Llorente
(spr. ljorennte), Don Juan Antonio, span. Geschichtschreiber, geb. zu Rincon del Solo in Aragonien, studierte zu Saragossa, trat 1770 in den geistlichen Stand und wurde 1785 zum Kommissarius des heiligen Offiziums (der Inquisition) in Logroño und 1789 zu dessen Generalsekretär in Madrid ernannt, als welcher er 1793 mit der Ausarbeitung eines Plans zu verschiedenen Reformen im Verfahren der Inquisition beauftragt wurde. Nach dem Sturz des Großinquisitors schloß er sich an den Justizminister Jovellanos an. Als auch dieser gestürzt war, büßte Llorente seine reformatorischen Bestrebungen mit Verlust seiner Stelle als Bevollmächtiger des heiligen Offiziums.
Erst als er auf Wunsch Godoys gegen die baskischen Fueros die Schrift »Noticias historicas sobre las tres provincias basconyadas« (Madr. 1806, 3 Bde.) geschrieben, ward er wieder zu Gnaden angenommen und 1806 zum Kanonikus der Hauptkirche in Toledo und 1807 zum Ritter des Karlsordens ernannt. 1808 ging auf Murats Befehl nach Bayonne, wo er die neue Verfassungsurkunde für Spanien mit ausarbeitete, und schloß sich dem König Joseph an, in dessen Auftrag er nach Aufhebung der Inquisition 1809 zwei Jahre lang deren Archive durchforschte, dann die Aufhebung der Klöster leitete und deren Güter verwaltete. Er war ein so entschiedener Anhänger der französischen liberalen Ideen, daß er selbst die Konstitution der Cortes von 1812 bekämpfte.
Deshalb nach der Restauration verbannt und seines Vermögens beraubt, lebte er in großer Dürftigkeit in Paris. Auf Drängen des durch sein allerdings frivoles Werk »Portraits politiques des papes« von neuem wider ihn aufgebrachten Klerus 1822 aus Frankreich verwiesen, kehrte er nach Madrid zurück, wo er schon starb. Sein Hauptwerk ist die »Histoire critique de l'inquisition d'Espagne« (Par. 1815-1817, 4 Bde.; deutsch von Höck, Gmünd 1821-22),
die erste aktenmäßige Behandlung dieses Gegenstandes. Ferner schrieb er: »Mémoires pour servir à l'histoire de la révolution d'Espagne« (Par. 1815-19, 3 Bde.), unter dem Namen R. Nelleto (das Anagramm von und seine Selbstbiographie (das. 1818).