Lohengrin
(Loherangrin), ein nach dem Namen des Haupthelden benanntes mittelhochdeutsches Gedicht, das in zehnzeiligen Strophen, im «schwarzen Ton», um 1280‒90 von einem thüring. Dichter begonnen, von einem bayrischen fortgesetzt und vollendet wurde. Es schließt sich an den zweiten Teil des Gedichts vom Wartburgkrieg (s. d.) an, und der sagenhaft gewordene Wolfram von Eschenbach, der in diesem gegen Klinschor auftritt, ist als Erzähler der Geschichte gedacht. Im L. ist eine Andeutung am Schlusse von Wolframs «Parzival», wo die Sage vom Schwanritter genealogisch kurz mit der vom Gral verbunden wird, ausgeführt worden; in die Sage werden aber auch noch breite Exkurse über die Ungarn- und Sarazenenzüge Heinrichs Ⅰ. und andere histor.
Partien eingelegt, für die vielleicht die sächs. Weltchronik benutzt wurde. Aus welcher Quelle der Dichter die Schwanrittersage schöpfte, ist unbekannt. Lohengrin, dessen Name wahrscheinlich auf dem karoling. Sagenhelden Garin le Loherain beruht, Parzivals Sohn, rettet die bedrängte Königstochter Elsa von Brabant im Zweikampf vor ihrem verhaßten Freier Friedrich von Telramund; Elsa wird sein Weib, darf aber ihn, den ein Schwan auf einem Nachen zu ihr gezogen hatte, nicht fragen, woher er stamme.
Nach langen Kriegszügen mit Kaiser Heinrich zurückgekehrt, wird er trotz des Verbots dreimal von Elsa gefragt; schmerzvoll giebt er Auskunft und kehrt dann, vom Schwan abgeholt, zum Gral nach Indien zurück. Ausgabe von Rückert (Quedlinb. 1858; vgl. Elster in den «Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur», Bd. 10, Halle 1885). Eine Bearbeitung des 15. Jahrh., der «Lorengel», hat mit dem Lohengrin nur die erste Partie, das Werk des thüring. Dichters, gemein und folgt dann andern Quellen (hg. von Steinmeyer in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 15, Berl. 1870). Rich. Wagner hat den Stoff durch seine gleichnamige Oper sehr bekannt gemacht (vgl. Kufferath, Lohengrin essai de critique littéraire, esthétique et musicale, Brüss. 1891).