältesten Zeit
Etrusker;
zu Ende des 5. Jahrh. vor unsrer
Zeitrechnung wanderten
Kelten ein. Die
Römer
[* 8] eroberten es 222 und besaßen
es als
Teil der Gallia cisalpina bis zum
Sturz des weströmischen
Reichs. Von diesen kam es zuerst unter die Herrschaft
Odoakers
(476-493
n. Chr.), dann der Ostgoten (493-553), hierauf der griechischen
Kaiser (553-568) und endlich der
Langobarden (568-774),
von denen es den
Namen erhielt, bis es von
Karl d. Gr. seinem
Reich einverleibt ward.
Seit 843 entstand ein eignes
Königreich
Italien, aus dem sich aber bald eine große Zahl selbständiger Stadtrepubliken herausbildete,
als:
Mailand,
Genua,
[* 9]
Pisa,
[* 10]
Mantua,
Venedig,
[* 11]
Friaul,
Ferrara
[* 12] etc. Die Lombardei
war seit
Otto I. (951) durch Lehnsverband an
Deutschland
[* 13] geknüpft,
suchte aber im
Mittelalter in den heftigsten
Kämpfen mit den römisch-deutschen
Kaisern Unabhängigkeit
zu erringen, meist freilich vergeblich. Durch ausgebreiteten
Handel erwarben die
Städte der Lombardei
Reichtum und Macht, waren aber
lange ein Spielball in den
Händen der
Ghibellinen und
Guelfen, bis sie eine
Beute einheimischer Dynastengeschlechter wurden
(s.
Mailand).
Als
Österreich die Herzogtümer
Mailand und
Mantua erworben, nannte man diese
Provinzen die »österreichische
und gab auch später nur diesen Gebieten den
Namen Lombardei
Napoleon I. bildete aus diesen und andern
Ländern die
Cisalpinische, dann
die
Italienische
Republik und 1805 das
Königreich
Italien. Durch den
Pariser
Frieden 1814 und die
Wiener Kongreßakte von 1815 erhielt
Österreich nicht nur seine alten lombardischen Besitzungen zurück, sondern auch das oberitalienische
Gebiet der ehemaligen
Republik
Venedig, welche
Länder es als
Lombardisch-Venezianisches Königreich in
Besitz nahm. Im März
(17.-21.) 1848 brach in
Mailand die
Revolution aus. In wenigen
Tagen war die ganze Lombardei
frei von den Österreichern.
Allein nach Besiegung
Karl
Alberts rückte
Radetzky 9. Aug. d. J. triumphierend in
Mailand wieder ein, und war
das ganze
Lombardisch-Venezianische Königreich wieder unter österreichischer Herrschaft. Im Frühjahr 1859 brach der österreichisch-sardinisch-französische
Krieg aus; die
Schlachten
[* 14] von
Magenta und
Solferino
[* 15] waren für
Italien entscheidend: Österreich trat im
Frieden von
Villafranca
die Lombardei
bis an den obern
Mincio an
Frankreich, dieses trat sie an
Sardinien
[* 16] ab;
Mantua wurde zu Venetien geschlagen, eine Linie von Peschiera nach der Ogliomündung bildete die Grenze.
Den Rest der Lombardei
sowie
Venetien bis nahe an den
Isonzo
[* 17] erwarb
das mit
Preußen
[* 18] verbündete
Königreich
Italien im
Frieden zu
Wien
[* 19] nachdem die
Zession seitens
Österreichs wiederum zunächst an
Napoleon III. erfolgt war. Die Lombardei
, als
Bestandteil des
Königreichs
Italien, ist gegenwärtig
eingeteilt in die
Provinzen
Bergamo,
Brescia,
Como,
Cremona,
Mailand,
Mantua,
Pavia,
Sondrio.
Vgl. Handloike, Die lombardischen Städte unter der Herrschaft der Bischöfe (Berl. 1883);
Formentini, La dominazione spagnuola in Lombardia (Mail. 1881).