Titel
Littrow
,
1)
Joseph
Johann von, Astronom, geb. zu
Bischofteinitz in
Böhmen,
[* 2] studierte seit 1799 zu
Prag
[* 3]
Jura
und
Theologie, sodann
seit 1803 als
Erzieher der jungen
Grafen
Renard auf deren
Gütern in
Schlesien
[* 4]
Mathematik
und
Astronomie,
[* 5] ging 1807 als
Professor der
Astronomie nach
Krakau,
[* 6] 1810 nach
Kasan,
[* 7] gründete hier die
Sternwarte,
[* 8] ging aber 1816 als
Mitdirektor der
Sternwarte nach
Ofen, 1819 als
Professor der
Astronomie und
Direktor der
Sternwarte, die er vollständig reorganisierte,
nach
Wien.
[* 9] 1836 wurde er in den österreichischen Adelstand erhoben. Er starb Littrow
entfaltete
eine sehr fruchtbare Thätigkeit als
Lehrer; durch seine theoretischen Untersuchungen veranlaßte er
Plößl zur Ausführung
der dialytischen
Fernrohre.
Von seinen zahlreichen Schriften machten ihn namentlich seine populären Vorträge über Sternkunde, die er in der »Wiener Zeitschrift für Kunst und Litteratur« mitteilte, bekannt. Von seinen größern Werken sind hervorzuheben: »Theoretische und praktische Astronomie« (Wien 1821-27, 3 Bde.);
»Über Höhenmessung [* 10] durch Barometer« [* 11] (das. 1821);
»Dioptrik, oder Anleitung zur Verfertigung der Fernrohre« (das. 1830);
»Gnomonik, oder Anleitung zur Verfertigung aller Arten von Sonnenuhren« (das. 1833, 2. Aufl. 1838);
»Über Sterngruppen und Nebelmassen des Himmels« (das. 1835);
»Atlas [* 12] des gestirnten Himmels« (Stuttg. 1838, 3. Aufl. 1866);
seine populäre Astronomie: »Die Wunder des Himmels« (das. 1834-36, 3 Tle.; 7. Aufl. 1882);
das »Handbuch zur Umrechnung der vorzüglichsten Münzen, [* 13] Maße und Gewichte« (das. 1832, 4. Aufl. 1870).
Littrow
war auch
Autorität auf dem Gebiet der
Versorgungsanstalten. Seine schönwissenschaftlichen
Aufsätze erschienen gesammelt als »Vermischte
Schriften« (Stuttg. 1846, mit
Biographie).
2)
Karl
Ludwig von, ebenfalls Astronom, Sohn des vorigen, geb. zu
Kasan, stand seinem
Vater seit 1831 als
Gehilfe zur
Seite und folgte ihm 1842 als
Direktor der
Wiener
Sternwarte, nachdem er sich namentlich durch eine Bearbeitung
der Hellschen
Beobachtung des Venusdurchganges von 1769 bekannt gemacht hatte. 1847 ward er mit W.
Struve zum Beurteilungskommissar
über den trigonometrischen Anschluß von Rußland und
Österreich
[* 14] ernannt. Als Universitätsdekan trug er 1850 viel zur bleibenden
Einführung der damals in
Österreich versuchten
Institutionen deutscher
Hochschulen bei, und seit 1862 beteiligte
er sich lebhaft an den
Arbeiten der mitteleuropäischen
Gradmessung.
[* 15] Er lieferte auch eine neue
Methode der Längenbestimmung
zur
See, bearbeitete mit
Weiß die meteorologischen
Beobachtungen der
Wiener
Sternwarte, übersetzte
Airys »Abriß einer Geschichte
der
Astronomie im Anfang des 19.
Jahrhunderts«
(Wien 1835) und schrieb eine
»Populäre
Geometrie« (Stuttg.
1839). In
Gehlers
Wörterbuch gab er 1844 ein sehr reiches »Verzeichnis der geographischen
Ortsbestimmungen« (separat, Leipz.
1844; Nachträge 1846). Die
»Annalen der
Wiener
Sternwarte« sind unter seiner Leitung zu einem der wichtigsten astronomischen
Jahrbücher geworden. Er starb in
Venedig.
[* 16] -
Sein
Bruder
Heinrich von Littrow
, geb. zu
Wien,
seit 1858
Fregattenkapitän und
Direktor der
Handels- und nautischen
Akademie zu
Triest,
[* 17] später königlich ungarischer Seeinspektor
zu
Fiume,
[* 18] hat sich als nautischer Schriftsteller (»Marinewörterbuch«,
Wien 1851; »Handbuch der
Seemannschaft«, das. 1859; eine Bearbeitung von
Brommes Werk »Die
Marine« u. a.) und als
Dichter (»Aus der
See«, 4. Aufl.,
Triest 1876; »Reisebilder«, 4. Aufl.,
Wien 1883, u. a.) bekannt gemacht.