Lobmeyr,
Ludwig, Industrieller, geb. 2. Aug. 1829 zu Wien, übernahm nach dem Tod seines Vaters 1855 mit seinem Bruder Joseph das Glasgeschäft, welches der Vater 1824 in Wien begründet und mit zwei Glasfabriken in Slawonien und einer Glasraffinerie in Haida verbunden hatte. Durch den Besuch des Polytechnikums und der Kunstakademie zu größerer künstlerischer Ausbildung gelangt, unternahm er es, die böhmische Glasindustrie, namentlich in künstlerischer Beziehung, wieder zu heben. Er selbst arbeitete als geschickter und phantasievoller Zeichner, erhielt aber auch Arbeiten von den hervorragendsten Künstlern Wiens und wurde in technischer Hinsicht durch seinen Schwager, den Glasfabrikanten Kralik in Adolf bei Winterberg (Böhmen), nachhaltig unterstützt. Er warf sich zunächst auf die feinere und stilgerechte Ausbildung der Formen des Kristallglases u. sah sich namentlich auch durch die Gründung des Österreichischen Museums so sehr gefördert, daß er bereits 1867 auf der Pariser Ausstellung alle Konkurrenten durch die Schönheit u. Eleganz der Formen seiner Kristallgläser, Lüster etc. übertraf. Nach dem Tod seines Bruders 1864 in den alleinigen Besitz des Geschäfts gelangt, bemühte er sich nunmehr um die bessere Ausnutzung der großen koloristischen Reize des Glases und erzielte auch hier glänzende Erfolge. Mit A. Ilg gab er »Geschichte der Glasindustrie« (Stuttg. 1874) heraus. 1874 wurde Lobmeyr zum Kurator des Österreichischen Museums ernannt, nachdem er früher schon zum Aufsichtsrat der kunstgewerblichen Schulen des Handelsministeriums berufen worden. Er ist auch Verwaltungsrat der Wiener Handelsakademie.