Titel
Linz
,
[* 1] 1) Hauptstadt des Erzherzogtums
Österreich ob der Enns,
[* 2] 348 m ü. M., am rechten
Ufer der
Donau, im fruchtbaren
Linzer
Becken gelegen, nimmt als Handelsplatz wegen seiner günstigen
Lage am
Strom und an der Mündung der schiffbaren
Traun
sowie als Eisenbahnknotenpunkt bedeutenden Aufschwung. Es hat zwei Vorstädte und ist durch eine 238 m
lange, auf sechs Granitpfeilern ruhende eiserne
Brücke
[* 3] mit dem gegenüberliegenden
Urfahr (s. d.) verbunden. Unter den
Plätzen
sind bemerkenswert: der große
Franz Josephs-Platz mit einer Dreifaltigkeitssäule (1720 errichtet) und die schöne, mit
Platanen
besetzte, vom
Theater,
[* 4] der
Reitschule, dem Redoutengebäude und dem Landhaus umgebene
Promenade.
Unter den Gebäuden sind zu erwähnen: die alte, 1670 erbaute
Domkirche, der neue, im
Bau befindliche gotische
Dom, die Stadtpfarrkirche
(1286 gegründet, 1822 renoviert), die
Matthias- oder Kapuzinerkirche (mit dem
Grabmal
Montecuccolis), die protestantische
Kirche
(1844 erbaut), das
Schloß (gegenwärtig
Kaserne), die bischöfliche
Residenz, das Landhaus, das
Rathaus,
das Landestheater, das
Museum, mehrere Schulgebäude. ist der Sitz der Statthalterei, einer Bezirkshauptmannschaft (für die
Umgebung, da Linz
selbst eine Stadt mit eignem
Statut ist), eines
Landesgerichts, einer Finanzdirektion, einer
Post- und einer
Eisenbahnbetriebsdirektion, des dritten
Truppen-Divisionskommandos sowie des oberösterreichischen
Landtags und eines
Bischofs.
An wissenschaftlichen Anstalten besitzt ein bischöfliches
Seminar mit der theologischen Diözesanlehranstalt,
ein Obergymnasium, eine
Oberrealschule, eine Bildungsanstalt für
Lehrer und
Lehrerinnen, eine
Handelsakademie, gewerbliche
Fortbildungsschule,
Hebammenlehranstalt, ein Taubstummen- und Blindeninstitut, das Landesmuseum Francisco-Carolinum, endlich eine
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 5] von Linz.]
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mehr
öffentliche Bibliothek (mit 31,000 Bdn.). Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten
sind das neue städtische Krankenhaus
[* 7] und die Landesirrenanstalt hervorzuheben. Linz
hat drei Männer- und mehrere Frauenklöster.
Institute zur Hebung
[* 8] des Gewerbfleißes und des Handels sind: die Handels- und Gewerbekammer, der Gewerbeverein, die Sparkasse (22,9
Mill. Gulden Einlagen), die Bank für Oberösterreich und Salzburg,
[* 9] die Filiale der Österreichisch-Ungarischen
Bank etc. Die Einwohner, (1880) mit der Garnison (2799 Mann) und einschließlich der Vororte Lustenau und Waldegg 41,687 an der
Zahl, sind sehr gewerbfleißig.
Fabriken für Maschinen und Waggons, Schafwollwaren, Leder, Bier, Kaffeesurrogate, Bretter, Zündhölzchen, Schuhwichse sowie die k. k. Tabaksfabrik beschäftigen zahlreiche Arbeitskräfte. Bedeutend ist ferner die Schiffswerfte, auf welcher auch eiserne Dampfer gebaut werden. Der Handel ist sehr ansehnlich; ist einer der Stapelplätze des Donauhandels, insbesondere für den Export von Eisenwaren, Salz [* 10] und Mehl [* 11] und den Import von Rohprodukten und Kolonialwaren.
Die österreichischen Staatsbahnen
[* 12] mit den Linien von Wien
[* 13] über Salzburg und über Braunau nach München,
[* 14] dann nach Passau
[* 15] und über Gaisbach nach Budweis, die Kremsthalbahn, die Donau (die mit Dampfern befahren wird, welche in Linz
Station
über Nacht machen) mit ihren schiffbaren Nebenflüssen (Inn, Traun, Enns, Salzach) und die guten Straßen befördern sehr den
Handel. Als strategischer Punkt hat Linz
seit Auflassung der 32 sogen. Maximilianschen Türme, welche ihrem
Zweck als fortifikatorische Werke nicht mehr entsprachen, und von denen nur noch einige, darunter die fünf Türme auf dem
Pöstlingberg, erhalten werden, seine Wichtigkeit verloren. Im September jedes Jahrs findet in ein sehr belebtes Volksfest,
verbunden mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung, statt. Linz
hat eine Gas-, eine neue Wasserleitung
[* 16] und
eine Tramway, einen Volksgarten und einen botanischen Garten.
[* 17]
Nördlich von Linz
über Urfahr erhebt sich der Pöstlingberg, 537 m, mit Wallfahrtskirche und umfassender Aussicht. Westlich
von Linz
der Freinberg mit Jesuitenkollegium und bischöflichem Knabenseminar nebst Privatgymnasium. Dabei neue Anlagen des Verschönerungsvereins.
Südöstlich von Linz
Kleinmünchen mit mehreren großen Industrieetablissements (Baumwollspinnerei
und -Weberei, Teppichfabrik, Kunstmühle und Teigwarenfabrik) und (1880) 2201 Einw. -
Linz
wird schon zur Zeit der Römer
[* 18] als Lentia genannt. Herzog Leopold VI. von Österreich brachte es von dem reichen Adelsgeschlecht
der Grafen von Haunsberg an sich. Friedrich III. befestigte die Stadt. Unter Ferdinand II. ward sie von den
Bauern vergeblich belagert, und fand daselbst der Friedensschluß zwischen dem Kaiser Ferdinand III. und dem Fürsten
Georg Rákóczy von Siebenbürgen statt. Im österreichischen Erbfolgekrieg wurde Linz
1741 von den Bayern
[* 19] und Franzosen erobert, aber
von den Österreichern wieder genommen. Am kam es hier zu einem Gefecht zwischen den Österreichern
unter Kolowrat und den Sachsen
[* 20] und Württembergern unter Bernadotte, in welchem die letztern Sieger blieben.
Vgl. Krackowizer,
Die Landeshauptstadt Linz
(Linz
1875);
Hiptmair, Geschichte des Bistums Linz
(das. 1885).
2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, [* 21] Kreis [* 22] Neuwied, am Rhein und an der Linie Friedrich-Wilhelmshütte-Oberlahnstein der Preußischen Staatsbahn (mit großartigem Viadukt), 48 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, ein altes Schloß, ein Progymnasium, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, große Basaltbrüche, Gerberei, eine Dampfmühle, Ziegeleien, Fabrikation feuerfester Steine und Dachpfannen, lebhaften Weinhandel und (1885) 3410 meist kath. Einwohner.