Lötrohranalyse
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Lötrohrprobe, eine Gruppe von Untersuchungen, die in der Lötrohrflamme (s. Lötrohr) zur Erkennung gewisser Elementarstoffe vorgenommen werden. Die Vorgänge dabei sind entweder rein physikalische (leichtere oder schwerere Schmelzbarkeit und Verflüchtigung) oder chemische. Letztere laufen auf Reduktionsprozesse in der innern oder Reduktionsflamme und auf Oxydationsprozesse in der Spitze, der Oxydationsflamme, hinaus. Als Unterlage für die zu erhitzende Substanz wendet man meist, namentlich bei Reduktionsvorgängen, ein Stück Holzkohle, oder auch ein Platinblech, oder einen zu einem Öhr umgebogenen dünnen Platindraht an und erhitzt den zu untersuchenden Körper entweder für sich oder unter Zusatz gewisser anderer chem. Körper, der sog. Lötrohrreagentien. Letztere sind zum Zusammenschmelzen auf der Kohle namentlich Soda, zum Erhitzen im Platindrahtöhr Phosphorsalz (s. Natrium-Ammoniumphosphat) oder Borax [* 2] (s. d.).
Man prüft nun, ob der zu untersuchende Körper für sich oder mit Soda gemuckt in der Reduktionsflamme zu einem Metall reduziert wird oder nicht, ob letzteres zu Kügelchen schmelzbar ist (z. B. Antimon, Blei, [* 3] Zinn, Kupfer, [* 4] Silber, Gold) [* 5] oder nicht (Eisen, [* 6] Mangan, Kobalt, Nickel u. s. w.) und ob es nach dem Erkalten spröde oder dehnbar ist. Manche Metalle verdampfen bei der hohen Temperatur der Lötrohrflamme vollständig oder teilweise, wobei die unedlen, sobald ihre Dämpfe aus der Reduktionsflamme heraustreten, wieder verbrennen. Dabei macht sich entweder ein eigentümlicher Geruch geltend (Arsen), oder die entstandenen Metalloxyde setzen sich mit ihrer oft charakteristischen Färbung auf kalten Stellen des Kohlenstückes als Beschlag (s. d.) ab. Hat man Schwefelverbindungen (Sulfide, Sulfite und Sulfate) mit Soda in der Reduktionsflamme erhitzt, so entsteht Schwefelnatrium, das leicht erkannt werden kann.
In dem Platindrahtöhr zu einer Perle schmelzendes Phosphorsalz oder Borax (Phosphorsalzperle, Boraxperle) hat die Eigenschaft, Metalloxyde zu lösen und dadurch oft gefärbt zu werden, zuweilen verschieden, je nachdem man in der Reduktionsflamme oder Oxydationsflamme erhitzt hat. So wird die Perle durch Kupferoxydsalzbildung in der Oxydationsflamme durchsichtig grün, in der Reduktionsflamme durch abgeschiedenes metallisches Kupfer undurchsichtig rot u. s. w. -
Vgl. Birnbaum, Lötrohrbuch (Braunschw. 1872);
Hirschwald, Lötrohr-Tabellen (Lpz. 1875: 2. Aufl. u. d. T.
Anleitung zur systematischen Lötrohranalyse
, ebd. 1891);
Kerl, Leitfaden bei qualitativen und quantitativen Lötrohr-Untersuchungen (2. Aufl., Clausthal [* 7] 1877);
Plattner, Die Probierkunst mit dem Lötrohre (5. Aufl., neu bearb. von Th. Richter, Lpz. 1877-78);
Landauer, Lötrohranalyse
12. Aufl., Berl. 1881).