Lógos
,
ein griechisches Wort, das sich auf alle durch die Sprache [* 2] dargestellten Äußerungen der Vernunft bezieht. Bald bedeutet es Wort, Sprache, Rede überhaupt;
bald ungebundene Rede oder Prosa;
bald Erzählung, Beschreibung und, vorzüglich in der Mehrzahl, Geschichte, daher unter Logioi Geschichtskundige, Gelehrte und Redner im Gegensatz zu den Dichtern, also Prosaisten überhaupt zu verstehen sind;
bald bloße Worte im Gegensatz zur Wirklichkeit;
bald
Gedanke,
Beweis,
Grund, Rechenschaft,
Rechnung,
Proportion, Überlegung, Untersuchung,
Lehrsatz,
System, ja sogar
Weisheit,
Logik (s. d.) etc. In der griechischen
Philosophie
spielte der Lógos
als immanente Weltvernunft eine große
Rolle, namentlich bei den
Stoikern;
in der daran
sich anlehnenden jüdisch-alexandrinischen
Religionsphilosophie bezeichnete Lógos
den von
Ewigkeit her gedachten Weltgedanken
Gottes, der bei der
Schöpfung aus Gott herausgetreten sei, den sogen. Sohn
Gottes, den Abglanz der göttlichen Vollkommenheit,
das beim Schöpfungswerk beteiligte Mittelwesen zwischen Gott und
Welt.
Der
Evangelist
Johannes benutzte diese
Idee vom Lógos
zur
Darstellung der metaphysischen Gottessohnschaft
Christi und hat damit den Anstoß zur gesamten christlichen
Dogmengeschichte
(s. d.), insonderheit zur
Christologie (s. d.) gegeben.
Vgl.
Duncker, Zur Geschichte der christlichen Logos
lehre
(Götting.
1848);
M.
Heinze, Die
Lehre
[* 3] vom Lógos
in der griechischen
Philosophie (Oldenb. 1872).