Lloyd
,
österreich
isch-ungarischer.
Gegen die größte österreich
ische Seeschiffahrtsgesellschaft, den
Lloyd, sind
in jüngster Zeit aus Handelskreisen über die
Höhe der Frachtsätze, Unzulänglichkeit der Schiffsräume, ferner in Bezug
auf die Regelmäßigkeit der Dampferverbindungen, Vervollständigung der überseeischen
Routen etc.,
Klagen
erhoben worden. Auf diese Verhältnisse im
Verein mit den hohen
Tarifen der Südbahn ist die befremdliche
Thatsache zurückzuführen,
daß die österreich
ische Ausfuhr im Orientverkehr mehrfach den Weg über die Nordseehäfen statt über die eignen
Hafenplätze an der
Adria einschlägt.
Nachdem insbesondere durch den neuestens von
Hamburg
[* 2] aus in
Kraft
[* 3] getretenen sogen. deutschen Levanteverkehr
eine beträchtliche Verwohlfeilung der
Frachten von
Deutschland
[* 4] nach dem Mittelmeergebiet, ja selbst nach den Häfen des
Schwarzen
Meers herbeigeführt wurde, erschien die
Lage des österreich
isch-ungarischen
Handels und
Verkehrs im
Orient ernstlich bedroht,
und die allgemeine
Aufmerksamkeit wandte sich dieser Angelegenheit um so mehr zu, als die
Erhaltung dieser
Verkehrsbeziehungen eine Lebensfrage für
Industrien.
Handel
Österreich-Ungarns bildet. Die
Regierung machte deshalb ihren Einfluß auf die in Betracht kommenden Transportunternehmungen
geltend, um die
Konkurrenz der deutschen Levantelinie für den österreich
ischen
Verkehr durch Herabsetzung der bestehenden
Tarifsätze thunlichst zu paralysieren. Zugleich wurde mit Rücksicht auf die ablehnende
Haltung
Ungarns
gegenüber einer eventuellen
Erhöhung der
Subvention des österreich
isch-ungarischen
Lloyds die Umwandlung dieser
Unternehmung
in eine rein österreich
ische von der österreichischen
Regierung in Erwägung gezogen und behufs
Lösung des bestehenden Lloyd
vertrags
die
Verhandlung mit der ungarischen
Regierung eingeleitet.
Hierzu bot die prekäre finanzielle
Lage des
Lloyds die Veranlassung, welcher die Geschäftsjahre 1889 und 1890 mit
einem Verlustsaldo von 440,000, bez. 60,000
Gulden schloß, zugleich aber einer teilweisen Erneuerung des Schiffsparkes dringend
bedarf. Es scheint in Aussicht genommen zu sein, dem
Lloyd nach Umwandlung in ein rein österreich
isches Unternehmen und der
sonst erforderlichen Umgestaltung der
Organisation und
Verwaltung eine ausgiebigere
Subvention österreich
ischerseits
zuzuwenden, wogegen
Ungarn
[* 5] die durch
Auflösung
des Lloyd
vertrags frei werdende Jahressubvention künftig der ungarischen
Seeschiffahrtsgesellschaft
Adria, welche sich verhältnismäßig in günstigen finanziellen Verhältnissen befindet (1889 erzielte sie einen Reingewinn
von 187,000
Guld.), zuweisen dürfte.