Lioson
(Lac de) (Kt. Waadt, Bez. Aigle, Gem. Ormont Dessous). 1851 m. Kleiner Alpensee in einem Kar am N.-Hang der das Thal des Ormonts vom Plateau von Les Mosses und von der Vallée de L'Étivaz trennenden Kette des Chaussy und am Fuss des Chaussy, der Pointe des Semeleys und des Châtillon oder Taron. Mitten auf der Alpweide La Chenau in grossartiger Landschaft gelegen. Je 400 m lang und breit. Wird von den Kurgästen der Ormonts, von La Comballaz und von Château d'Œx oft besucht.
Interessante Flora. Das
Wasser des
Sees fliesst zu einem Teil unterirdisch ab und speist einen etwas tiefer entspringenden
starken Quellbach des
Hongrin (Nebenfluss der
Saane; Einzugsgebiet der
Aare). Nahe dem
See ist ein Teil dieses
Quellbaches zur Bewässerung der
Alpe de Lioson
abgelenkt worden, der sich nun mit der
Rionzettaz (einem Nebenarm der
Grande Eau;
Einzugsgebiet der
Rhone) vereinigt. Es entwässert sich
der See also sowohl zur Nordsee als zum Mittelmeer.
Das eine Zeit lang erörterte Projekt, dem See für Leysin Trinkwasser zu entnehmen, ist wieder fallen gelassen worden. Der See ist von Dekan Bridel im 5. Band des Conservateur Suisse beschrieben und vom Waadtländer Dichter Henri Durand besungen worden. Das Kar, in dem der See liegt, ist durch Glazialerosion aus der Flyschbreccie der Kette des Chaussy ausgearbeitet und vielleicht auch noch z. T. durch Einstürze infolge Auslaugung des Bodens durch unterirdisches Wasser vertieft worden. Diesem Umstand dürfte dann die durch das Seewasser gespiesene Quelle ihr Dasein verdanken. In jedem Falle ist aber dieser Zirkus ein typisches Kar wie wir ganz in seiner Nähe noch ein zweites (Vers les Lacs) finden, das zwei kleine Wasserbecken enthält.