Titel
Linth
und Limmat (Kt. Glarus, St. Gallen, Schwyz Zürich und Aargau). Rechtsseitiger Nebenfluss zur Aare. Sein Einzugsgebiet misst 2424 km2 = 13,8% des ganzen Aaregebietes und umfasst den ganzen Kanton Glarus nebst einem kleinen Teil des Kantons Uri, den südwestl. Teil des Kantons St. Gallen, den nördl. Teil des Kantons Schwyz, den südl. und südwestl. Teil des Kantons Zürich, den nordöstl. Teil des Kantons Zug und einen kleinen Teil des Kantons Aargau.
Die Grenze des Flussgebietes läuft von der Einmündung in die Aare zunächst über den Scheitel des Siggenbergs, folgt dann von Baden weg dem Kamm der Lägern, durchquert westl. vom Katzensee das Furtthal, wo ein niedriger Moränenwall (462 m) die Grenze gegen das Gebiet der Glatt bildet, und folgt nun auf 30 km Länge dem Scheitel der Molassekette Käferberg-Zürichberg-Pfannenstiel, die das Limmat- und Zürichseethal begleitet. Bei Hombrechtikon setzt sie quer über das abgestutzte S.-Ende des Glattthals zum Bachtel hinüber.
Die Grenze gegen das Tössgebiet liegt nördl. von
Wald in der
Sohle des gegen
Fischenthal sich erstreckenden
Thales. Die Wasserscheide
gegen die
Thur wird zunächst durch die von der
Kreuzegg (1314 m) bis zum
Speer (1954 m) sich ziehende Nagelfluhkette
und dann durch die 30 km nach O. laufende
Churfirsten- und Alvierkette gebildet. In der Thalbifurkation von
Sargans liegt die
Wasserscheide zwischen Linth
und
Rhein nur 3,5 km von diesem entfernt und blos wenige Meter höher als er selbst (490 m),
so dass eine Ablenkung des
Rhein nach dem Linth
gebiet möglich wäre.
Linth

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Seite 43.158.Die Grenze gegen das Rheingebiet folgt nun dem Kamm der Bergkette auf der O.-Seite des Weisstannenthals und wird dann von der Grossen Scheibe (2791 m) bis zum Catscharauls (3062 m) auf 39 km Länge durch die auf der S.-Grenze des Kantons Glarus liegende, über Piz Segnes (3102 m), Vorab (3025 m), Hausstock (3152 m), Bifertenstock (3426 m) und Tödi (3623 m) verlaufende Hochgebirgskette gebildet. Als Wasserscheide gegen die Reuss verläuft die Grenze weiter über den Claridenfirn und den Claridenstock (3270 m) zum Klausenpass (1952 m), folgt dann dem Kamm der Jägernstöcke ostwärts bis zum Ortstock (2715 m) und zieht sich hierauf nordwärts über Pfannenstock (2572 m) und Silbern (2314 m) quer über das westl. Glärnischgebiet zum Pragelpass (1554 m). Sie geht nun auf der N.-Seite des Muotathals und des Thalbeckens von Schwyz über den Drusberg (2283 m) zum Mythen (1902 m), steigt bei Rotenturm ins Thal der Biber hinunter (935 m), verläuft über die Molassehöhen nördl. vom Aegerisee, durchquert das Moränenplateau von Menzingen (805 m), zieht sich über die flachen Molassehügel auf der W.-Seite des Reppischthals und endlich, nur noch 2-4 km vom Reussbett entfernt, über den Hasenberg, den ¶
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![vergrössern: Einzugsgebiet der Linth und Limmat. ^[Karte: 6° 30’ O; 47° 0’ N; 1:650000]. vergrössern: Einzugsgebiet der Linth und Limmat. ^[Karte: 6° 30’ O; 47° 0’ N; 1:650000].](/meyers/teile/43/43_0158-1.jpg)
Heitersberg und die Höhen westl. von Baden wieder zum Bett der Aare hinunter.
