Lissa
[* 2] (slaw.
Vis), dalmat.
Insel im Adriatischen
Meer, wegen ihrer vorgeschobenen
Lage im Dalmatischen Archipel von strategischer
Wichtigkeit, zur Bezirkshauptmannschaft
Lesina gehörig, 100 qkm (1,8 QM.) groß, ist bergig, erzeugt
vortrefflichen
Wein und gutes
Öl und zählt (1880) 7871 Einw., die starken Fischfang treiben.
Hauptort ist der
Flecken Lissa
mit einem der besten und geräumigsten Häfen des Adriameers (Kriegshafen),
Bezirksgericht, Minoritenkloster und (1880) 4317 Einw. 1884 sind
im
Hafen 398
Handelsschiffe mit 57,639
Ton. eingelaufen. Der zweite Hafenort der
Insel ist Comisa, mit Johannisbrotbau und (1880) 3554 Einw.
S.
Karte
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»Bosnien«.
[* 4] - Im englisch-französischen Krieg wurde Lissa
von den Franzosen besetzt, 1810 aber von den Engländern erobert, die
bis 1815 im Besitz der Insel blieben, worauf es an Dalmatien unter österreichischer Herrschaft fiel. Am fand hier
eine Seeschlacht zwischen der österreichischen und italienischen Flotte statt. Gedrängt von der öffentlichen
Meinung, welche mit der Unthätigkeit der überlegenen italienischen Flotte höchst unzufrieden war, hatte das italienische
Ministerium dem Admiral Persano einen Handstreich auf Lissa
befohlen. Am 16. Juli lief die Flotte, 11 Panzerschiffe,
[* 5] 4 Holzfregatten, 3 Korvetten, 4 Kanonenboote
und 4 Avisos, von Ancona
[* 6] aus und bekam am 18. Lissa
in Sicht.
Ein erster Artillerieangriff auf San Giorgio mißlang. Am 19. kamen ein Widderschiff, 2 Schraubenfregatten und ein Raddampfer
mit Landungstruppen zur Verstärkung;
[* 7] aber ein Landungsversuch wurde von der österreichischen Artillerie vereitelt, und am 20. hatte
Persano eben einen dritten Angriff befohlen, als 10 Uhr
[* 8] vormittags die österreichische Flotte, welche auf
die Nachricht vom Anschlag auf Lissa
von Pola
[* 9] ausgelaufen und bisher vom Nebel verdeckt worden war, in nächster Nähe in Sicht gemeldet
wurde.
Dieselbe, in drei Treffen geteilt, in erster Linie 7 Panzerfregatten, in zweiter 7 Holzschiffe (Linienschiff Kaiser, 5 Fregatten, eine Korvette), in dritter 10 Kanonenboote und Schoner, fuhr auf Befehl ihres Admirals Tegetthoff mit voller Dampfkraft auf die italienische Flotte los. Von dieser waren 9 Panzerschiffe kampfbereit, die Persano so ordnete, daß 3 das erste Treffen, 4, darunter das Admiralschiff Re d'Italia, welches aber der Admiral während der Bewegung verließ, um sich auf das Turmschiff Affondatore zu begeben, das Zentrum, 2, zu denen nachher noch ein zehntes Panzerschiff [* 10] (Varese) kam, die Nachhut bildeten.
Die Italiener begannen das Feuer, aber die österreichische Flotte ließ sich nicht aufhalten, drängte sich zwischen Spitze und Zentrum des Gegners, und es begann, verhüllt vom Pulverdampf, ein furchtbarer Kampf Schiff [* 11] an Schiff. Tegetthoff zeigte sich im Manövrieren [* 12] überlegen. Allerdings mußte der Kaiser nach heldenmütigem Kampf mit drei Panzerschiffen in San Giorgio Schutz suchen; aber mit seinem Admiralschiff, der Panzerfregatte Ferdinand Max, bohrte Tegetthoff mit Einem Stoß den Re d'Italia in den Grund.
Die italienische Holzflotte unter Vizeadmiral Albini kam der Panzerflotte nicht zu Hilfe, und diese mußte den Kampf aufgeben und sammelte sich westlich von der Insel, nachdem noch der Palestro mit seiner ganzen Bemannung, die ihn nicht verlassen wollte, in die Luft geflogen war. Am Abend kehrte Persano nach Ancona zurück. Er verlor zwei Schiffe, [* 13] und zwei waren kampfunfähig. Tote und Verwundete hatte er nur 44, während die Österreicher 15 Offiziere und 158 Mann verloren. Persano wurde angeklagt und vom Senat zur Amtsentsetzung verurteilt.
Vgl. den Prozeß Persano im »Neuen Pitaval«, neue Serie, Bd. 3 (Leipz. 1867);
»Die Operationen der österreichischen Marine während des Kriegs von 1866« (Wien [* 14] 1866);