Lokomobile
[* 2] (lat., hierzu Tafel »Lokomobile«
),
eine »von der
Stelle bewegliche«
Dampfmaschine
[* 3] (s. d.) zum Betrieb von
Arbeitsmaschinen, welche mit dem
Kessel und allen Betriebsteilen
auf einem
Wagen möglichst einfach und kompendiös angeordnet ist und somit das Gegenstück zu der stationären oder feststehenden
Dampfmaschine bildet, welche, vom
Kessel getrennt, auf gemauertem
Fundament festgeschraubt ist. Die Lokomobile
dient
zum Betrieb der
Dreschmaschinen,
[* 4] Kornreinigungs-, Häckselschneidemaschinen und der
Dampfpflüge, wird aber auch überall da
benutzt, wo es sich um eine vorübergehende Arbeitsleistung oder eine häufige Ortsveränderung des
Motors handelt, so zum
Betrieb der Sägegatter im
Walde, der
Ziegel- und Torfpressen, der
Wasserhebemaschinen
[* 5] für
Bewässerungen
oder zum Trockenlegen von Baugruben.
Die Ortsveränderung der Lokomobile
erfolgt in der
Regel durch Spannvieh, nur in wenigen
Fällen, wie z. B. bei dem
Dampfpflug,
[* 6] durch
die eigne Betriebskraft, in welchem
Fall die
Maschine
[* 7] als
Straßenlokomotive
[* 8] bezeichnet wird. Die wichtigste
Bedingung, welche
an die Lokomobile
gestellt werden muß, ist, daß dieselbe leicht transportabel und möglichst
einfach sei. In zweiter
Linie muß auf einen geringen
Konsum an Brennmaterial Rücksicht genommen werden. Beide
Bedingungen
sucht man durch Anwendung von
Kesseln mit einer im
Verhältnis zum
Inhalt großen
Heizfläche und mit hoher Dampfspannung sowie
von
Dampfmaschinen
[* 9] mit hoher Kolbengeschwindigkeit u. mit Expansion, jedoch
ohne
Kondensation zu erfüllen.
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[* 10] Fig. 1. Lokomobile von Garrett.
[* 10] Fig. 2. Längenschnitt einer Lokomobile.
[* 10] Fig. 3. Straßenlokomotive von Aveling & Porter.
[* 10] Fig. 4. Straßenlokomotive von Thomson.
Zum Artikel »Lokomobile«. ¶
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Die typische Form der landwirtschaftlichen Lokomobile
englischer Konstruktion, in welcher sie gewöhnlich in Größen von 5-20 Pferdekräften
ausgeführt wird, ist in
[* 2]
Fig. 1 der Tafel in der äußern Ansicht dargestellt, während
[* 2]
Fig. 2 den Längsschnitt derselben
zeigt. Die Form des Dampfkessels ist hier, wie fast ausnahmslos bei allen Lokomobilen, diejenige des Lokomotivkessels
(s. Dampfkessel,
[* 12] S. 450). Links befindet sich die viereckig-kastenförmige Feuerbuchse mit dem Roste.
Die heißen Verbrennungsgase gelangen durch die Heizröhren in die Rauchkammer und werden durch den Schornstein abgeführt. Unter dem Rost ist der eiserne Aschenkasten zur Aufnahme der durch die Zwischenräume der Roststäbe hindurchfallenden Asche und Brennstoffteile angebracht. Die äußere Feuerbuchse ist mit der innern durch Stehbolzen verstrebt und überdies noch mit der Endplatte des cylindrischen Kessels verankert. Der normale Wasserstand im Kessel muß stets 0,10 m über der höchsten vom Feuer berührten Kesselfläche erhalten werden.
An der Stirnseite der Feuerbuchse befinden sich die elliptische Feuerthür und die Armaturen. [* 2] Fig. 1 der Tafel zeigt die Disposition der Armaturen, speziell des Manometers, des Sicherheitsventils, der Dampfpfeife [* 13] und der Probierhähne. Auf der entgegengesetzten Seite des Kessels ist die Rauchkammerthür angebracht, welche beim Reinigen der innern Teile geöffnet wird. Der Schornstein wird beim Transport umgelegt; er ist mit einer als Funkenfänger [* 14] dienenden Drahthaube versehen.
Als Dampfmaschine dient stets die liegende Hochdruckmaschine, zumeist, namentlich bei den englischen Lokomobilen, unmittelbar auf dem Kessel montiert. In den Dampfcylinder strömt der aus dem obern Teil der Feuerbuchse entnommene Dampf [* 15] durch den Absperrschieber und den Schieberkasten. Die Kanäle zum Verteilen des Dampfes und der Schieber sind genau in der nämlichen Weise angeordnet wie bei den stationären Dampfmaschinen (s. Dampfmaschine, S. 461 ff.). Am Ende der Kolbenstange befindet sich ein Kreuzkopf, [* 16] dessen Geradführung [* 17] fast immer mittels der auch bei Lokomotiven angewendeten Linealführung erfolgt.
