Titel
Lokomotive
[* 2] (lat., «vom Ort [locus] bewegend
[movēre]») oder bisweilen auch Dampfwagen wird im Gegensatz zu den stehenden Dampfmaschinen
,
[* 3] wie man sie
in Fabriken, zum Wasserheben u. s. w. gebraucht, eine Dampfmaschine
[* 4] genannt, die sich selbst
auf einem Schienengleis oder
auf einem gewöhnlichen Wege fortzubewegen und dabei ihr angehängte Lasten zu ziehen im stande
ist.
Da man nach dem heutigen
Stand der
Technik als Motor auch den Elektromotor und den
Petroleummotor
[* 5] verwenden kann, so
hat sich auch der
Begriff der Lokomotive
in dieser
Beziehung erweitert.
Geschichtliches. Die ersten Anfänge der Lokomotive
sind in der Erfindung des
Franzosen Cugnot zu suchen. Unabhängig von ihm war
allerdings auch in England von Savery und Robison die Möglichkeit, Fahrzeuge mittels
Dampfes in
Bewegung zu setzen, ausgesprochen
worden. Cugnots Fahrzeug (s.
Tafel: Lokomotiven
Ⅰ,
[* 1]
Fig. 1) ist auf uns überkommen und wird noch jetzt
im Conservatoire des arts et des métiers zu
Paris
[* 6] aufbewahrt. 1769 ward diese
Maschine
[* 7] in den
Straßen von
Paris in Betrieb
gesetzt.
Doch schon bei der ersten Versuchsfahrt zerschellte sie an einer
Mauer. Die vertikalen Dampfcylinder sind
einfach wirkend, die
Steuerung geschah mittels eines Hahns wie bei der Leupoldschen Dampfmaschine
(s. d.,
Bd. 4, S. 735,
[* 1]
Fig. 4). Während diese
erste Lokomotive
mit breiten Rädern zum Fahren auf
Straßen bestimmt, also Vorläuferin der spätern
Straßenlokomotiven (s. d.) war,
gelang es zuerst dem Engländer Trevethik, eine Lokomotive
für Eisenbahnen zu konstruieren. Dieselbe
(Taf. Ⅰ,
[* 1]
Fig. 2) wurde 1804 auf der Merthyr-Tydfil-Bahn (Südwales) in Betrieb gesetzt und
diente zum
Transport von Roheisen der Pen-y-darrn Works.
Sie vermochte eine Last von 10 t mit einer
Geschwindigkeit von 5 engl. Meilen (8 km) pro
Stunde fortzubewegen, besaß einen
im Dampfkessel
[* 8] gelagerten horizontalen Cylinder, und die
Bewegung des Kolbens wurde mittels Pleuelstange
[* 9] auf eine Schwungradwelle und von da durch Zahnräder auf die glatten auf gußeisernen Schienen laufenden
Räder der Lokomotive
übertragen.
Diese
Maschine war jedoch nicht lange in Betrieb, da für größere Lasten ihre
Adhäsion zu gering war
und sie andererseits
die Schienen zu rasch abnutzte.
Trevethik selbst verstand es nicht, diese Mängel zu beseitigen. Erst
George
Stephenson gelang es, die Lokomotive
als brauchbare
Maschine
zur Fortschaffung von größern Wagenzügen auf Gleisen auszubilden (s. Eisenbahnen, Bd.
5, S. 858 a).
Die erste 1814 von ihm für das Eisenbergwerk Killingworth erbaute Lokomotive
«Blücher» war jedoch
im Betrieb noch teurer als
Pferde.
[* 10] In
Taf. Ⅰ,
[* 1]
Fig. 3, ist die eine der 1825 von ihm für die
Stockton-Darlington-Bahn gebauten
drei Lokomotive
abgebildet. Dieselbe besitzt noch, ebenso wie seine frühern Lokomotive
, vertikale Cylinder.
Sie erreichte mit einer Zuglast von 90 t schon eine
Geschwindigkeit von 12 bis 15 engl. Meilen (19‒24
km) pro
Stunde. Die spätern aus der Stephensonschen Lokomotivfabrik
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