Titel
Liutprand
(Luitprand), 1) König der Langobarden (712-744), eroberte 728 Ravenna und die Romagna, eilte 739 Karl Martell gegen die Araber zu Hilfe, welche er aus der Provence vertrieb, unterwarf sich 742 die Herzöge von Spoleto und Benevent wieder, die von ihm abgefallen waren und vom Papst Gregor II. unterstützt wurden. Er starb auf dem Gipfel seiner Macht 744.
2) (Liudprand) Bischof von Cremona, einer der wichtigsten Quellenschriftsteller für die deutsche Geschichte, geboren um 922 aus vornehmem langobardischen Geschlecht, bildete sich am Hof [* 2] des Königs Hugo von Italien [* 3] in Pavia und trat nach dessen Vertreibung (945) in die Dienste [* 4] seines Nachfolgers Berengar, in dessen Auftrag er 949 als Gesandter nach Konstantinopel [* 5] ging. Später verfeindete er sich mit Berengar, begab sich um 955 nach Deutschland, [* 6] folgte 961 dem Kaiser Otto I. auf seinem Zug nach Italien, wurde 961 Bischof von Cremona und wohnte 963 der großen Synode in Rom [* 7] bei.
Seine abermalige Gesandtschaft
nach
Konstantinopel an den
Kaiser
Nikephoros (968) mit dem
Zweck,
Otto den
Besitz von Unteritalien
zu sichern und dessen Sohn mit der griechischen
Prinzessin
Theophano zu vermählen, blieb erfolglos. Liutprand
starb
um 972. Seine »Antapodosis«, d. h.
Vergeltung
(weil er sich darin an seinen Feinden, besonders
Berengar und seiner Gemahlin
Willa, rächen wollte), eine Geschichte seiner Zeit in sechs
Büchern, reicht von 886 bis 950 und ist in den
Jahren 958-962
abgefaßt; sie behandelt die Ereignisse in
Deutschland, im griechischen
Reich und besonders in
Italien,
ist lebendig geschrieben, in Einzelheiten nicht ganz zuverlässig, voller Anekdoten und gelehrter
Citate aus klassischen Schriftstellern
und gewährt einen wertvollen Einblick in die
Sitten, Zustände und Denkweise seiner Zeit.
Außerdem schrieb er: »De rebus gestis Ottonis Magni imperatoris« (960-964),
in würdigerer Sprache [* 8] rein sachlich geschrieben, und »De legatione Constantinopolitana« (bis zu seiner Abreise von Korfu, [* 9] 7. Jan. 969),
eine witzige, boshafte
Satire auf den griechischen
Hof. Die beiden ersten Werke besitzen wir in Liutprands
eigner
Handschrift. Die beste
Ausgabe seiner
Werke besorgte
Pertz in den
»Monumenta Germaniae historica«, Bd. 3, eine
kleine
Ausgabe
Dümmler (2. Aufl., Berl. 1879); ins Deutsche
[* 10] übersetzte sie v.
Osten-Sacken (das. 1853).