Die Linth
entsteht aus zwei Quellbächen, dem Sandbach und dem Limmernbach, deren Thäler die Tödigruppe im engern Sinn des
Wortes einschliessen. Der grössere der beiden, der Sandbach, entfliesst in etwa 2550 m dem am NW.-Fuss des
Tödi liegenden Sandfirn, fliesst über die zwischen den Tödi und die Claridenkette eingebettete, 1900-2050 m hoch liegende
Thalstufe von Obersand und stürzt dann in einer ununterbrochenen Folge von Wasserfällen in den 500 m tiefer liegenden, 4 km
langen Thalkessel von Untersand. In dem zirkusartigen, in die krystallinen Schiefer eingeschnittenen Hintergrund
dieses letzteren wird er verstärkt durch den vom Claridenstock herkommenden Beckibach und den Bifertenbach, den Abfluss des
vom Gipfel des Tödi herabsteigenden Bifertenfirns. Am N.-Ende dieser Thalstufe, wo die gewaltigen Malmwände des Selbsanft
im O. und des Gemsistockes im W. immer näher zusammentreten, empfängt er von links den Wallenbach, den
Hauptabfluss des Claridenfirns, und kurz nachher von rechts den Limmernbach, der am Limmerngletscher auf der SO.-Seite des Selbsanft
entspringt und in die Malmmasse, durch die dieses Gebirge mit dem Nüschenstock zusammenhängt, eine 2,5 km lange schauerliche
Schlucht, das Limmerntobel, eingeschnitten hat.
Von der Vereinigung von Sandbach und Limmernbach an führt der Fluss nun den Namen Linth.
Er verschwindet
neuerdings in einer spaltenförmigen, ungangbaren, in den Malmkalk eingesägten Schlucht, der
1 km langen Linth
schlucht, die
an Grossartigkeit mit der Aareschlucht bei Meiringen wetteifert, jedoch leider blos an ihrem untern Ende für die Touristen
zugänglich ist. Einen schönen Einblick in sie erhält man von der Pantenbrücke aus, die im Jahr 1902 neu
gebaut wurde, als man den in die Sandalp hinauf führenden Fussweg durch ein Fahrsträsschen ersetzte. Wie die Klus hinter
Kandersteg und die Aareschlucht, so haben auch das Limmerntobel und die Linth
schlucht sich an der Stelle gebildet, wo der Fluss
aus der Region der krystallinen Gesteine in die Zone des Jurakalkes eindringt. Bis zum Austritt aus diesen
Schluchten (830 m) hat der junge Fluss auf eine Länge von 9,5 km ein Gefälle von 1720 m = 18%.
Linth

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Seite 43.159.Der Fluss tritt nun in das eigentliche Linththal ein, dessen südlichster, vom Thierfehd bis nach Schwanden reichender Abschnitt von den Glarnern das Grossthal (im Gegensatz zum Sernfthal oder Kleinthal) genannt wird. Es ist anfänglich fast genau nach N. und dann von Linthal bis Schwanden nach NNO. gerichtet. Seine östl. Thalwand wird durch die steil und gleichförmig aufsteigenden, fast ganz aus eozänen Schiefern und Sandsteinen aufgebauten, von zahlreichen Runsen durchfurchte und mit dunkeln Tannenwäldern bekleideten Abhängen der Hausstock- und Freibergkette gebildet. Die westl. Thalwand gehört im S. der Claridenkette, nordwärts der Glärnischgruppe an und ist in den untern Partien ebenfalls durch grosse Steilheit ausgezeichnet, trägt jedoch höher oben breite, mit Wiesen und Weiden bedeckte Terrassen, ¶
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über denen sich dann die Kalkmauern der Hochgebirgsgipfel erheben. Unter den Bächen, welche die Linth
zwischen Thierfehd
und Schwanden aufnimmt, erwähnen wir auf der linken Seite den Schreyenbach aus dem Thal der Fisitenalp, den Fätschbach vom
Urnerboden, den Brummbach von Braunwald, den Luchsingerbach aus dem Bösbächithal und den Leuggelbach; auf
der rechten Seite den Durnagelbach aus dem Durnachthal, den Diesbach aus dem Diesthal, den Haslerbach von der Schönau und als wichtigsten
Zufluss auf Glarnerboden den Sernf aus dem Sernfthal.