Mittels einer Lenkerstange wird die alternierende Bewegung in die rotierende der Schwungradwelle umgewendet.
Die Anordnung dieser letztern ist am besten auf
[* 2]
Fig. 1 der Tafel ersichtlich. Die Lager
[* 18] der Schwungradwelle sind bei englischen
Lokomobilen für sich an der Kesselwand befestigt. Das Schwungrad wird bei der Lokomobile
zumeist unmittelbar als Riemenscheibe zum
Ableiten der Bewegung auf die Arbeitsmaschine benutzt. Die Räder des Fuhrwerks müssen des bequemen Transports
wegen recht hoch sein, und man gibt ihnen in der Regel die Spurweite der gewöhnlichen Lastfuhrwerke. Als notwendiges Zubehör
der Lokomobile
dienen noch die Speisevorrichtungen, Pumpen
[* 19] und Injektoren sowie ein Regulator,
[* 20] sobald die Arbeitsmaschine eine gleichmäßige
Geschwindigkeit erfordert.
Von den vielen Variationen der Kesselformen der ist diejenige der Firma R. Wolf, Buckau-Magdeburg, hervorzuheben, welche nach Eyth, wie vielleicht keine andre, dem herrschenden englischen Typus ernstliche Konkurrenz zu machen bestimmt ist und zwar besonders dadurch, daß die Feuerbuchse samt dem Heizröhrensystem sich behufs Reinigung aus dem Kessel herausziehen läßt, ein Vorteil, der na-
[* 2]
^[Abb.: Fig. 5. Lokomobile
von Wolf.]
¶
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mentlich in Gegenden, wo gutes Speisewasser nicht zu bekommen ist und Kesselreparaturen schwierig auszuführen sind, hoch anzuschlagen ist. Der Kessel besteht (Textfig. 5) aus zwei ungleich weiten Cylindern aa und bb, die durch eine vertikale Platte verbunden sind. In dem weitern Teil befindet sich die liegend-cylindrische Feuerbuchse c mit dem Roste d, in dem engern das Röhrensystem e. Die Stirnplatte ff der Feuerbuchse und die Röhrenplatte gg in der Rauchkammer h sind mittels Schrauben [* 22] an dem äußern Kessel befestigt und durch zwischengelegte Asbestringe abgedichtet, so daß nach Lösung der Schrauben Feuerbuchse und Röhrensystem bequem (in der [* 21] Figur nach links) herausgezogen werden können.
Der Cylinder i der Wolfschen Lokomobile
liegt in einem viereckigen Dampfdom k und ist durch ein besonderes Gußstück mit den Lagern
der Schwungradwelle l solid verbunden, so daß die Dampfmaschine ein von den Veränderungen der Kesselwandungen unbeeinflußtes,
in sich geschlossenes Ganze bildet. Das gewöhnliche Brennmaterial der
ist die Steinkohle; für Holz,
[* 23] Torf
oder Braunkohle bedarf es einer Vergrößerung der Feuerbuchse, bez. der Rostfläche
und einer entsprechenden Änderung der Roststäbe. In neuester Zeit bemühen sich englische Fabrikanten mit gutem Erfolg,
Lokomobilen für Strohfeuerung zu konstruieren, da in einzelnen Ländern, wie Rußland, Rumänien,
[* 24] Ungarn,
[* 25] andres Brennmaterial
sehr kostspielig ist.
Eine Strohheizlokomobile
einfachster Art von Ruston, Proctor u. Komp. in Lincoln zeigt Textfig. 6. Der Kessel stimmt ganz mit
dem gewöhnlichen Lokomobile
nkessel überein; für die Strohfeuerung werden die Roststäbe entfernt und in den sehr tiefen
Aschenkasten ein U-förmig gebogener Rumpf eingesetzt. Das Stroh wird mit der Hand
[* 26] in den äußern aufwärts
gebogenen Schenkel desselben eingeführt und mit einer Krücke nachgeschoben. Dasselbe brennt an der tiefsten Stelle des Rumpfes,
während die zur Verbrennung erforderliche Luft in genügender Menge mit dem Stroh in die Feuerung gelangt. Nach Heraus-
[* 21]
^[Abb.: Fig. 6. Strohheizlokomobile
von Ruston, Proctor u. Komp.;
Fig. 7. Halblokomobile
mit Compoundmaschine.]
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