Lippen
(Labia), die beiden wulstigen Ränder der Mund
öffnung, sind Hautfalten, welche durch besondere
Muskeln
[* 2] einander bis zum Verschluß des
Mundes genähert werden können. Bei den
Wirbeltieren geschieht dies durch einen den
Mund kreisförmig umgebenden
Muskel; die Lippen
selbst sind außen mit der allgemeinen (beim
Menschen hier äußerst dünnen) Körperhaut,
innen mit dem Anfang der Darmschleimhaut überzogen und gewöhnlich mit
Drüsen versehen. In vielen
Fällen
dienen sie als Tastorgane und sind dann mit
Nerven
[* 3] äußerst reichlich ausgestattet.
Beim
Menschen speziell ist ihre hochrote
Farbe die
Folge der in ihnen zahlreich verbreiteten
Blutgefäße. Bei
Säuglingen hat die innere
Zone der Schleimhaut zottenähnliche
Hervorragungen, welche beim Saugen durch den (bei den Erwachsenen relativ schwächern) sogen.
Saugmuskel an die Brustwarze der
Mutter fest angedrückt werden.
Beim Mann sind sie mit starken
Haaren (s.
Bart) mehr oder weniger
bedeckt. - Im übertragenen
Sinn wird der
Ausdruck auch zur Bezeichnung andrer eine Öffnung umgebender Falten gebraucht.
Bei der äußern Schädlichkeiten sehr ausgesetzten
Lage der und bei ihrem Gefäßreichtum sind Erkrankungen
der Lippen
keine Seltenheit.
Angeboren ist die Lippen
spalte oder
Hasenscharte (s. d.). Die Doppellippe findet sich am häufigsten
an der Oberlippe und ist dadurch charakterisiert, daß sich unter dem Lippenrot
ein mehr oder weniger dicker, wurstartiger
Wulst bildet, welcher durch eine
Furche von der eigentlichen
Lippe
[* 4] abgesetzt ist und daher den Anschein
einer doppelten
Lippe bewirkt.
Häufig, besonders an der Unterlippe und
bei reifern Männern, kommt an den Lippen
der
Krebs
[* 5] in der Form einer Geschwulst vor,
die entweder primär entsteht, oder aus einer warzigen Verdickung sich entwickelt. Es bildet sich zunächst
ein kleines
Knötchen in der
Haut
[* 6] der
Lippe, welches langsam an
Umfang zunimmt und allmählich die über ihm liegende
Haut mehr
und mehr verdünnt. Zuletzt tritt die Geschwulst frei zu
Tage und erscheint als höckerige Geschwürsfläche.
Dabei breitet sich die Geschwulst immer mehr nach allen Richtungen bin aus, es erfolgt schließlich Jauchebildung und Zerfall der krebsig infiltrierten Teile. Dabei werden die benachbarten Lymphdrüsen ergriffen und ebenfalls in Krebsgeschwülste umgewandelt. Die Krankheit heilt nie von selbst, durch Ätzung und Ausschneidung des Krebsknotens wird aber oft vollständige Heilung herbeigeführt. Erfolgt die Operation zu spät, so entwickeln sich im Operationsgebiet ähnliche Geschwulstmassen wie diejenigen, welche entfernt wurden, bis endlich der Kranke, erschöpft durch den Säfteverlust von jauchendem Geschwür, zu Grunde geht.