der Hauptheld eines mittelhochdeutschen Gedichts aus dem Ende des 13. Jahrh.,
ist der Sohn Parzivals, einer der Pfleger des heiligen Grals (s. d.). Vom König Artus abgesandt, kommt er auf
einem von einem Schwan durch die Luft getragenen Fahrzeug der bedrängten Herzogstochter von Brabant, Elsa (Belaye), zu Hilfe,
kämpft für
sie zu Mainz in Gegenwart des Kaisers Heinrich gegen ihren Feind Telramund, besiegt seinen Gegner und heiratet
Elsa, worauf er den Kaiser auf seinem Kriegszug gegen die Ungarn begleitet und für den Papst gegen die Sarazenen
kämpft. Als er nach Köln zurückgekehrt, fragt Elsa wider sein Verbot ihn um seine Herkunft; vergebens verweigert er zweimal
die Antwort; als sie zum drittenmal fragt, erklärt er sich, kehrt aber zugleich mit dem Schwan zum Gral heim. Das altdeutsche
Heldengedicht »Lohengrin« wurde zuerst von
Glöckle (mit Einleitung von Görres, Heidelb. 1813),
besser von Rückert (Quedlinb. 1857) herausgegeben. Das Gedicht knüpft
an den Schluß von Wolframs »Parzival« an, bei dem der Held Loherangrîn, d. h. Garin le Loherain (der Lothringer), heißt, und
hat die dort kurz angedeuteten Schicksale unter Benutzung der sogen. Repgowischen Chronik breit ausgesponnen.
Später (im 15. Jahrh.) wurde es noch durch Zusätze erweitert und unter dem Namen Lorengel gründlich umgearbeitet (hrsg.
von Steinmayer in Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 15). Richard Wagner hat den Stoff zu einer Oper benutzt
Vgl.
Elster, Beiträge zur Kritik des Lohengrin (Halle 1884), und, über die historischen Anknüpfungen, Sybel, Geschichte
des ersten Kreuzzugs, S. 263 (Düsseld. 1841).
(Loherangrin), ein nach dem Namen des Haupthelden benanntes mittelhochdeutsches Gedicht, das in zehnzeiligen
Strophen, im «schwarzen Ton», um 1280‒90 von einem thüring. Dichter begonnen, von einem bayrischen fortgesetzt
und vollendet wurde. Es schließt sich an den zweiten Teil des Gedichts vom Wartburgkrieg (s. d.) an, und der sagenhaft gewordene
Wolfram von Eschenbach, der in diesem gegen Klinschor auftritt, ist als Erzähler der Geschichte gedacht. Im L. ist eine
Andeutung am Schlusse von Wolframs «Parzival», wo die Sage vom Schwanritter genealogisch kurz mit der vom Gral verbunden wird,
ausgeführt worden; in die Sage werden aber auch noch breite Exkurse über die Ungarn- und Sarazenenzüge Heinrichs Ⅰ. und
andere histor.
Partien eingelegt, für die vielleicht die sächs. Weltchronik benutzt wurde.
Aus welcher Quelle der Dichter die Schwanrittersage schöpfte, ist unbekannt. Lohengrin, dessen Name wahrscheinlich auf dem karoling.
Sagenhelden Garin le Loherain beruht, Parzivals Sohn, rettet die bedrängte Königstochter Elsa von Brabant im Zweikampf vor
ihrem verhaßten Freier Friedrich von Telramund; Elsa wird sein Weib, darf aber ihn, den ein Schwan auf
einem Nachen zu ihr gezogen hatte, nicht fragen, woher er stamme.
Nach langen Kriegszügen mit Kaiser Heinrich zurückgekehrt, wird er trotz des Verbots dreimal von Elsa gefragt; schmerzvoll
giebt er Auskunft und kehrt dann, vom Schwan abgeholt, zum Gral nach Indien zurück. Ausgabe von Rückert (Quedlinb. 1858; vgl.
Elster in den «Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur», Bd. 10, Halle 1885). Eine
Bearbeitung des 15. Jahrh., der «Lorengel»,
hat mit dem Lohengrin nur die erste Partie, das Werk des thüring. Dichters, gemein und folgt dann andern Quellen (hg. von Steinmeyer
in der «Zeitschrift für deutsches Altertum», Bd. 15, Berl.
1870). Rich.
Wagner hat den Stoff durch seine gleichnamige Oper sehr bekannt gemacht (vgl. Kufferath, Lohengrin essai de critique littéraire,
esthétique et musicale, Brüss. 1891).