Die Vertiefung der Seitenthäler, die mit Ausnahme desjenigen des Fätschbachs und des Sernfthals alle nur geringe Länge haben,
hat nicht Schritt gehalten mit derjenigen des Hauptthals; darum sehen wir die Seitenbäche teils mit
hohen Wasserfällen ins Linththal stürzen, teils in engen Schluchten in dasselbe einmünden. Die von diesen Bächen, namentlich
von den aus dem Flyschgebiet der Freiberge kommenden Runsen abgelagerten Schuttkegel bedecken in fast ununterbrochener Folge
den meist nur 500-800 m breiten Thalboden und drängen die Linth
bald auf die linke, bald auf die rechte
Thalseite. Von Thierfehd bis zur Einmündung des Sernf bei Schwanden (516 m) fällt der Fluss auf eine Länge von 16 km um 314 m
= 2%.

Von Schwanden bis zum Walensee verläuft das Linththal in fast rein nördl. Richtung. Im W. wird es hier von den steil aufragenden Wänden des Glärnisch und des Wiggis, im O. von den sanfter geböschten Abhängen der Schildgruppe begrenzt, und seine Sohle erweitert sich auf eine Breite von durchschnittlich 1,5 km. Der Thalboden wird jedoch zwischen Schwanden und Glarus von einer 50-200 m hohen Hügelmasse, der Ablagerung des diluvialen Bergsturzes von Guppen am Glärnisch, zwischen Glarus und Netstal von Ueberresten der alten Bergstürze des Klönthals bedeckt.
Die Linth
ist durch diese Trümmermassen auf die O.-Seite des Thales hinübergedrängt worden und hat zwischen Schwanden und
Glarus
die in das alte Thal eingelagerte Hügellandschaft in einer neuen, mehrfach gekrümmten, schmalen Thalrinne
durchschnitten. Unterhalb Netstal wird der Thalboden völlig eben; die Linth
betritt die durch ihre eigenen Geschiebeablagerungen
aufgeschüttete
Ebene, eine Deltabildung, durch die Walensee und Zürichsee, die einst eine zusammenhängende, südwärts bis
in die Gegend des heutigen Glarus
hinaufreichende Wasserfläche bildeten, voneinander getrennt worden sind.
In künstlich gegrabenem Kanal durchschneidet die Linth
diese Ebene und ergiesst sich bei 423 m in das W.-Ende des Walensees.
Auf dem Weg von Schwanden bis hieher nimmt sie ausser einer Reihe von kleineren Bächen, von denen wir blos die Guppenrunse
erwähnen, als einzigen grössern Zufluss den Löntsch, den Abfluss des Klönthals, auf. Auf diesem 17,5
km langen Abschnitt ihres Laufes hat sie ein Gefälle von 93 m = 0,53%.
Der Walensee erfüllt den westl. Teil des merkwürdigen, am S.-Fuss der Churfirstenkette liegenden Verbindungsthales zwischen Rheinthal und Linththal auf eine Länge von 15 km. Ausser durch seinen Hauptzufluss, die aus dem Weisstannenthal kommende Seez, wird er durch eine Menge von von N. und S. herkommenden Bergbächen gespiesen, von denen der das Murgthal entwässernde Murgbach der wichtigste ist. (S. den Artikel Walensee).
In einer Entfernung von blos 1,7 km von ihrer Einmündung verlässt die Linth den Walensee wieder beim Städtchen Weesen und fliesst in künstlichem Bette, das die Grenze zwischen den Kantonen Glarus und St. Gallen, später zwischen Schwyz und St. Gallen bildet, zunächst westwärts bis Ziegelbrücke, dann fast geradlinig nach NW. mitten durch die weite Alluvialebene bis zum Schloss Grinau, biegt hier um das O.-Ende des Untern Buchbergs nach W. um und ergiesst sich in den Obersee, den östl. Abschnitt des Zürichsees (409 m). Auf diesem 16 km langen Lauf hat sie ein Gefälle von blos 14 m = 0,09%. Unter den Nebenadern dieses Flussabschnittes sind auf der linken Seite der Niederurnerbach, der Biltnerbach und die alte Linth, in der sich zahlreiche Bäche der linken Thalseite vereinigen, auf der rechten Seite der Kaltbrunnerbach zu erwähnen. Das Flussthal ist hier ganz in die miozäne Nagelfluh- und Sandsteinzone eingebettet. Zwischen Ziegelbrücke und Niederurnen, wo es die südl. Nagelfluhkette (Hirzli-Speer) durchschneidet, ist es auf 1 km Breite eingeengt; dann aber dehnt es sich rasch zu ¶