berühmtes plebejisches
Geschlecht in
Rom,
[* 2] von welchem ein
Zweig den Beinamen
Drusus (s. d.)
führte. Unter den ältern
Angehörigen des
Geschlechts ist der bekannteste
MarcusLivius, welcher,
weil er als
Zensor den Salzpreis
erhöhte, den Beinamen Salinator erhielt. Er war 219
v. Chr. mit
LuciusÄmilius PaullusKonsul, schlug mit diesem zusammen die
Illyrier, wurde aber wegen
Verkürzung desHeers bei Verteilung der
Beute angeklagt und verurteilt, worauf
er sich für mehrere Jahre aufs Land zurückzog. 207 abermals
Konsul, schlug er mit seinem
KollegenGajusClaudiusNero im cisalpinischen
Gallien den
Hasdrubal am Metaurus; 204 bekleidete er mit demselben
Nero das Zensoramt und versetzte, um den früher erlittenen
Schimpf zu rächen, alle
Tribus der römischen
Bürger mit Ausnahme der einzigen, die nicht für seine
Verurteilung gestimmt hatte, in die Strafklasse der Ärarier.
Titus, berühmter röm. Geschichtschreiber, geb. 59
v. Chr. zu
Patavium (jetzt
Padua),
[* 3] kam bald nach
Rom und gewann
daselbst die
Freundschaft der angesehensten
Männer, auch des
Augustus, in dessen
Gunst er sich fortwährend
zu erhalten wußte. Er verbrachte den größten Teil seines
Lebens, nur seinen
Studien und seiner schriftstellerischen Thätigkeit
sich widmend, in
Rom und starb in
Patavium 17
n. Chr. Es werden als von ihm verfaßt auch philosophische
Dialoge und ein
Brief
an seinen Sohn über dieBildung zum Redner erwähnt.
Sein Hauptwerk aber ist seine römische Geschichte
in 142
Büchern (»Titi Livii ab urbe condita libri«),
die von
Erbauung der Stadt bis 9
v. Chr. reichten, von denen aber nur 35
Bücher
erhalten sind, nämlich die 10 ersten, welche die älteste Zeit bis 293, und die
Bücher 21-45, welche
¶
mehr
die Zeit von 218 bis 167 umfassen; außerdem sind von sämtlichen Büchern (mit Ausnahme von Buch 136 und 137) noch kurze Inhaltsangaben,
Epitomae genannt, vorhanden, welche häufig, jedoch ohne Grund, dem Florus als Verfasser zugeschrieben wurden. Livius unternahm
das Werk, wie er selbst in der Vorrede erklärt, teils um sich selbst in die Vergangenheit zu versenken
und so die Not und das Elend der Gegenwart zu vergessen, teils um seinen Zeitgenossen das erhebende Bild der großen alten Zeit
vorzuhalten, und hat in der That damit ein Nationalwerk geschaffen, welches von den Alten allgemein aufs höchste bewundert
und verehrt wurde und welches noch jetzt übereinstimmend als eins der bedeutendsten Erzeugnisse der
römischen Litteratur anerkannt wird. Es wurde zwischen 27 und 25 v. Chr. begonnen und nach und nach in einzelnen Abschnitten
veröffentlicht (die Einteilung nach Dekaden rührt jedoch nicht von Livius selbst her, sondern ist spätern Ursprungs); er hat
wahrscheinlich bis an seinen Tod an dem Werke gearbeitet und ist nur durch diesen verhindert worden, es
bis zu einem geeigneten Endpunkt, vielleicht bis zum Tode des Augustus, fortzuführen. Da sein Zweck ein überwiegend praktischer
war, so war es ihm weniger um eine kritische Erforschung der römischen Geschichte als um eine wirksame, lebendige,
den gesteigerten Ansprüchen seiner Zeit genügende Darstellung zu thun. Er griff daher zu den bereitesten Hilfsmitteln, für
die ältere Zeit zu den sogen. Annalisten, sodann für die Zeit seit dem zweiten PunischenKrieg zu Polybios, später, wie es
scheint, hauptsächlich zu Posidonius, und begnügte sich, dasjenige, was ihm das Wahrscheinlichste und
Angemessenste dünkte, in einer gewählten, geschmackvollen Sprache
[* 5] wiederzugeben und namentlich durch eingeflochtene Reden
und Charakterschilderungen, die einen Hauptreiz seines Werkes bilden, zu beleben und auszuschmücken. Am wenigsten ist es
ihm gelungen, sich von der Entwickelung der römischen Verfassung eine deutliche Vorstellung zu bilden, wie er denn z. B. die
Plebejer der alten Zeit völlig mit dem Pöbel seiner Zeit identifiziert; bei der Darstellung derBürgerkriege,
die zu dem Untergang derRepublik führten, hat er für die AristokratiePartei genommen, so daß Augustus ihn einen Pompejaner
nennen konnte.
Die erste gedruckte Ausgabe erschien in Rom, wahrscheinlich (die Jahreszahl ist nicht angegeben) 1469. Es
fehlen darin die Bücher 41-45, welche Bücher zuerst in einer BaselerAusgabe von 1531 aus der einzigen dieselben enthaltenden
Handschrift, welche ehedem dem KlosterLorsch angehörte und sich jetzt in Wien
[* 6] befindet, hinzugefügt worden sind. Von den folgenden
Ausgaben sind die wichtigsten: von J. Fr. ^[JohannFriedrich] Gronov (Leiden
[* 7] 1645, 4 Bde., u. Amsterd.
1679, 3 Bde.), von Drakenborch (Amsterd. u. Leiden 1738-46, 7 Bde., u.
Stuttg. 1820-28, 15 Bde.), von A.
W. Ernesti (mit Glossar, Leipz. 1769, 3 Bde.;
neu hrsg. von Kreyssig, 1823-1827, 5 Bde.), von Alschefski (Berl.
1841-46, 3 Bde.), von Weißenborn (Leipz.
u. Berl. 1850 ff., 10 Bde.),
von Hertz (das. 1857-66, 4 Bde.),
von Madvig und Ussing (Kopenh. 1861-76, 4 Bde.).
Neuere erklärende Ausgaben von Weißenborn, Fabri, Wölfflin u. a. Deutsche
[* 8] Übersetzungen lieferten Heusinger (Braunschweig
[* 9] 1821, 5 Bde.), Örtel (3. Aufl., Stuttg. 1844, 8 Bde.),
Gerlach (das. 1856 ff.) und Klaiber (neue Ausg.
von Teuffel, das. 1854-56, 6 Bde.).
Vgl. Lachmann, De fontibus historiarum T. Livii (Götting. 1822-1828, 2 Bde.);
Fig. 40-46). wurde Jan van Eyck selbst zugeschrieben. Aus seiner Schule stammen: ein Gebetbuch in Wien, eine französische Übersetzung des Livius (um 1440)